Blickpunkt: Umweltschutz und Forschung in der Holzwirtschaft
Präsentation erster Ergebnisse aus vom BMBF geförderten Forschungsvorhaben im Rahmen einer dreitägigen Veranstaltung
In drei Statusseminaren mit den Schwerpunkten Holzbau, Holzvergütung und -verwertung sowie Holzwerkstoffe hatten Wirtschaft und Forschung Gelegenheit, sich über aktuelle Forschungsergebnisse zu informieren und diese zu diskutieren. Im Mittelpunkt der Vortragsreihe standen Forschungsprojekte aus dem Förderschwerpunkt „Integrierter Umweltschutz im Bereich der Holzwirtschaft“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Die unter der Schirmherrschaft von Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn stattfindenden Statusseminare führte die Deutsche Gesellschaft für Holzforschung e.V. (DGfH) im Rahmen der projektbegleitenden Öffentlichkeitsarbeit durch.
Insgesamt nutzten etwa 170 Teilnehmer die Möglichkeit, sich vor Ort durch vielfältige Vorträge über den derzeitigen Stand der verschiedenen Forschungsvorhaben zu informieren. Im Rahmen persönlicher Gespräche konnten sowohl weitere Informationen ausgetauscht und vertieft, als auch neue Kontakte geknüpft werden.
Holzbau
Unter anderem präsentierte Dipl.-Ing. Frank Prochiner vom Lehrstuhl für Baurealisierung und Bauinformatik der Technischen Universität München den MUNITEC-Schnellverbinder für den Holztafelbau. Im Schnellverbinder können verschiedene Steckvorrichtungen, die eine sichere Verbindung von Strom-, Telefon-, Daten- und Busleitungen oder Wasser und Heizung ermöglichen, vorgesehen werden. So ist eine nahezu vollständige Vorfertigung von Wandtafeln auch für den Kellerbau möglich. In Verbindung mit einem vorgefertigten Installationskern könnten auch Haustechnikkomponenten für Küche, Bad und Heizung in einem Arbeitsgang eingebaut und angeschlossen werden. Die bisher noch auf der Baustelle anfallenden nachfolgenden Gewerke können so alle in einer Produktionslinie des Holzfertigbauers qualitativ hochwertig und kostengünstig ausgeführt werden.
Über neuartige Feuerlöschanlagen zur Brandbekämpfung und Fluchtwegsicherung für den mehrgeschossigen Holzbau informierte Dipl.-Ing. Jürgen Kunkelmann von der Forschungsstelle für Brandschutztechnik an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Brandschutztechnische Maßnahmen, die einen Vollbrand durch frühzeitige Brandbekämpfung verhindern, verbessern den Personen- und Sachschutz in einem Gebäude bedeutend, senken die Brandfolgekosten und tragen so zu einer breiteren Anwendung der mehrgeschossigen Holzbauweise bei. Die Untersuchungen belegten die sehr gute Wirkungsweise ortsfester Niederdruck-Wassernebellöschanlagen in Verbindung mit schnellen Auslöseelementen oder beim Personen- und Sachschutz. Einsatzbereiche hierfür sind im privaten Wohnungsbau, Wintergärten, Glasfassaden, in denkmalgeschützten Gebäuden sowie in öffentlichen Gebäuden denkbar.
In Vertretung von sieben Verbundprojektpartnern erläuterte Dipl.-Ing. Aldo Müller-Reinholz von der DGfH, München, welches Wissen als notwendig erachtet wird, um Holzspäne in großem Maßstab als Wärmedämmung verwenden zu können. Aufbauend auf einer Marktrecherche werden die anfallenden Holzspäne geometrisch typisiert, ihre mechanischen Eigenschaften untersucht, ihre bauphysikalischen Kennwerte erfasst und Schnellprüfverfahren zur Qualitätssicherung der Dämmstoffherstellung entwickelt. Sowohl die umweltfreundliche und wirtschaftliche Aufbereitung von Holzspänen zu Dämmstoffen einschließlich der benötigten Logistiksysteme zwischen „Produzent“ und Verarbeiter, bis hin zu verschiedenen Einbringungsarten des Dämmstoffes, wie auch die ökologische und ökonomische Bilanzierung stehen im Blickpunkt der Forschungstätigkeiten.
