Intelligente Schweine finden immer ihr Futter
Ton-Schalter-Futterautomaten: Maschinen im Dienste der artgerechten Schweinehaltung
Schweine sind ziemlich kluge Tiere, die in natürlicher Umgebung erkundungsfreudig und anpassungsfähig sind. In der konventionellen Schweinehaltung können die meisten dieser Fähigkeiten nicht entwickelt werden; sie treten häufig sogar in Form von unerwünschten Verhaltensweisen auf: Statt der Umwelt erforschen die Tiere ihre Haltungsgenossen und fügen ihnen mitunter dabei Schäden zu. Um eine ausreichende Fleischversorgung sicherzustellen, können wir weltweit auf die Intensivhaltung nicht verzichten. Deshalb stellt sich die Frage, wie auch unter unter den Bedingungen der konventionellen Schweineproduktion natürliche und angeborene Bedürfnisse der Tiere berücksichtigt werden können?
Am Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN) in Dummerstorf bei Rostock haben Wissenschaftler des Forschungsbereichs Verhaltensphysiologie unter Leitung von Professor Dr. Gerhard Manteuffel und Dr. Birger Puppe eine spezielle Fütterungsanlage für Schweine entwickelt, den „Ton-Schalter-Futterautomaten“. Hier können die Tiere ihr angeborenes Erkundungs- und Orientierungsvermögen anwenden. Auch das Bedürfnis, aktiv ihre Rüsselscheibe zu nutzen, wird berücksichtigt. Durch den Einsatz der neuartigen „Ton-Schalter-Futterautomaten“ wird bei den Tieren erhöhte Aufmerksamkeit und eine Belohnungserwartung erzeugt. Ein solcher Automat ruft mehrmals täglich einzelne Tiere zu unvorhersehbaren Zeiten zum Futter. Vorher hatte jedes Tier in der Gruppe durch Versuch und Irrtum gelernt, einen bestimmten Ton als sein individuelles Signal zu erkennen. Ein Steuerprogramm wählt einen von mehreren Automaten zufällig aus und lässt diesen das Tier rufen. Dieses muss nun mehrmals einen Schalter mit der Rüsselscheibe drücken, um eine gewisse Futtermenge zu erhalten und so für seine Mühe belohnt zu werden.
Neueste Ergebnisse über den Einsatz von „Ton-Schalter-Futterautomaten“ zeigen, dass Schweine kein Problem damit haben, sich technischen Anlagen anzupassen, solange diese ihre natürliche Verhaltensbereitschaft berücksichtigen. Dies kann zugleich der Bereicherung der Haltungsumwelt dienen, Langeweile und Unterforderung reduzieren und die Gesundheit fördern. Insbesondere könnte ein ähnliches Fütterungsverfahren für trächtige Sauen anwendbar sein, die häufig sehr eintönig gehalten werden.
Mehr Aktivität und mehr erfolgreich bewältigte Anforderungen beeinflussen Immunfunktionen positiv und fördern damit Wohlbefinden und Tiergesundheit der Nutztiere. Die Aufzucht solch fitter und gesunder Schweine ist für den Tierhalter von wirtschaftlichem Vorteil und darüber hinaus eine Voraussetzung für die Gewährleistung hoher Produktions- und Produktqualität; diese wiederum wird vom Verbraucher bei seiner Entscheidung an der Ladentheke zunehmend mitberücksichtigt.
Das FBN gehört zur Leibniz-Gemeinschaft, einem Zusammenschluss von 80 außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 12.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie arbeiten nachfrageorientiert und interdisziplinär und sind von überregionaler Bedeutung. Da sie Vorhaben im gesamtstaatlichen Interesse betreiben, werden sie von Bund und Ländern gemeinsam gefördert.
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