Öko-Schweine: besser für die Umwelt
IÖW vergleicht die ’wahren’ Kosten der ökologischen und der konventionellen Schweinemast
Die konventionelle Schweinemast verursacht durch Umweltschäden deutlich höhere gesellschaftliche Kosten als die ökologische. Dies ist das Ergebnis einer heute in Berlin vorgestellten Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). Würden diese Kosten nicht wie bisher von der Allgemeinheit getragen, sondern den Verursachern direkt angelastet, müsste jedes konventionell erzeugte Mastschwein rund 50 Euro mehr kosten. Pro Kilogramm Schweinefleisch bedeutete das einen Aufschlag von rund 47 Cent. Die Studie verdeutlicht beispielhaft die Vorteile einer Ausweitung der ökologischen Landwirtschaft.
Von den jährlich 37,5 Millionen Mastschweinen in Deutschland werden nur 100.000 nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus gemästet. Dabei, so die IÖW-Studie im Auftrag der Verbraucherorganisation foodwatch, haben die Öko-Schweine erhebliche Vorteile für die Umwelt: bei der Futterproduktion werden keine Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger eingesetzt. Der Primärenergieverbrauch ist um ein Viertel geringer, und die Stickstoffeinträge in Gewässer sind um mehr als drei Viertel niedriger. Die konventionelle Schweinemast trägt bezogen auf ein Kilogramm Fleisch viermal so viel zum Treibhauseffekt bei. „Die externen Kosten für die Vermeidung der Umweltschäden aus der konventionellen Schweinemast summieren sich auf 47,3 Cent je Kilogramm“, so Michael Steinfeldt, Experte für Ökobilanzen am IÖW.
Thomas Korbun, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des IÖW und Leiter der Studie, sieht neben der besseren Ökobilanz noch weitere Vorteile der ökologischen Schweinemast: „Bei Öko-Schweinen treten weniger Verletzungen und Verhaltensstörungen auf, da die Haltungsbedingungen deutlich tiergerechter sind. Die ökologische Schweinemast setzt anders als die konventionelle kein gentechnisch verändertes Soja als Futtermittel ein und die Zahl der Arbeitsplätze je Mastschwein ist um 40 – 90 % höher.“
Öko-Schnitzel sind mit 13 Euro/kg an der Ladentheke fast doppelt so teuer wie konventionelle Schnitzel. Dies hält viele Konsumentinnen und Konsumenten vom Kauf ab. Konventionell erzeugtes Schweinefleisch wiederum kann so billig verkauft werden, weil die mit seiner Produktion einhergehenden Umweltschäden nicht in den Preis eingehen. Andererseits ist Öko-Schweinefleisch an der Ladentheke vor allem deshalb so teuer, weil seine Verarbeitung und der Vertrieb aufgrund des geringen Marktanteils von rund 0,5 % im Vergleich zum konventionellen Massenmarkt erhebliche Mehrkosten verursacht.
Aus den Ergebnissen der Studie ziehen die IÖW-Experten zwei Schlüsse für die Agrarpolitik: Zum einen müssen die Umweltschäden durch die konventionelle Massenproduktion von Schweinen durch Auflagen oder ökonomische Instrumente deutlich gesenkt werden. Zum anderen sollte die ökologische Schweinehaltung besser gefördert werden. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Entwicklung fester Abnahmebeziehungen zwischen Erzeugern und Handel und die Professionalisierung der Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen.
Die IÖW-Studie „Was kostet ein Schnitzel wirklich? Ökologisch-ökonomischer Vergleich der konventionellen und der ökologischen Produktion von Schweinefleisch in Deutschland“ wurde im Auftrag der Verbraucherorganisation foodwatch e.V. durchgeführt und von der Stuttgarter Stiftung für Bildung und Behindertenförderung (SBB) gefördert.
Eine Kurzfassung der Studie ist Bestandteil des „foodwatch-Reports über falsche Preise und wahre Kosten der Fleischproduktion“, in dem die Verbraucherorganisation foodwatch ihre politischen Folgerungen aus den Ergebnissen darstellt. Der Report ist unter www.foodwatch.de zum Download verfügbar.
Die Langfassung ist als IÖW-Schriftenreihe 171/04 (ISBN 3-932092-72-4, 19,50 EUR) erschienen. Bestellen: vertrieb@ioew.de, Rezensionsexemplar anfordern: kommunikation@ioew.de.
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Institut für ökologische Wirtschaftsforschung gGmbH (IÖW)
Thomas Korbun (Projektleitung)
Potsdamer Str. 105, 10785 Berlin
Tel. 030-884594-0, Fax 030-8825439
E-Mail: Thomas.Korbun@ioew.de
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