Energieholz von Ackerflächen: Wissenschaftler prüfen neue Wege der Holzgewinnung
Die seit Jahren steigende Nachfrage nach Nutzholz für die Säge- und Holzindustrie bzw. als Brennstoff macht „Holzanbau“ für Landwirte attraktiv und wirft gleichzeitig neue Fragen auf. Die Wissenschaftler der Forschungsverbünde Agrowood (Tharandt/TU Dresden), Dendrom (Eberswalde) und Agroforst (Universität Freiburg und Landschwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg) untersuchen die Bedingungen, die Vor- und Nachteile sowie die verschiedenen Modelle der Plantagenwirtschaft.
Das Laborgespräch VII des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) stellt die Projekte und ihre ersten Ergebnisse vor.
Das Projekt der Forschungsgruppe Agrowood ist ausgesprochen praxisnah angelegt. In den Modellregionen Freiberg und Schradenland sollen auf rund 200 Hektar Fläche schnellwachsende Pappeln und Weiden angebaut und geerntet sowie die ökonomischen und ökologischen Chancen und Risiken bewertet werden. Vorteile der Holzplantagen, die sich bereits im Vorfeld abzeichnen: weniger Pflanzenschutzmittel, weniger Dünger als in der Landwirtschaft üblich, geringere Belastungen für die Gewässer, deutlich vermindert Bodenerosion aufgrund der ganzjährigen Durchwurzelung der Flächen und höhere Erträge als in der Waldwirtschaft. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich der Ackerboden erholen kann, da er seltener befahren wird. Gleichzeitig reichert der Boden Humus aus Laub und Wurzeln an, was wiederum die Fruchtbarkeit erhöht.
Die bedeutendste Voraussetzung für eine rentable Plantage ist der hohe Wassergehalt der gesamten Landschaft, da schnell wachsende Bäume einen starken Wasserverbrauch aufweisen. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge muss mehr als 500 Millimeter betragen, von denen mindestens 300 Millimeter in der Vegetationszeit fallen. In niederschlagsarmen Regionen ist der Holzanbau nur möglich, wenn der Grundwasserspiegel entsprechend hoch ist.
Als rentabel gilt der Holzanbau, wenn pro Hektar im Mittel mehr als acht Tonnen Holz pro Jahr nachwachsen. Ertragstafeln für Plantagen existieren allerdings noch nicht, der Verbund Dendrom, der den Agrarholzanbau systematisch analysiert, betont zudem, dass die exakten Erträge der unterschiedlichen Klone von Pappeln, Weiden oder Robinien ermittelt werden müssten.
Einem spannenden Ansatz für Holzplantagen widmet sich der Verbund Agroforst. Landwirtschaftliche Flächen könnten kombiniert genutzt werden, z. B. durch das parallele Anpflanzen von jungen Bäumen und überwinternden Ackerkulturen. Bis die Bäume Blätter tragen, sind die überwinternden Ackerkulturen weit entwickelt. Die Bäume bieten Wind- und Erosionsschutz, erst wenn sie älter sind, entsteht die Konkurrenz um Licht und Wasser. Doppelt genutzte Ackerflächen eignen sich laut den Wissenschaftlern hervorragend zum ertragreichen Anbau von Wertholz.
Die Forschungsverbünde Agroforst, Agrowood und Dendrom gehören zu den 25 Verbundprojekten, die im Förderschwerpunkt „Nachhaltige Waldwirtschaft“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) betreut in der wissenschaftlichen Begleitung und Koordinierung den Förderschwerpunkt „Nachhaltige Waldwirtschaft“, den das BMBF im Zeitraum 2005 bis 2009 mit rund 30 Millionen Euro finanziert. Aufgabe des Koordinierungsbüros am UFZ ist es, auf nationaler und europäischer Ebene ein Netzwerk für Wissenschaft und Praxis zu schaffen. Der Förderschwerpunkt widmet sich bis 2009 vor allem drei Feldern: Wie kann die Wertschöpfungskette Forst-Holz sowohl gewinnorientiert als auch ökologisch verträglich und sozial gerecht optimiert werden? Wie können Waldlandschaften so genutzt werden, dass die Lebensqualität der Menschen verbessert wird und gleichzeitig die Ressourcen langfristig gewährleistet sind? Wie sieht der Wald der Zukunft aus?
Links:
Das vollständige Laborgespräch ist auf den Webseiten des Förderschwerpunktes nachzulesen:
http://www.nachhaltige-waldwirtschaft.de/Laborgespraeche.212.0.html
BMBF-Förderschwerpunkt „Nachhaltige Waldwirtschaft“:
http://www.nachhaltige-waldwirtschaft.de/
Forschungsverbünde:
http://www.agroforst.uni-freiburg.de/
http://www.agrowood.de/
http://www.dendrom.de
Weitere fachliche Informationen:
Andreas Werntze, Msc.
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Telefon: 0341-235-1816
http://www.ufz.de/index.php?de=12792
oder über:
Doris Böhme / Tilo Arnhold
Pressestelle Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Telefon: 0341-235-1269
E-mail: presse@ufz.de
Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg 900 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.
Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 25.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,3 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
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