Energiepflanzenanbau und ökologische Folgen
Der Anbau von Energiepflanzen ist derzeit in Deutschland ein viel diskutiertes Thema. Erhofft werden eine deutliche Reduzierung von CO2-Emissionen und eine Minderung der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.
Erwartet werden neue Einkommensquellen für die Landwirtschaft und eine Stärkung des ländlichen Raums. Der Energiepflanzenanbau hat aber auch weit reichende Folgen für derzeit existierende pflanzenbauliche Anbausysteme und damit auf die Agrarlandschaft.
Johannes Hufnagel vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V. (ZALF) stellte während der Herbsttagung der Agrarsozialen Gesellschaft (ASG) in Göttingen ein Projekt vor, das sich mit den ökologischen Folgewirkungen des Energiepflanzenanbaus beschäftigt. Er konstatierte, dass abiotische Folgewirkungen wie Wassererosion, Nährstoffauswaschung, Pflanzenschutzmittelaustrag, Veränderung des Wasserhaushaltes sowie Bodenverdichtung relativ gut erforscht seien.
Bei Einhaltung der guten fachlichen Praxis, die für den Anbau von Energiepflanzen modifiziert werden müsse, seien gravierende negative Auswirkungen auf Schlagebene nicht zu erwarten. Ein Augenmerk sei allerdings auf die Entwicklung des Humushaushaltes in Böden zu richten.
Aufgrund der komplexen Wechselwirkungen sei es jedoch schwierig, biotische Folgewirkungen zu quantifizieren. Ferner sei bislang wenig bekannt über die Auswirkungen des Energiepflanzenanbaus auf Flora und Fauna.
Aus den bisherigen Forschungsergebnissen leitete Hufnagel erste Hypothesen ab: So habe jede Fruchtart eine organismenspezifische Lebensraumqualität, die durch Anbaumaßnahmen und Standort variiert werde. Biotische Vielfalt in der Agrarlandschaft korreliere mit der Vielfalt an Fruchtarten und Anbausystemen. Die biotischen Folgewirkungen seien umso negativer, je uniformer die Anbauverfahren und -systeme sind.
Hufnagel ist zuversichtlich, dass sich negative biotische Folgewirkungen gering halten lassen, wenn eine breite Palette an (Energie-)Früchten eingesetzt und der zur Verfügung stehende Gestaltungsspielraum bei den Managementmaßnahmen genutzt wird. Das lasse sich u. a. durch den Anbau von neuen und in Vergessenheit geratenen Fruchtarten erreichen sowie durch Sorten- und Artenmischungen, mehrjähriges Ackerfutter, ganzjährige Bodenbedeckung und blühende Haupt- und Zwischenfrüchte.
Das vorgestellte Forschungsvorhaben ist Teil des Verbundprojektes „Entwicklung und Vergleich von optimierten Anbausystemen für die landwirtschaftliche Produktion von Energiepflanzen unter den verschiedenen Standortbedingungen Deutschlands“. Es wird gefördert vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) sowie durch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR).
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