Hochwasserschutz durch ökologischen Landbau
Alljährlich findet am 22. März der Weltwassertag statt. Wasser stellt einerseits ein lebenswichtiges, andererseits aber auch ein lebensgefährliches Element für die Menschheit dar. In diesem Jahr hat die UN „Wasser und Naturkatastrophen“ in den Mittelpunkt gestellt, um auf die Folgen der sich weltweit häufenden Naturkatastrophen aufmerksam zu machen. Die Anzahl der folgenschweren Hochwasser war im letzten Jahrzehnt höher als in den Jahrzehnten zuvor. Nur noch wenige Länder sind frei von Hochwasserkatastrophen. In Deutschland hat die Jahrhundertflut der Elbe ganze Städte zerstört, gegenwärtig leidet Neuseeland unter extremem Hochwasser.
Bodenverdichtung und Verschlämmung führen zu einer Reduzierung der Infiltration (Versickerungsleistung von Böden) landwirtschaftlich genutzter Böden. Auslösende Faktoren für diese „schleichende Versiegelung“ unserer Böden sind abnehmende Humusgehalte, abnehmende biologische Aktivität und zunehmende Verdichtungen durch zu hohe mechanische Bodenbelastung. Hohe Infiltrationsleistungen eines intakten Bodengefüges dagegen können die Intensität von Hochwasserereignissen vermindern.
Wissenschaftler/Innen des Institutes für Pflanzenernährung und Bodenkunde und des Institutes für Ökologischen Landbau der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) untersuchen die Zusammenhänge zwischen physikalischen, chemischen und biologischen Bodenparametern und der Infiltration (Versickerungsleistung von Böden) auf unterschiedlichen Skalen. Bekannt ist aus zahlreichen Untersuchungen, u.a. auch anderer FAL-Institute, dass pfluglose („konservierende“) Bodenbearbeitung in konventionellen Betrieben deutlich zur Erhöhung der Infiltration beitragen kann. Auf ökologisch wirtschaftenden Betrieben wirken jedoch eine Vielzahl weiterer Faktoren positiv auf die Infiltration. Durch günstigere Bedingungen für die Bildung von „Bioporen“, geschaffen durch die Aktivität von Bodenlebewesen, insbesondere von Regenwürmern, weisen ökologisch bewirtschaftete Ackerböden unter ansonsten gleichen Bedingungen etwa doppelt so hohe Infiltrationsraten auf wie konventionell bewirtschaftete Böden. Durch den Anbau von mehrjährigem Ackerfutter (z.B. Kleegras) und Zwischenfrüchten, sowie optimaler Zufuhr organischer Dünger ist der Humusgehalt in ökologisch bewirtschafteten Böden in der Regel höher als in konventionell bewirtschafteten Böden. Durch Vermeidung mechanischer Eingriffe in den Boden (Bodenruhe durch mehrjähriges Ackerfutter, konservierende Bodenbearbeitungsstrategien) stellt sich schon relativ kurzfristig ein Bodengefüge mit verbesserten Regulationsfunktionen (erhöhte Wasserinfiltration in das Bodenprofil) ein. Diese positive Wirkung konnte bereits nach drei Jahren ökologischer Bewirtschaftung auf den Versuchsflächen des Institutes für Ökologischen Landbau der FAL in Trenthorst (Schleswig-Holstein) festgestellt werden.
Vor dem Hintergrund der verheerenden Hochwasserereignisse der jüngsten Vergangenheit, kann die Erhaltung einer standorttypischen hohen Infiltrationsrate durchaus als eine der wichtigsten, nicht durch Produktpreise entlohnte Leistung der Landwirtschaft angesehen werden. Die Förderung des ökologischen Landbaus ist daher auch als eine wirksame ökologische Ausgleichsmaßnahme für anthropogene Versiegelungen anzustreben.
Kontakt: Prof. Dr. Dr. Ewald Schnug, PD Dr. Gerold Rahmann, Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), Bundesallee 50, D-38116 Braunschweig, Tel.: 0531596 2101, E-mail: pb@fal.de
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