Naturschutz braucht den bäuerlichen Familienbetrieb
Naturschutz braucht den bäuerlichen Familienbetrieb
Vogtmann: Stärkung der zweiten Säule der Agenda 2000 dringend nötig zur Sicherung der bäuerlichen Familienbetriebe und Kulturlandschaften
Frankenthal/Bonn, 26. Juni 2000: Anlässlich der Mitgliederversammlung des Deutschen Bauernverbandes (DBV)heute in Frankenthal erklärte der Präsident des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Prof. Hartmut Vogtmann: „Für den Naturschutz ist es ein wichtiges Ziel, die bäuerlichen Betriebe in der Flächenbewirtschaftung zu halten. Diese Betriebe, die uns so wohltuend von vielen Agrarproduktionsstätten außerhalb unseres Landes unterscheiden, haben die Vielfalt der Kulturlandschaften geschaffen. Sie müssen – auch vor dem Hintergrund internationaler Verpflichtungen – erhalten bleiben. Hier ist der Naturschutz Partner der Bauern.“ Nicht die Natur- oder Umweltpolitik, sondern die bisherige Agrarpolitik habe den bäuerlichen Familienbetrieb gefährdet und quasi auf die Rote Liste gebracht! Die Agenda 2000 bedrohe bäuerliche Existenzen und damit den Erhalt der Vielfalt der Kulturlandschaften, so Vogtmann.
Vor den Mitgliedern des Bauernverbandes forderte Hartmut Vogtmann eine stärkere Vernetzung verschiedener sektoraler Politikbereiche. Ein Ausgleich der Interessen zwischen Naturschutz und Landnutzung im Sinne einer nachhaltigen Regionalentwicklung könne nur möglich sein, wenn der Naturschutz zum gleichberechtigten Partner bei der Formulierung und Ausgestaltung von Entwicklungsstrategien werde. Es müssten damit Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Land- und Forstwirte in die Lage versetzten, umweltgerecht zu wirtschaften, ohne ihre Existenz aufs Spiel zu setzen, sagte der BfN-Präsident.
Beim Umgang mit der FFH-Richtlinie wurden nach Ansicht Vogtmanns Fehler, auch von Seiten des Naturschutzes, begangen. Es sei vielfach nicht genug mit den Landnutzern (insbesondere mit den Bauern und Waldbesitzern) geredet worden. Die Gebietsauswahl für die Vor-schlagslisten der Bundesländer habe man mehr oder weniger von oben getroffen.
Vogtmann kritisierte aber auch, dass die FFH-Problematik nicht ausreichend und ausgewogen vom Bauernverband vermittelt wurde. Die Chancen seien ignoriert und die Gefahren ins Zentrum gerückt worden. Hier müsse „ganz schnell zu gemeinsamen Wegen gefunden werden, damit nicht noch mehr Porzellan zerschlagen wird. Den Landnutzern soll vermittelt werden, dass FFH-Gebiete eine Chance bieten, ihre Flächen auf Dauer gegen oft übermächtige andere Flächenansprüche (nicht von Seiten des Naturschutzes) zu sichern. Bei FFH und Kulturlandschaftsschutz sitzen Bauern und Naturschützer im gleichen Boot, die Gegner sind ganz woanders und freuen sich diebisch über diesen Streit – diese Konflikte sollten möglichst schnell ausgeräumt werden,“ erklärte der Naturschützer Vogtmann.
Vogtmann mahnte eine naturverträgliche Landwirtschaft an: „Für den flächenhaften Schutz von kulturgeprägten Lebensräumen sind Umfang, Art und Ausgestaltung der Nutzung von entscheidender Bedeutung. Daraus folgt, dass auch in den intensiv genutzten Produktionsflächen selbst eine ressourcenschonende Wirtschaftsweise über Mindeststandards verbindlich geregelt werden muss.“
Es bleibe daher notwendig, eine natur- und umweltschonende Land-wirtschaft im Sinne einer nachhaltigen Nutzung für die Gesamtfläche anzustreben. Die Ausweitung von Agrarumweltprogrammen und Vertragsnaturschutz, das heißt freiwilliger Vereinbarungen zur Erhaltung und Wiederherstellung extensiverer Landnutzungsformen sei notwendig. Dazu müssten die EU-, Bundes- und Landes-Programme allerdings finanziell besser ausgestattet werden. Damit könnte die zweite Säule der Agrarpolitik tragfähig gemacht und das bäu-erliche Einkommen stabilisiert werden, erläuterte der BfN-Präsident. „Es war und ist nicht das Interesse des Naturschutzes, die Einkommen der Land- und Forstwirtschaft zu beschränken – ganz im Gegenteil.“
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