Stroheinstreu in Rinderstaellen Vor- und Nachteile
In Deutschland fallen jaehrlich ca. 30 Millionen Tonnen Stroh an. Die technischen Angebote zur Strohbergung sowie zum Einstreuen und Verteilen sind vielfaeltig und verringern den menschlichen Arbeitsaufwand. Kuehe nach ihren Liegewuenschen „befragt“, bevorzugen nach Untersuchungen der Gesamthochschule Kassel in Witzenhausen verformbare Materialien wie Stroh, Saegemehl oder kiesigen Sand, gefolgt von Gummimatten oder Kuhmatratzen. Am wenigsten geschaetzt werden Holz, Beton oder Asphalt. Als Einstreu kann nur gutes, also trockenes und unverpilztes Stroh genutzt werden – nasses Stroh verliert seine Faehigkeit, Feuchtigkeit aufnehmen und dient Mikroorganismen als Naehrboden. In Staellen mit Stroheinstreu liegt nach Untersuchungen der Tieraerztlichen Hochschule Hannover der Ammoniakgehalt der Luft niedriger, die Luftbelastung mit Staeuben und Endotoxinen ist dagegen deutlich hoeher als in einstreulosen Staellen. Bei der Strohverteilung im Stall sollte deshalb auf eine moeglichst geringe Staubentwicklung geachtet werden. Unbestreitbar bietet die Strohunterlage eine gute Waermedaemmung. Die Liegeperioden der Tiere verkuerzt sich allerdings, wenn Liegeboxen zum Untergrund hin schlecht waermeisoliert sind. Im Sommer kann sich der Strohbelag allerdings unguenstig auswirken, deshalb sollten Tieflaufstaelle im Fruehsommer ausgemistet werden. Die Sauberkeit von Milchkuehen in Boxenlaufstaellen in Abhaengigkeit von den Liegeboxenbelaegen wurde in einer Studie der Saechsischen Landesanstalt fuer Landwirtschaft untersucht. Danach war bei Kunststoffmatratzen bei 1,2 % der Kuehe, bei weichen Gummimatten bei 2,5 % und bei Strohmatratzen bei 2,6 % der Kuehe eine zusaetzliche Euterwaesche vor dem Melken notwendig. Die Euterverschmutzung war bei einfachen Gummimatten am hoechsten. Im Vergleich innerhalb verschiedener eingestreuter Haltungssysteme weist der Liegeboxenlaufstall deutlich weniger Verschmutzung auf als Tiefstreu- und Tretmiststaelle. In eingestreuten Lauf- bzw. Anbindestaellen lag im Versuch die Mastitishaeufigkeit deutlich niedriger als in nicht-eingestreuten Staellen. Sprunggelenksveraenderungen waren bei Strohmatratzen seltener als bei weicher Gummimatte, einfacher Gummimatte oder gar der Kunststoffmatratze. Fuer die erkrankten Tiere wurden entsprechend Mindererloese 29 bis 52 DM pro Kuh und Jahr errechnet. Klauenschaeden koennen bei Spaltenboeden durch Abkippen der Klauen und damit verbundener Verletzung des Klauenspalts und durch Ueberlastung des Sohlen- und Ballenhorns auftreten. Planbefestigte Laufflaechen sind haeufig feucht und koennen u.a. die Ballenhornfaeule beguenstigen. In eingestreuten Zweiflaechensystemen konnte bei Milchkuehen eine insgesamt gute Klauengesundheit beobachtet werden. Planbefestigte Flaechen lassen sich durch Stroh- oder Gesteinsmehl ebenfalls trockner halten. Im Tieflaufstall erwies sich Stroh aus Rundballen mit Schneidewerk tragfaehigsten, gefolgt von Langstroh. Bei Haeckselstroh, das an sich ein hoeheres Fluessigkeitsbindungsvermoegen aufweist, war die Tragfaehigkeit am hoechsten. Von Haeckselstroh wurden zudem meist groessere Mengen eingestreut als bei Langstroh. Der Vergleich der Investitions- und Nutzungskosten der verschiedenen Liegeboxenbelaege faellt fuer die Strohmatratze mit 54,74 DM je Box und Jahr relativ hoch aus. Teurer ist nur noch die Kunststoffmatratze mit 58,35 DM, die Gummimatten sind dagegen mit 27,50 DM (einfache) bzw. 35,65 DM (weiche) Gesamtkosten pro Box und Jahr billiger. Durch Einbeziehen zusaetzlich entstandener Mehrkosten sowie Erloesausfaelle errechneten sich fuer die Strohmatratzen vergleichsweise guenstigere Gesamtkosten pro Kuh und Jahr von 84,30 DM. Allerdings lag die Variante „weiche Gummimatte“ mit 69,42 DM Gesamtkosten deutlich im Vorteil. Die Kunststoffmatratzen waren u.a. aufgrund der hohen Erloesausfaelle durch Gelenkveraenderungen mit 111,65 DM je Kuh und Jahr am teuersten. aid, Dr. Sigrid Baars
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