Holzvergütung und -verwertung
Unter dem Stichwort „Frittiertes Holz“, stellte Dr. Dipl.-Holzwirt Dipl.-Ing. Andreas O. Rapp vom Institut für Holzbiologie und Holzschutz der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH) in Hamburg bildhaft das Verfahren der Öl-Hitze-Behandlung dar und legte viel versprechende erste Ergebnisse vor. Bei dem Verfahren der thermischen Holzmodifikation dient Pflanzenöl bei Temperaturen zwischen 180 und 220 Grad Celsius als Medium für die Hitzeübertragung. Nach einigen Stunden im heißen Ölbad besitzt das Holz neue Eigenschaften: Stark verbesserte Dimensionsstabilität, erhöhte Dauerhaftigkeit gegenüber Holzzerstörern und erhöhte Sprödigkeit. Mögliche Anwendungen liegen überwiegend in den Gefährdungsklassen eins bis drei, wie beispielsweise Außenverkleidungen, Pergolen und Sichtschutzwände.
Dr. Gerald Koch, Institute für Holzbiologie und Holzchemie der BFH, berichtete über die Ursachen der fakultativen Farbkernbildung der Buche, des sogenannten „Rotkern“. Diese beruht auf komplexen physiologischen, biochemischen und chemischen Reaktionen, die zur Synthese und Einlagerung von Farbstoffen führen. So können bei der Buche diese Reaktionen sowohl am lebenden Baum als auch bei der Lagerung oder während der Be- und Verarbeitung des Holzes entstehen. Eine genaue Trennung ist nicht immer eindeutig möglich, da auch kombinierte Reaktionen im Ablauf der Verfahrensschritte auftreten. Die genaue Kenntnis der verfärbenden Reaktionen ist aber notwendig, um durch optimierte Verfahrensschritte und Oberflächenbehandlungsmittel ungleichmäßige Verfärbungen vermeiden zu können.
Holzwerkstoffe
Mit seinem Vortrag „Festigkeitsoptimierte Holzwerkstoffe aus Rest- und Rohhölzern“ zeichnete Dr.-Ing. Volker Thole vom Fraunhofer Wilhelm-Klauditz-Institut für Holzforschung in Braunschweig Wege auf, wie hochwertige Holzwerkstoffe aus bisher nicht genutzten Holzsortimenten hergestellt werden können. Bei Plattenwerkstoffen aus Uniformspänen, mit einem Schlankheitsgrad von 100 bis 200 (Partikellänge/Partikeldicke) und einem von 70 Prozent auf 95 bis 100 Prozent gesteigerten (Span-)Orientierungsgrad, ist bei üblicher Rohdichte (650 Kilogramm/Kubikmeter) eine Verdoppelung der Biegefestigkeit möglich. In bisherigen Versuchsreihen lagen die erreichten Biegefestigkeiten in Streurichtung nur gering über denen guter OSB Platten (Oriented Structure Board), senkrecht zur Streurichtung jedoch deutlich darüber – bei gleichzeitig hoher Qualität der Schmalflächen.
Die Firma GreCon, Alfeld, ist schon lange als Hersteller für Systeme zur maschinellen Holzsortierung bekannt. Dipl.-Ing. Ralf Schaeckel stellte neue modulare Messsysteme für die Holzwerkstofffertigung vor. Durch Anwendung dieser multisensoriellen Online-Messsysteme stehen dem Werkstoffhersteller schon im frühen Produktionsstadium Aussagen über die zu erwartenden Eigenschaften des Werkstoffes zur Verfügung. So ist durch frühzeitiges Regeln einzelner Produktionsschritte die Einhaltung vorgegebener Werkstoffeigenschaften möglich. Derzeit wird die notwendige Güteüberwachung von Holzwerkstoffen durch Probennahme am Ende der Produktion realisiert. Die neuen Messsysteme sollen diese Güteüberwachung nicht ersetzen, sie dienen vielmehr der Prozesssteuerung und somit der Qualitätssicherung.
Im Rahmen des Förderschwerpunkts „Integrierter Umweltschutz im Bereich der Holzwirtschaft“ fördert das BMBF Forschungsarbeiten in den Bereichen Holzwerkstoffherstellung, Holzbau, Sägewerke, Holzvergütung und Klebetechnik. So sollen die umweltgerechten Anwendungsmöglichkeiten des nachwachsenden Rohstoffs Holz aufgezeigt und genutzt werden. Über die beschriebenen und weitere Projekte innerhalb des Förderschwerpunkts informiert die Website www.holz-und-umwelt.de, die im Rahmen des projektbegleitenden Wissens- und Technologietransfers durch die DGfH erstellt und gepflegt wird. Dort sind auch die Adressen und Ansprechpartner der jeweiligen Zuwendungsempfänger beziehungsweise Projektbearbeiter zur Kontaktaufnahme sowie umfangreiche Links zu Forschungsinstituten und Unternehmen abrufbar.
Ansprechpartner für die Medien:
Deutsche Gesellschaft für Holzforschung e.V.
Helmut Stoll
Bayerstraße 57 – 59
80335 München
Tel.: 089/51 61 70 – 17
Fax: 089/53 16 57
E-Mail: h.stoll@dgfh.de
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