Mykotoxine im landwirtschaftlichen Bereich
Die schleichende Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier
In unterschiedlichen Bereichen der Land- und Ernährungswirtschaft werden wir mit Pilzen konfrontiert. Sie können einerseits positive Auswirkungen haben, wie die Geschmacksverbesserung durch Schimmelpilze bei Käse und Wurst, andererseits aber auch die Qualität von Nahrungs- oder Futtermitteln negativ beeinflussen.
In der modernen Tierhaltung besteht ein großer Teil des eingesetzten Futters aus Konservaten. Dazu gehören z. B. das in der Nutztierhaltung eingesetzte Getreide oder Silage ("konserviertes" Gras oder "konservierter" Mais). Schimmelpilze, die sich im Futter entwickeln, können toxische Stoffwechselprodukte, so genannte Mykotoxine, absondern. Diese stellen eine schleichende Gefahr für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere dar. Sie können auch über das Tier in die Nahrungsmittel gelangen. Zur Vermeidung von Mykotoxinen müssen durch fachgerechte Konservierung und Lagerung Bedingungen geschaffen werden, bei denen die mykotoxinbildenden Schimmelpilze nicht leben können.
Als Konservierungsmittel eingesetzte Milchsäure inaktiviert Schimmelpilze
Im Institut für Agrartechnik Bornim (ATB) untersucht und bewertet man deshalb in einem Forschungsschwerpunkt unterschiedliche Verfahren der Konservierung von Futtergetreide.
Bei der Konservierung von feuchtem Futtergetreide werden z. Z. häufig Propionsäure oder Mischungen anderer Säuren eingesetzt. Sie führen zur Abtötung oder Inaktivierung der am Korn anhaftenden Mikroorganismen einschließlich der Schimmelpilze. Da der Umgang mit der korrosiven Propionsäure nicht ganz unproblematisch ist, wurde untersucht, ob der Einsatz von Milchsäure eine Alternative sein kann. Mit Erfolg: Sie ist weniger aggressiv, besitzt aber vergleichbare konservierende Eigenschaften. Besonders positiv ist, dass sich Milchsäure nicht nur auf chemischem Wege, sondern auch biotechnologisch auf der Basis nach-wachsender Rohstoffe herstellen lässt.
Lagerung unter Luftabschluss
Eine weitere Möglichkeit der Konservierung ist die Lagerung von geschrotetem Getreide unter Luftabschluss bei Gutfeuchten bis maximal 20 %. Nach der Zerkleinerung des feuchten Getreides, z. B. mit einem Doppelwalzenstuhl wird das Schrot in einem Flachsilo mit einem Traktor festgefahren und mit Folie möglichst luftdicht abgedeckt. Die Untersuchungen am ATB haben ergeben, dass im Getreideschrot der Besatz an Ochratoxin A, einem gefährlichen Mykotoxin bestimmter Schimmelpilze, bei dieser Lagerungsart unter dem zur Zeit diskutierten Grenzwert lag.
Das Schroten mit dem Doppelwalzenstuhl und die Schrotlagerung unter Luftabschluss sind auch auf Grund des geringen Energiebedarfs zu empfehlen.
Feldholzhackschnitzel verlustarm und gesundheitsverträglich lagern
Mikrobiell bedingte Verluste und Schädigungen treten aber nicht nur bei der Futterkonservierung auf, sondern können auch in anderen Bereichen erhebliche Ausmaße annehmen. Ein Beispiel dafür ist die Lagerung von Feldholzhackschnitzeln, die z. B. in Holzfeuerungsanlagen zur Energieerzeugung verwendet werden. Im Unterschied zu Waldholz, bei dem zwischen dem Fällen der Bäume und dem Hacken meist längere Zeit vergeht, in der das Holz abtrocknen kann, muss Feldholz, z B. Pappeln und Weiden, unmittelbar nach dem Schneiden abtransportiert werden, um den Neuaufwuchs nicht zu gefährden. Es hat zu diesem Zeitpunkt einen Wassergehalt von 50 bis 55 %, was zu einer erhöhten Stoffwechseltätigkeit der Mikroorganismen und dadurch zu erheblichen Trockenmasseverlusten und zur Schimmelpilzbildung führt. Das ist energetisch und wirtschaftlich ungünstig und kann arbeitshygienisch bedenklich werden, wenn das Bedienpersonal den Pilzsporen in erhöhtem Maße aus-gesetzt ist. Am ATB wurden deshalb Untersuchungen zur Lagerung verschiedener Feldholz-Hackgutfraktionen durchgeführt, die letztendlich zu Empfehlungen für eine verlustreduzierte und humanhygienisch verträgliche Lagerung dieser Biobrennstoffe geführt haben.
Ansprechpartner:
Dr. Christine Idler, Dr. Thomas Hoffmann, Dr. Volkhard Scholz
Abteilung Technik der Aufbereitung, Lagerung und Konservierung
Tel: (0331) 5699-124, -324 bzw. -312
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