Ein "Reifrock" für den Baumstamm

"Schädling-Leitsystem": Der Appeal Combi-Ring macht den Baumstamm zur Einbahnstraße für Frostspanner & Co. <br>Foto: Bayer AG

„Schädling-Leitsystem“ führt Frostspanner & Co in die „Sackgasse“ „Der Baumstamm ist für viele Schädlinge die einzige Verbindung zwischen Boden und nahrhaftem Blattwerk sowie Früchten. Und auf diesem ’Highway’ ist die Hölle los“, weiß Bayer-Gartenfachmann Gerd Schürtz aus langjähriger Berufserfahrung. Armeen von Ameisen beispielsweise nutzen die Hauptverkehrsroute zwischen den von ihnen „bewirtschafteten“ Lausherden und den Nestern im Boden. Dann im Oktober – sozusagen zum Ausklang der Reisesaison – macht sich am Stamm entlang einer der schlimmsten Feinde von Obst- und Ziergehölz auf den Weg nach oben. In der Krone legt er in Form von kleinen grünen Eiern die Schädlingssaat fürs nächste Frühjahr: der Frostspanner. Schürtz warnt: „Das kleine Tierchen ist wahrlich nicht harmlos: Denn wer 1997 unter anderem die gesamte Apfelernte des Saarlandes zunichte machte, der ruiniert mal eben nebenbei Hobbygärtners Handvoll Bäume per Teil- oder Totalentlaubung – je nach Appetit.“

Ganze Gärtner-Generationen haben versucht, der Invasion mittels Leimring um den Stamm Einhalt zu gebieten. Mit mäßigem Erfolg aus unterschiedlichen Gründen: die Klebemasse trocknete aus oder verschmutzte, Zweige und Blätter blieben haften und schaffen fürs Getier sichere Übergänge. Oft lag auch der Ring nicht dicht am Stamm an, so dass die Barriere unterlaufen werden konnte. Und schlimmstenfalls wurden fliegende Nützlinge, die darauf landen wollten – im wahrsten Sinne des Wortes „verhaftet“.

Statt auf eine durchlässige Barriere setzt der neuartige Appeal Combi-Ring von Bayer auf ein „Schädling-Leitsystem“, das die Krabbeltiere in die Sackgasse führt. Über mehrere Jahre entwickelte und testete der saarländische Erfinder Marcel Franz das „Bio-Fangsystem“ und fand schließlich mit Bayer den Partner, der den pfiffigen Ring in seine „Appeal“-Produktlinie aufnahm. Hierzu Schürtz: „Mit dieser Reihe wollen wir einen Beitrag zu Umweltschutz und Schonung der Nützlinge leisten. Denn unter integriertem Pflanzenschutz verstehen wir den sinnvollen Einsatz von klassischen wie biotechnischen Produkten.“

Und so funktioniert’s: Wie ein Reifrock wird die etwa zehn Zentimeter breite Folie Ende September um den Stamm gelegt und durch ein Schaumgummiband am oberen Ende mit Abstand zur Rinde fixiert. Das flug-unfähige Frostspanner-Weibchen krabbelt nun auf dem Weg nach oben unter den „Rock“ und legt am Ende der „Sackgasse“ seine Eier ab. Das Ergebnis: Keine Eier in der Baumkrone, kein gefräßiger Nachwuchs im Frühjahr an den aufbrechenden Knospen.

Apropos Frühjahr: Mit dem Austrieb des Grüns Ende April / Anfang Mai wird dann „Abfangstufe II“ gezündet und der unter der Folie angebrachte Leimring von seiner Schutzschicht befreit. Der Erfolg: Nun wird der Ring für andere kriechende und krabbelnde Schädlinge wie die Blutlaus oder Ameisen beim Aufstieg zum „Stairway to Heaven“. Und fliegende Nützlinge wie Florfliege und Marienkäfer bleiben verschont, weil die Leimschicht unter dem „Reifrock“ verborgen liegt.

Mit dem Ring des Herrn Franz scheint das Ei des Kolumbus gefunden zu sein: Das Blattwerk bleibt unversehrt am Baum. Und das ist wichtig, denn z.B. jeder gesunde Apfel braucht zum Reifen 80 intakte Blätter…
Übrigens: Gartentipps und -tricks, einen digitalen Gartenplaner und Gartenberater gibt’s im Internet unter www.bayervital.de

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Gerd Dreßen BayNews

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