Zivilisationskrankheiten bei Tieren?
Das ist eine Frage, die der Tierarzt und Spezialist für Veterinär-Physiologie, Dr. Jörg Rudolf Aschenbach, sofort bejahen würde. „Wir Menschen haben unsere Haustiere aus ihrem natürlichen Lebensraum, an den sie sich im Zuge ihrer evolutionären Entwicklung über viele Jahrtausende hinweg angepasst haben, wieder herausgenommen und in unsere zivilisierte Umwelt eingegliedert“, erläutert er das Problem.
Hochleistungskühe leiden manchmal unter Zivilisationskrankheiten
Das ist eine Frage, die der Tierarzt und Spezialist für Veterinär-Physiologie, Dr. Jörg Rudolf Aschenbach, sofort bejahen würde. „Wir Menschen haben unsere Haustiere aus ihrem natürlichen Lebensraum, an den sie sich im Zuge ihrer evolutionären Entwicklung über viele Jahrtausende hinweg angepasst haben, wieder herausgenommen und in unsere zivilisierte Umwelt eingegliedert“, erläutert er das Problem. „Wird das Anpassungsvermögen der Tiere dabei überfordert, können Krankheiten entstehen, die man durchaus mit dem Wort Zivilisationskrankheiten umschreiben könnte.“
Mit solchen Zivilisationskrankheiten beschäftigt sich der junge Tierarzt vom Institut für Veterinär-Physiologie der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig wissenschaftlich. Und das so gut, dass ihm die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG) einen der drei Nachwuchswissenschaftlerpreise verlieh, von denen immerhin zwei nach Leipzig gingen (Über den anderen Peis hatten wir bereits informiert). Dr. Aschenbach erhielt den Preis für seine Arbeiten zur Pansen-Azidose und zur Resorption und Entgiftung biologisch wirksamer Amine im Verdauungstrakt.
Hinter dem Namen „Pansen-Azidose“ verbirgt sich eine der sogenannten Zivilisationskrankheiten, die dann auftreten können, wenn sich der tierische Organismus nicht an eine Lebensweise anpassen kann, die vor allem den menschlichen Bedürfnissen geschuldet ist. In freier Natur nehmen Wiederkäuer, z.B. Schafe und Rinder, normalerweise schlecht verdauliches, energiearmes Futter auf. Die Tiere können dieses Futter jedoch in einem speziell dafür vorhandenen Vormagen (dem Pansen) durch Mikroorganismen verdauen lassen und sich selbst dann wiederum von den mikrobiellen Endprodukten (kurzkettige Fettsäuren) ernähren.
Hochleistungskühe aber können ihren Nährstoffbedarf über nur energiearmes Futter nicht mehr decken, so dass zunehmend energiereiches Futter verabreicht werden muss. Dies kann in einigen Fällen zu einer überschießenden Säureproduktion im Pansen führen und die Tiere erkranken an Pansen-Azidose. Dr. Aschenbach hat sich dieser Tier-Krankheit in seiner wissenschaftlichen Arbeit angenommen und sich vor allem mit den Prozessen beschäftigt, die im Pansen zu Beginn der Erkrankung ablaufen. Daraus lassen sich wiederum Schlussfolgerungen für die Vorbeugung und Behandlung dieser Tierkrankheit ableiten.
Die Gefahr von Pansenazidosen ist übrigens auch ein Grund dafür, dass an Zoogehegen mit Damwild oder anderen Wildwiederkäuern ein Schild angebracht ist: „Bitte nicht füttern!“ „Diese Bitte sollte man unbedingt erfüllen“, so Dr. Aschenbach, „denn eine schwere Pansenazidose könnte für das Wild tödlich sein“.
weitere Informationen:
Dr. Jörg R. Aschenbach
Telefon: 0341 – 97 38 076
E-Mail: aschenb@vmf.uni-leipzig.de
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http://www.vmf.uni-leipzig.de/ik/wphysiologieAlle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften
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