Ackerkratzdisteln im Ackerbau – Ausbreitungsmechanismen untersucht

Prof. Dr. Bärbel Gerowitt (Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät der Universität Rostock) stellte im Pflanzenbau-Kolloquium der Universität Göttingen neuere Forschungsergebnisse vor. Untersucht wurde u. a. die genetische Variabilität von Distel-Nestern, um Aufschluss über die Verbreitung von abgetrennten Wurzelstücken zu erhalten. Die Nester bestanden jeweils aus männlichen oder weiblichen Pflanzen, wobei die Mechanismen der Geschlechtsdetermination noch nicht bekannt sind.

Dr. Ursula Hettwer (Göttingen) stieß auf eine hohe genetische Diversität innerhalb der Nester, die keine Hinweise auf eine Verschleppung durch die Bodenbearbeitung erbrachten. Die Distel-Klone in den untersuchten Flächen traten ausschließlich benachbart auf, ihre Ausdehnung betrug maximal fünf Meter im Radius. Die ursprüngliche Ansiedlung musste also über Keimlinge erfolgt sein, auch wenn diese im Feld nur selten zu beobachten sind. In einem Aussaatversuch waren mit Konkurrenz durch Kulturpflanzen (in diesem Fall Weizen) die Auflaufraten gering und die Mortalität der Keimlinge hoch. Nur wenn die Konkurrenz durch Kulturpflanzen vollständig fehlte, konnten sich Keimlinge etablieren. Zur Etablierung ist also unbedingt Licht erforderlich.

Die hohen Erfolgsraten bezüglich der Etablierung von Wurzelfragmenten, die in älteren Literaturangaben zu finden und vorwiegend in Gewächshausversuchen entstanden waren, konnte Gerowitt im Freiland nicht bestätigen.

Was also bestimmt den Erfolg der Ackerkratzdistel im Ackerbau? In langjährigen Versuchen mit unterschiedlichen Düngeniveaus kam die Distel in gedüngten Weizenbeständen kaum vor, während sie sich im nicht gedüngten, konkurrenzschwachen Weizen ausbreiten konnte. Im Gegenzug konnte sie durch Förderung der Kulturpflanzen durch Düngung wieder zurück gedrängt werden. Gerowitt betonte dabei die Bedeutung der Beschattung, die von der Distel nicht vertragen würde. Damit sei zumindest teilweise die größere Bedeutung der Ackerkratzdistel im ökologischen Landbau zu erklären. Noch nicht geklärt sind Fragen zur Etablierung der Geschlechter, Gründe für das Wachstum in Nestern, die Etablierung von Wurzelfragmenten sowie das Überdauern des ruhenden Wurzelsystems in tieferen Bodenschichten.

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Dr. Ute Zöllner aid infodienst

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