Biologische Schaderregerkontrolle für Erdbeeren im Garten des Bundespräsidenten

Aus über 400 Bewerbern hat der Bundespräsident zusammen mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU, Osnabrück) etwa 180 Aussteller eingeladen, an der „Woche der Umwelt“ in Berlin teilzunehmen. Diese einzigartige Informationsschau zu Innovationen in Forschung und Entwicklung im Bereich Umwelt wurde bisher zweimal, 2002 und 2004, durchgeführt. Im Garten von Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten, zeigt das ZALF als einer der Aussteller der „Woche der Umwelt“ Beispiele, was moderne Umwelt- und Landschaftsforschung bieten und welche Praxisnähe sehr gute Grundlagenforschung haben kann.

Erdbeeren sind wie alle Kulturpflanzen während des Anbaus durch viele Schaderreger bedroht. Kostengünstige, wirksame und umweltverträgliche Verfahren zur Kontrolle der wichtigsten Erkrankungen sind aber rar. Die Sorte 'Elsanta' stellt europaweit die Hauptsorte im Erdbeeranbau dar, ist aber hochgradig anfällig für den Erreger der Verticillium-Welke, einem Schadpilz. Die Verticillium-Welke kann innerhalb von 4 Wochen zu einem Absterben der Pflanzen führen (Bild. 1, 2). Ein wirtschaftlicher Totalverlust ergibt sich, wenn über 30% der Pflanzen ausfallen.

Ausgangspunkt für die Entwicklung eines biologischen Bekämpfungsverfahrens waren die Vorgaben von EU und Bundesregierung, durch Verbote bzw. die Beschränkung des Einsatzes von chemischen Pflanzenschutzmitteln die Umweltbelastung zu vermindern. Speziell bei der Bekämpfung der Verticillium-Welke im Erdbeeranbau gibt es durch das seit 2001 geltende Anwendungsverbot keine zugelassenen Pflanzenschutzmittel.

Die Untersuchung von 9 verschiedenen Praxis-Standorten des Erdbeeranbaus über mehrere Jahre ergab, dass vitale Pflanzen den Schadpilz ebenso enthalten wie stark geschädigte. Durch eine sensitive molekulargenetische Analyse der über 400 gewonnenen Pilzisolate konnte eine reproduzierbare Aufteilung der Art V. dahliae in genetische Subtypen durchgeführt werden. Hierdurch war es möglich, die Besiedlung von vitalen und geschädigten Pflanzen zu analysieren und einzelne Subtypen näher zu charakterisieren. Die Subtypen dieser Pilzart in den vitalen Pflanzen wirken aber nicht schädigend auf die Pflanze. Überwiegen in einer Pflanze die nichtschädigenden Subtypen, werden die sonst schädigenden Subtypen zurückgedrängt.

Die Beimpfung mit einzelnen Verticillium-Stämmen und mit Mixturen dieser Stämme ergab bei ganz speziellen Kombinationen der Subtypen eine Schadensfreiheit der Pflanzen. Allerdings zeigten Klimakammerversuche mit 2 Temperaturprogrammen, dass es auch Pilz-Stämme gibt, die erst unter erhöhter Temperatur Schäden verursachten. Bei einer klimatischen Erwärmung sind voraussichtlich diese dann schädigenden Subtypen bereits im Boden anzutreffen. Andere Pilz-Stämme verursachen nur unter kühlen Bedingungen Schäden. Neben den temperaturabhängig schädigenden kommen auch generell stark schädigende und, selten, apathogene (generell nicht schädigende) Subtypen vor.

Als biologisches Kontrollverfahren gegen die Verticilliumwelke bei Erdbeeren hat sich nun als wirksam herausgestellt, dass durch den Zusatz von 3 aufeinander abgestimmten Subtypen, auch unter Nutzung apathogener, bei der Erdbeer-Pflanzung die Pflanzen vital bleiben. Diese Wirkung tritt auch bei erhöhter Temperatur ein. Dieses Prinzip der biologischen Schaderregerkontrolle von V. dahliae wurde vom ZALF zum Patent angemeldet (Offenlegung 10. Mai 2007 unter der Nummer WO 2007/051654, ZALF in Müncheberg; LVLF Müncheberg; gefördert durch DBU, Az: 18940;).

Potential: Die Nutzung dieser ökologischen Zusammenhänge ermöglicht ein umweltgerechtes Anbauverfahren und sichert eine hohe Vitalität der Erdbeerpflanzen auch bei steigender Temperatur, wie sie in für einen anstehenden Klimawandel prognostiziert werden.

Über das ZALF
Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. betreibt eine inter- und transdisziplinierte integrative Erforschung von Ökosystemen in Agrarlandschaften und Entwicklung ökologisch und ökonomisch vertretbarer Landnutzungssysteme, die auf die zukünftige Entwicklung der ländlichen Räume ausgerichtet ist. Es ist seit 1997 Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. P. Lentzsch plentsch@zalf.de

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