Europas erster und einziger Voll-Studiengang Ökologischer Landbau
Europaweit als erste und im Moment und wohl auch auf absehbare Zeit einzige Hochschule bietet die Universität Gesamthochschule Kassel (GhK) an ihrem Standort Witzenhausen seit dem Wintersemester 1996/97 einen Vollstudiengang „Ökologische Landwirtschaft“ an.
Witzenhausen/Kassel. Europaweit als erste und im Moment und wohl auch auf absehbare Zeit einzige Hochschule bietet die Universität Gesamthochschule Kassel (GhK) an ihrem Standort Witzenhausen seit dem Wintersemester 1996/97 einen Vollstudiengang „Ökologische Landwirtschaft“ an. Lange bevor das Thema BSE bundesweit relevant wurde, wurde am Fachbereich Landwirtschaft der Universität Kassel der Beschluss gefasst, sich eindeutig zu profilieren und den Studiengang Landwirtschaft auf die Ökologische Landwirtschaft auszurichten. Der Studiengang in Witzenhausen ist projektorientiert. Neben den Grundlagen des allgemeinen und speziell des Ökologischen Landbaus wird den Studierenden u.a. anhand real existierender Fallbeispiele vermittelt, wie man konkret einen Betrieb umstellt: Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein? Passt die Fruchtfolge? Ist die Arbeitsbilanz ausgeglichen? Stimmt die Nährstoffbilanz? Sind die erreichbaren Fördermittel ausgeschöpft und v.a. rechnet sich das Konzept? Neben Inhalten werden auch Schlüsselqualifikationen vermittelt wie z.B. in den Bereichen Organisation, Arbeiten im Team, Projektplanung u.a.m. In die Forschung werden in die Studierenden auch bereits bei entsprechendem Interesse während ihrer Studienzeit einbezogen. Dort werden wissenschaftliche Fragestellungen behandelt, die die Schließung von Nährstoffkreisläufen, die Verbesserung der Nährstoffeffizienz unter den gegebenen Bedingungen des Ökologischen Landbaus, systemkonforme Maßnahmen zur Regulierung von Krankheiten, Nutzung regenerativer Energiequellen und nachwachsender Rohstoffe betreffen, ebenso Fragen des Naturschutzes im Anbausystem Ökologischer Landbau, der artgemäßen Tierhaltung sowie Marketingkonzepte für Ökoprodukte.
Der Studiengang Ökologischer Landbau ist eingebettet in eine interessante Fachbereichsstruktur, die sich in den vergangenen Jahren zunehmend in Richtung ökologischen Landbau profiliert hat. Zwar wurde bereits vor 20 Jahren an der Universität Gesamthochschule Kassel die europaweit erste Professur für Ökologischen Landbau eingerichtet, zahlreiche heute vorhandene ökologische Fachgebiete wurden aber erst sukzessive aus der konventionellen in die ökologische Agrarwissenschaft überführt. Ausgehend von den drei bereits seit fast 20 bzw. zehn Jahren am Fachbereich angesiedelten Professuren Ökologischer Landbau (heute: Prof. Dr. Jürgen Heß, bis 1993 Prof. Dr. Hartmut Vogtmann), Ökologische Tierhaltung (Prof. Dr. Engelhard Boehncke) und Nutztierethologie und artgemäße Tierhaltung (Prof. Dr. Detlef Fölsch) wurden alle neu ausgeschriebenen Stellen dem neuen Profil des Fachbereiches „Ökologische Landwirtschaft“ gewidmet. Zwischenzeitlich neu besetzt wurden die Professuren „Ökologischer Pflanzenschutz“ (Prof. Dr. Maria Finckh), „Tierernährung und Tiergesundheit“ (Prof. Dr. Albert Sundrum), „Bodenbiologie und Pflanzenernährung“ (Prof. Dr. Rainer Jörgensen). Kurz vor der Besetzung steht eine Stiftungsprofessur „Ökologische Lebensmittelqualität und Ernährungskultur“ und demnächst ausgeschrieben werden die Professuren „Marketing im Ökologischen Landbau“ und „Betriebswirtschaft“. Darüber hinaus haben sich bereits am Fachbereich existierende Professuren – wenn auch noch nicht alle vollständig – inhaltlich auf das neue Profil ausgerichtet.
