BSE-Studie: Gen-Marker im Blut kranker Rinder enthalten Hinweise auf Zellstress
Klinische Studie zum Göttinger Lebendtest – Zuverlässiger Nachweis auch im Krankheits-Frühstadium
Der am Tierärztlichen Institut der Universität Göttingen entwickelte Göttinger Lebendtest (GLT) zur Identifikation von BSE-Rindern hat in einer ersten großen klinischen Studie seine Zuverlässigkeit bestätigt. Danach können im Blutserum der Tiere eindeutig genetische Veränderungen nachgewiesen werden, die eine klare Verbindung zur Bovinen Spongiformen Enzephalopathie (BSE) aufweisen und offenbar im Zusammenhang mit dem Phänomen „Zellstress“ stehen. „Diese Gen-Marker sind bereits im Frühstadium der Erkrankung nachweisbar, so dass BSE-Risikorinder aus den Höfen entfernt werden können, bevor sie den Schlachthof und damit den Verbraucher erreichen“, sagt Institutsdirektor Prof. Dr. Dr. Bertram Brenig, der korrespondierender Autor der Studie ist. Die Ergebnisse beruhen auf einer Untersuchung mit rund 1.000 Tieren und werden in der aktuellen Ausgabe der Fachpublikation Clinical and Diagnostic Laboratory Immunology vorgestellt.
In der Studie haben die Wissenschaftler erkrankte Rinder und Tiere aus Risikoherden sowie 800 gesunde Tiere untersucht. Die genetischen Veränderungen im Blut wurden bei allen vier an BSE erkrankten Tieren und bei 65 Prozent der 135 Tiere aus Hochrisiko-Fütterungskohorten zuverlässig nachgewiesen. In der Kontrollgruppe der gesunden Rinder zeigte lediglich gut ein halbes Prozent der Tiere diese Gen-Auffälligkeiten. „Diese signifikante Verbindung von eindeutigen Gen-Markern mit Prionenexposition erlaubt es, den Lebendtest zur frühzeitigen Erkennung von BSE-Risikorindern in Herden einzusetzen“, so Prof. Brenig. Wie der Wissenschaftler betont, geben die Untersuchungen zugleich neue Hinweise für das Verständnis der biologischen Mechanismen bei BSE. So haben die genetischen Veränderungen ihren Ursprung in so genannten SINEs. Dabei handelt es sich um nicht-codierende, kurze Sequenzelemente, die im gesamten Genom vorkommen. Sie werden regelmäßig dann gefunden, wenn Zellen einem induzierten Stress unterworfen sind, bevor sie in Richtung des programmierten Zelltods gehen. „Das Auftreten von SINEs bei BSE legt nahe, dass es auch hier zu einer Zellstress-Situation bei kranken Rindern und bei mit infektiösen Prionen ausgesetzten Tieren kommt“, betont Prof. Brenig.
Bislang kann mit den zugelassenen BSE-Tests nur eine Diagnose an Hirngewebe von geschlachteten Rindern durchgeführt werden. Alle bisherigen Testsysteme basieren auf der Untersuchung fehlerhafter Prionproteine, die nur im letzten Stadium der Erkrankung messbar sind. Prof. Brenig: „Der Göttinger Lebendtest unterscheidet sich grundlegend, da er aus einer Blutprobe von lebenden Tieren durchgeführt wird und Gen-Marker, die mit frühen und späten Erkrankungsstadien assoziiert sind, erkennt.“
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Dr. Bertram Brenig
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften
Tierärztliches Institut
Groner Landstraße 2, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-3383, Fax (0551) 39-3392
e-mail: bbrenig@gwdg.de
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.tieraerztliches-institut.uni-goettingen.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften
Weltweite, wissenschaftliche Einrichtungen forschen intensiv für eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft.
Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Themen: Bioenergie, Treibhausgasreduktion, Renaturierung und Landnutzungswandel, Tropenwälder, Klimaschäden, Waldsterben, Ernährungssicherung, neue Züchtungstechnologien und Anbausysteme, Bioökonomie, Wasserressourcen und Wasserwiederverwendung, Artenvielfalt, Pflanzenschutz, Herbizide und Pflanzenschädlinge, digitale Land- und Forstwirtschaft, Gentechnik, tiergerechte Haltungssysteme und ressourcenschonende Landwirtschaft.
Neueste Beiträge
Lange angestrebte Messung des exotischen Betazerfalls in Thallium
… hilft bei Zeitskalenbestimmung der Sonnenentstehung. Wie lange hat eigentlich die Bildung unserer Sonne in ihrer stellaren Kinderstube gedauert? Eine internationale Kollaboration von Wissenschaftler*innen ist einer Antwort nun nähergekommen. Ihnen…
Soft Robotics: Keramik mit Feingefühl
Roboter, die Berührungen spüren und Temperaturunterschiede wahrnehmen? Ein unerwartetes Material macht das möglich. Im Empa-Labor für Hochleistungskeramik entwickeln Forschende weiche und intelligente Sensormaterialien auf der Basis von Keramik-Partikeln. Beim Wort…
Klimawandel bedroht wichtige Planktongruppen im Meer
Erwärmung und Versauerung der Ozeane stören die marinen Ökosysteme. Planktische Foraminiferen sind winzige Meeresorganismen und von zentraler Bedeutung für den Kohlenstoffkreislauf der Ozeane. Eine aktuelle Studie des Forschungszentrums CEREGE in…