Resistente Pilze im Weizen auf dem Vormarsch
Pilzkrankheiten, wie die Blattdürre im Weizen, sind in der Landwirtschaft ein bekanntes Problem. Bisher wurden sie effektiv mit Pflanzenschutzmitteln bekämpft. Die Ergebnisse eines dreijährigen europäischen Forschungsprojektes, an dem 12 wissenschaftliche Einrichtungen aus sieben Ländern beteiligt waren, sind jedoch alarmierend. Denn die Experten, unter ihnen Wissenschaftler der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA), verzeichnen eine stetige Zunahme von Pilzstämmen, die resistent gegenüber der Wirkstoffgruppe der Strobilurine werden. Darüber hinaus berichten sie nun auch über erste Anzeichen einer Abnahme der Empfindlichkeit gegenüber den Triazolen. Fungizide beider Wirkstoffklassen waren bisher der Schlüssel, um die Pilzkrankheiten erfolgreich vom Feld zu verbannen.
Verantwortlich für die Strobilurin-Resistenz ist eine Punktmutationen im Erbgut der Pilze, die sowohl beim Erreger der Blattdürre Septoria tritici als auch bei Drechslera tritici-repentis, kurz DTR genannt, nachgewiesen worden ist. Nun haben die Forscher eine weitere minimale Veränderung im Erbgut ausgemacht, die bewirkt, dass die Strobilurine die Pilze nicht mehr so wirkungsvoll bekämpfen können. „Das Besondere ist, dass wir jetzt bereits bei den DTR-Blattfleckenerregern Stämme finden, die schon beide Veränderungen im Erbgut aufweisen“, berichtet Dr. Bernd Rodemann von der Biologischen Bundesanstalt (BBA) in Braunschweig. Der Wissenschaftler aus dem Institut für Pflanzenschutz im Ackerbau hat sowohl in Feldversuchen verschiedene Mittelkombinationen gestestet als auch in Laborversuchen die Resistenz der Pilze bestimmt.
Demnach ist der Resistenzgrad von Septoria tritici bereits sehr hoch (>70%), so dass laut Rodemann deutschlandweit mit einem Wirksamkeitsverlust aller Strobilurine gegenüber diesem Schaderreger zu rechnen ist. Darüber hinaus berichten er und seine Kollegen über erste Anzeichen einer abnehmenden Empfindlichkeit der Septoria gegenüber Triazolen.
Im Falle der durch DTR hervorgerufenen Drechslera-Blattdürre wird weiteres Datenmaterial aus Feldversuchen benötigt, um genaue Aussagen über die Resistenzverbreitung treffen zu können. Seit dem Frühjahr 2005 gab es Hinweise aus dem Ausland auf verminderte Sensitivität von DTR gegenüber Strobilurinen, die nun durch den Nachweis der Punktmutationen bekräftigt wird. Die Wissenschaftler empfehlen, bei der DTR-Bekämpfung auf Konzepte umzustellen, bei denen mehrere Wirkstoffe angewendet werden, um die Entwicklung weiterer resistenter Erreger zu verhindern.
Nach den Erfahrungen der Forscher kommt so genannten Kontaktwirkstoffen bei der Bekämpfung beider Pilzarten eine wichtige Rolle zu. Hierbei verhindert eine spezielle Schutzschicht auf den Blättern, dass auf der Oberfläche landende Pilzsporen auskeimen können.
Hintergrundinformation zum Forschungsprojekt:
An den Forschungen des „Cereal Disease Control Forums“ waren Wissenschaftler von 12 Institutionen aus Beratung und Wissenschaft beteiligt. Sie kamen aus Frankreich, Schweden, Irland, Großbritannien, Belgien, Dänemark und Deutschland. Die Arbeiten zur Resistenzverbreitung gegenüber Fungiziden wurden von der Firma Syngenta Agro gefördert.
Zum Krankheitsbild: Blattdürre äußert sich darin, dass der Pilzbefall zum Absterben und Welken der Blätter der Weizenpflanze führt. Eine effektive Fotosynthese ist nicht mehr möglich, was Ertragsverluste aufgrund von Kümmerkornbildung in Höhe von bis zu 30 % zur Folge haben kann.
Kontakt:
Dr. Bernd Rodemann
Institut für Pflanzenschutz im Ackerbau und Grünland der
Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft
Messeweg 11-12, 38104 Braunschweig
Tel.: 0531 / 299-4550
E-Mail: b.rodemann@bba.de
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Weitere Informationen:
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