Waschanlage in Hähnchenmastställen entfernt unangenehme Gerüche
Projekt der Uni Göttingen will Geruchs-, Staub- und Ammoniakbelastungen in der Nähe von Geflügelställen senken – 170.000 Euro DBU-Förderung
Mitten in der Region mit der höchsten Schweine- und Geflügeldichte Deutschlands will das Forschungs- und Studienzentrum für Veredelungswirtschaft Weser-Ems der Universität Göttingen (FOSVWE) in Vechta (Niedersachsen) ein pikantes Problem lösen: Die unangenehmen Gerüche, die Hähnchenmastbetriebe verbreiten und die durch das Gas Ammoniak entstehen, sollen verschwinden. „International geht man von bis zu 45 Millionen Tonnen Ammoniak im Jahr aus, 90 Prozent davon werden der Landwirtschaft zugeschrieben“, erläuterte Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück. Doch nicht nur die unangenehme Abluft mache den Nachbarn dieser Ställe zu schaffen. Auch der freigesetzte Staub könne eine Gefahr für die Gesundheit empfindlicher Personen darstellen, da er Keime transportiere. Forschungen, die sich mit diesem Problem beschäftigen, seien daher global bedeutend. Die DBU fördert das Projekt mit 170.000 Euro.
In der Industrie übliche Systeme zur Abluftbehandlung seien für die Gegebenheiten in Ställen gänzlich ungeeignet – nicht zuletzt aus Kostengründen. Bisher habe man für einzelne Anlagen Systeme entwickelt, die sich jedoch nicht problemlos auf weitere Ställe übertragen ließen. Ziel des Projektes seien daher neuartige Bauteile, die sich individuell zusammensetzen ließen und damit für jede Stallform eine wirksame Luftreinigung garantierten. Wichtig sei daneben vor allem eine kostengünstige Umsetzung, damit die Verwendung nicht auf Einzelfälle beschränkt bleibe.
Das System basiere auf sogenannten „Pads“. In diesen großflächigen, bienenwabenähnlichen Elementen aus Zellulose riesele permanent Wasser von oben herab. Damit werde die verunreinigte Stallluft annähernd wassergesättigt. Abluftventilatoren bliesen sie durch die Pads, so dass sie ähnlich wie in einer Waschanlage von Verunreinigungen befreit werde. Staub, Ammoniak und Geruchsstoffe würden mit dem herabrieselnden Wasser herausgewaschen. In Voruntersuchungen habe man auf diese Weise 65 Prozent des Ammoniaks und 90 Prozent des Staubs aus der Luft entfernen können. Dabei mache sich vor allem der Rückgang der Stäube bemerkbar, die einen Großteil der unangenehmen Gerüche verursachten. Die gereinigte Luft werde über die Abluftventilatoren nach außen geblasen.
Das entstehende Abwasser fließe durch eine Rinne, in der sich die aufgefangenen Stoffe im Filterschlamm absetzten. Dieser nun mit Nährstoffen versetzte Schlamm könne als Dünger auf die Felder gebracht werden. Das gereinigte Wasser werde in den Kreislauf der Reinigungsanlage zurückgeführt. „Sollte das System erfolgreich den Praxistest bestehen, so sind die Ergebnisse auf weitere Stallungen wie Schweinemastbetriebe und andere landwirtschaftliche Erzeugerbetriebe übertragbar“, sagte Brickwedde. Ziel sei ein kostengünstiges Komponentensystem, das es auch kleineren Betrieben erlaube, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Besonders in Gebieten wie den Landkreisen Vechta und Cloppenburg, die durch ein enges Miteinander von Wohngebieten, Wald und Tierhaltungsbetrieben geprägt seien, erhalte ein solches Reinigungssystem eine besondere Bedeutung. Gehörten doch Luftschadstoffe aus der Landwirtschaft zu den Ursachen verschiedener negativer Umwelteffekte wie Schäden an Bäumen und die Versauerung des Bodens.
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