Einkommen in Polens Landwirtschaft erheblich unter deutschem Vergleichswert – neue IAMO-Studie


Die in der Landwirtschaft Südost-Polens Beschäftigten verdienen mit rund 1000 Euro/Jahr gut fünfundzwanzig mal weniger als Landwirte in Bayern. Durchschnittliche polnische Arbeitnehmer erzielen dagegen nur fünfmal weniger als ihre deutschen Kollegen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine vom IAMO vorgelegten Studie, die in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Agrarwirtschaft“ veröffentlicht wurde.

Der Einkommensabstand zwischen polnischen und deutschen Landwirten ist damit rund fünfmal so hoch wie in der übrigen Wirtschaft. Gründe für dieses Gefälle sind eine im Vergleich mit Deutschland ungünstigere Betriebsgrößenstruktur sowie niedrigere Agrarsubventionen für polnische Betriebe. So liegt die mittlere Größe der im Südosten Polens untersuchten Betriebe bei knapp 9 Hektar, die in Bayern jedoch bei 37 Hektar, in Mecklenburg-Vorpommern sogar bei 230 Hektar.
Der IAMO-Beitrag stellt die Ergebnisse einer Analyse von einzelbetrieblichen Kennzahlen vor, die im Rahmen einer Befragung von 464 polnischen Landwirten im Jahre 2000 erhoben wurden. Die Analyse stützt sich auf den Vergleich von landwirtschaftlichen Betrieben in drei polnischen Woiwodschaften und den deutschen Bundesländern Bayern und Mecklenburg-Vorpommern. Die Ergebnisse zeigen, dass die polnischen Betriebe deutlich geringere Gewinne erzielen als ihre deutschen Vergleichspartner. Das Einkommensniveau innerhalb des polnischen Agrarsektors liegt im Nordwesten höher als im Südosten des Landes. Die Analyse legt nahe, dass die geringere Rentabilität der Betriebe in Polen auf zwei Ursachen zurückgeht. Zum einen beziehen Unternehmen in den deutschen Regionen wesentlich höhere Subventionen. Zum anderen weisen polnische Betriebe deutliche Strukturdefizite auf, die zu einem hohen Verhältnis von Arbeitskraft zu Nutzfläche führen. Darüber hinaus sind sie weniger produktiv und weniger spezialisiert als die untersuchten deutschen Betriebe. Polnische Landwirte zeigen eine allgemein konservative Haltung, sie ziehen eine Fortsetzung der Tätigkeit als Landwirt einer außerlandwirtschaftlichen Beschäftigung vor. Dennoch werden vor allem in den südlichen Regionen landwirtschaftliche Einkommen weithin durch nichtlandwirtschaftliche Einkommensquellen ergänzt.
Die polnischen Betriebe befänden sich inmitten eines regionalen, wirtschaftlichen und sozialen Ausdifferenzierungsprozesses, der in erster Linie durch die großen Unterschiede im Einkommensniveau zwischen ländlichen und städtischen Bevölkerungsgruppen verursacht würde, so Martin Petrick vom IAMO. Allerdings sei dieser Prozess durch institutionelle Hindernisse, besonders im Hinblick auf den ländlichen Arbeitsmarkt, stark verlangsamt oder sogar zum Stehen gebracht worden. Diesen Hindernissen solle durch künftige Politikmaßnahmen angemessen begegnet werden, um weitere soziale Verwerfungen im Laufe des polnischen EU-Beitritts zu vermeiden.
Petrick, M.; Spychalski, G.; Switlyk, M.; Tyran, E.: Economic Situation and Development Perspectives of Farms in Poland. An analysis based on survey data from selected Polish voivodships and a comparison with German farms. In: Agrarwirtschaft, Bd. 51 (2002), Heft 4, S. 203-214.
Kontakt: Martin Petrick, Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO), Theodor-Lieser-Straße 2, 06120 Halle (Saale), Tel.: 0345-2928127, E-Mail: petrick@iamo.de.

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Dr. Klaus Reinsberg idw

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