Hinzu kommen zwischenzeitlich neu eingerichtete bzw. von Kassel nach Witzenhausen ganz oder teilweise verlagerte Professuren des Fachbereiches Stadtplanung/Landschaftsplanung, wie z.B. „Ländliche Entwicklung“, „Nachhaltige Regionalentwicklung“, „Gewässerökologie“, „Landschaftsökologie“ und „Landschaftsplanung, Naturschutz“. Gemeinsam mit dem Fachbereich Landwirtschaft, Internationale Agrarentwicklung und Ökologische Umweltsicherung gestalten diese Fachgebiete den 1996 von der GhK ins Leben gerufenen Lehr- und Forschungsschwerpunkt „Nachhaltige Landnutzung und Regionalentwicklung“, dessen elementarer Bestandteil der Studiengang Ökologische Landwirtschaft darstellt.
Zur Abrundung des Konzeptes „Nachhaltige Landnutzung und Regionalentwicklung“ und als Experimentierfeld hat die GhK vor gut zwei Jahren die Hessische Staatsdomäne Frankenhausen als Lehr- und Versuchsgut für Ökologische Landwirtschaft und Nachhaltige Regionalentwicklung vom Land Hessen angepachtet und geht nun dort in einem ganzheitlichen Konzept, das landwirtschaftliche Erzeugung in Verbindung mit Regionalentwicklung, Wissenschaft und Öffentlichkeitsarbeit sieht, neue Wege der universitären Auseinandersetzung mit Ökologischer Landwirtschaft. Deutlich wird, dass der Fachbereich das Notwendige tut, um in Ausbildung und Forschung die Voraussetzungen für den ökologischen Umbau der Landwirtschaft vorzubereiten. Bislang gab es allerdings nur sehr begrenzt dafür eine Unterstützung durch die etablierten forschungsfördernden Stellen.
Die Bereitschaft der Landwirte und Verbraucher, bei einer dringend benötigten Agrarwende mitzuziehen (siehe auch GhK-Pressemitteilung unter: http://www.uni-kassel.de/presse/pm/feb01-05.ghk „Agrarwissenschaftlicher Fachbereich fordert konsequente Agrarwende“ vom 20.2.2001) ist eine notwendige Voraussetzung. Zwingend notwendig ist aber auch, dass über Ausbildung und Forschung die Voraussetzungen für einen großflächigen Umstieg auf Ökologische Landwirtschaft geschaffen werden. Dazu mangelt es in Agraradministration und Praxis an Fachkräften, die das Ziel „mehr Ökologischer Landbau“ umsetzen können. Hier setzt die GhK mit ihrem weitgefächerten Studienangebot in Ökologischer Landwirtschaft und Nachhaltiger Regionalentwicklung an. Zugleich verweisen die Experten aus Witzenhausen und Kassel darauf, dass die Forschungsdefizite im Ökologischen Landbau beträchtlich sind. Anders als der konventionell-integrierten Landbau, der seit mehr als 30 Jahren von einer Vielzahl von privaten und öffentlichen Forschungseinrichtungen beforscht wird, blickt der ökologische Landbau nur auf eine Zeit von etwas mehr als 10 Jahren zurück, in denen eine knappe Hand voll, meist öffentlicher Institute mit bescheidenen Mitteln zum Ökologischen Landbau forschte. Bewegten sich die Forschungsmittel für den Ökologischen Landbau bislang eher auf bzw. unter dem Niveau des jeweiligen Flächenanteils des Ökologischen Landbaus, so wird es künftig notwendig sein, die in den Forschungsbudgets für den Ökologischen Landbaus vorzusehenden Anteile an den Zielgrößen für seine Flächenausdehnung, z.B. 20 % Flächenanteil im Jahr 2010, zu orientieren, so das Votum der GhK-Wissenschaftler.
uh
Kontakt und Informationen:
Prof. Dr. Holger Wildhagen, Dekan des FB 11 der Universität Gesamthochschule Kassel, Tel.: (05542) 98-1212 /-1211, E-Mail: dekfb11@wiz.uni-kassel.de
Prof. Dr. J. Heß (Fachgebiet Ökologische Land- und Pflanzenbausysteme der GhK)
Tel.: (05542) 98-1587, E-Mail: jhesz@wiz.uni-kassel.de
Weitere Informationen finden Sie im WWW:
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