Sojabohnen: Hexanfrei zum Protein – auch ohne Gentechnik
Sojabohnen sind die wichtigste Rohstoffbasis für zahlreiche Sojaprodukte, die in Lebensmitteln wie Backwaren, Milchprodukten und Müsliriegeln enthalten sind. Um die Bohnen in Proteinprodukte weiterverarbeiten zu können, müssen sie entölt werden. Bislang wird das Öl in Hexan gelöst, das nicht nur giftig und umweltschädigend wirkt, sondern auch leicht entzündbar ist. Mit Unterstützung der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ (AiF) haben Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin ein Verfahren entwickelt, in dem das Öl mit wässrigem Alkohol ebenso erfolgreich aus dem Rohstoff verdrängt wird. Der innovative Prozess ermöglicht erstmals, Proteinherstellung und Ölgewinnung in einer einzigen Anlage zu kombinieren. Während Hexananlagen besonders groß sind, um wirtschaftlich arbeiten zu können, und mit aufwändiger Sicherheitstechnik ausgestattet sein müssen, kann das neue Verfahren in kleinen Fabriken der mittelständischen Industrie mit einem deutlich geringeren sicherheitstechnischen Aufwand wirtschaftlich eingesetzt werden. Der Betrieb solcher Anlagen erlaubt zudem, ausschließlich gentechnisch nicht modifizierte Handelsware als Rohstoff zu nutzen und damit den Wünschen vieler Verbraucher entgegenzukommen.
Die Forschungsarbeiten zeigten, dass ein wesentlicher Einfluss auf die Entölung vom Feinheitsgrad des Sojamehls und von der Konzentration des wässrigen Alkohols ausgeht. Die Entölung gelingt um so weitreichender, je feiner das Sojamehl ist. Die Wissenschaftler erhöhten den Zellaufschluss des Rohstoffs nach dem Mischen des feinen Mehls mit wässrigem Alkohol in einem Hochdruckhomogenisator. Das Öl wurde in mehreren Stufen mit einer Zentrifuge aus der Mischung verdrängt. Durch Extraktion des entstehenden Proteinschlamms wurden die Proteinprodukte gewonnen. Das neue Verfahren ermöglicht es, Produkte mit einem Proteingehalt von über 90 Prozent und einem Restölgehalt von weniger als einem Prozent herzustellen. Außerdem können auch alle anderen Qualitätsmerkmale den Wünschen der Anwender angepasst werden.
Von den Ergebnissen können nicht nur die Hersteller und Verwender von Sojaproteinprodukten und -ölen profitieren, sondern auch die Anlagen- und Maschinenbauindustrie. Darüber hinaus kann das Verfahren zur Sicherung von Märkten beitragen, die wegen der skeptischen Haltung vieler Verbraucher gegenüber Produkten aus gentechnisch veränderten Rohstoffen unsicher geworden sind. Die weltweite jährliche Produktion von Sojaproteinen beträgt gegenwärtig rund eine halbe Million Tonnen. Die Wachstumsrate für ihre Herstellung entspricht etwa 15 Prozent pro Jahr. Derzeit ist keine Sättigung des Weltmarktes abzusehen.
Ansprechpartner: Prof. Dr. Friedrich Meuser, Technische Universität Berlin,
E-Mail: friedrich.meuser@tu-berlin.de, Tel.: 030 31427-550
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