Reduktionsprogramme – Ideallösung für den Pflanzenschutz?

Staatliche Reduktionsprogramme für Pflanzenschutzmittel, wie in Schweden, Dänemark, Norwegen und den Niederlanden, werden zunehmend von Umweltgruppen als vorbildlich und nachahmenswert propagiert. „Hierbei wird übersehen, dass in anderen EU-Mitgliedstaaten auch ohne staatliche Intervention Ähnliches erreicht wurde“, sagt dazu der Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Agrar, Oskar Böttcher.

Deutschland ist dafür ein gutes Beispiel: Der Absatz von Pflanzenschutzmitteln erreichte sein Maximum 1989 mit insgesamt 63.110 Tonnen. Davon entfielen 34.625 Tonnen auf die Bundesrepublik und 28.485 Tonnen auf die DDR. In den Jahren danach ist der Absatz in Deutschland um rund 50 Prozent gesunken. Im Jahr 2000 wurden insgesamt nur noch 30.338 Tonnen abgesetzt.

„Anders lautende Zahlen, wie sie beispielsweise von der Umweltorganisation NABU soeben veröffentlicht wurden, vermitteln ein unzutreffendes Bild“, kritisiert Böttcher. Sie vergleichen den Pflanzenschutzeinsatz der 80er Jahre auf der Fläche Westdeutschlands mit dem Mittelverbrauch in den 90ern auf der um 50 Prozent vergrößerten Agrarfläche Gesamtdeutschlands. Außerdem schlagen sie natürliche Gase zur Schädlingsbekämpfung in Vorratslägern, wie Kohlendioxid und Stickstoff, der Landwirtschaft zu.

Der Absatzrückgang um rund 50 Prozent bei gleich bleibender bzw. steigender Produktivität der Landwirtschaft ist in erster Linie Innovationen zu verdanken und nicht staatlichen Eingriffen: Der Integrierte Pflanzenschutz setzt sich durch, neue Sprühgeräte vermindern Verluste und die Resistenzzüchtung erspart Behandlungen. Wesentliche Fortschritte brachten außerdem neue Pflanzenschutzmittel, die schon mit weit niedrigeren Aufwandmengen wirken als frühere.

Ohne solche Innovationen hätten auch die Reduktionsziele in den eingangs erwähnten Ländern nicht erreicht werden können. „Innovationen kann der Staat zwar fördern, aber nicht verordnen,“ so Böttcher. „Die Prinzipien des Integrierten Pflanzenschutzes konsequent in der Praxis durchzusetzen, ist deshalb ein viel versprechender Ansatz, auf den sich die personellen und finanziellen Kapazitäten des Staates konzentrieren sollten.“

Der Industrieverband Agrar mit Sitz in Frankfurt am Main ist der Zusammenschluss von Unternehmen der agrarchemischen und agrarbiologischen Industrie in Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern der 55 Mitgliedsunternehmen gehören Pflanzenschutz, Pflanzenernährung, Schädlingsbekämpfung und Biotechnologie.

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Hannelore Schmid ots

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