Forschen für eine nachhaltige Zukunft 09/2010
Inhalt
1. Mehr Power beim Phosphat-Einsatz: Wie sich die Wirkung des Düngemittels durch bewusste Fruchtfolgen verstärken lässt
2. Saftige Wiesen für Wiederkäuer: Gezielte Nachsaat für optimales Grünland
3. Sporen zählen und neue Sorten züchten statt Fungizid-Einsatz: Umweltfreundlicher Kampf gegen Getreidepilze ist möglich
4. Masthähnchen ist nicht gleich Masthähnchen: Welche Herkünfte für die ökologische Haltung geeignet sind
5. Biofleisch und Biowurst: Wie Pökelsalz verringert werden kann
6. Ernährungsverhalten: Konsequenzen für die Biobranche
1. Mehr Power beim Phosphat-Einsatz: Wie sich die Wirkung des Düngemittels durch bewusste Fruchtfolgen verstärken lässt
Im Ökolandbau ist Rohphosphat als Düngemittel zugelassen, obwohl seine Wirksamkeit eher gering ist. In einem Forschungsvorhaben haben Wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität Gießen untersucht, ob Pflanzen das Phosphat besser aufnehmen können, wenn sie in Fruchtfolge mit anderen Pflanzen angebaut werden, die ebenfalls gut für die Aufnahme des Feststoffdüngers geeignet sind. Das Ergebnis: Spinat als sogenannte „phosphataneignungseffiziente Pflanze“ nimmt mehr Phosphat auf, wenn er nach Weißlupine oder Ackerbohne angebaut wird.
2. Saftige Wiesen für Wiederkäuer: Gezielte Nachsaat für optimales Grünland
Satte Wiesen- und Weidelandschaften sind als Grundfutterquelle für Kühe von herausragender Bedeutung, damit ein Betrieb erfolgreich wirtschaftet. Wie sich optimales Grünland durch gezielte Nachsaat etablieren lässt, hat der Fachbereich Ökologischer Landbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen herausgefunden. Im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojekts zur Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Milchkühen haben die Wissenschaftler den Nachsaaterfolg von ausgewählten Futterpflanzenarten, die für den ökologischen Landbau von besonderer Bedeutung sein könnten, an insgesamt acht Standorten in Nordwestdeutschland geprüft. Das Ergebnis: Die Nachsaaterfolge waren standortspezifisch und in Abhängigkeit von der Nachsaattechnik sowie den eingesetzten Arten sehr unterschiedlich.
3. Sporen zählen und neue Sorten züchten statt Fungizid-Einsatz:
Umweltfreundlicher Kampf gegen Getreidepilze ist möglich
Wenn der Weizen nur kurze Halme bildet und zudem nach faulem Fisch stinkt, dann ist er mit Steinbrand infiziert. Der Befall mit dem Schadpilz ist mittlerweile die häufigste Erkrankung im Ökolandbau.
Die Übertragung erfolgt über Sporen, die entweder auf dem Saatgut haften oder im Ackerboden mehrere Jahre überdauern. Auch ein enger Verwandter des Steinbrands, der Zwergsteinbrand, breitet sich derzeit in höheren Anbaulagen aus. Da chemische Pflanzenbehandlungsmittel für Biolandwirte tabu sind, haben deutsche Forscher nach umweltfreundlichen Wegen gesucht, den Steinbrand einzudämmen. Über drei Jahre wurde untersucht, ob der Schadpilz durch sorgfältiges Zählen von Sporen kontrolliert werden kann – sowohl beim Saatgut als auch in Bodenproben. Ergebnis: Steinbrand und Zwergsteinbrand lassen sich eindämmen, wenn nur Saatgut verwendet wird, auf dem sich weniger als 20 Sporen pro Korn zählen lassen. Beim Zwergsteinbrand erweist sich auch eine Kontrolle des Sporenbesatzes im Boden als wirksam.
Derzeit arbeiten die Forscher daran, genaue Schwellenwerte für den Bodenbefall festzulegen. Liegt der Befall über dem Grenzwert, sollte der Biolandwirt für ein Jahr statt Weizen eine andere Ackerfrucht anbauen.
4. Masthähnchen ist nicht gleich Masthähnchen: Welche Herkünfte für die ökologische Haltung geeignet sind
Die ökologische Masthühnerhaltung steht vor der Herausforderung gegenläufiger Verbrauchererwartungen. Einerseits wünschen sich die Verbraucher günstiges Hähnchenfleisch mit hohem Brustmuskelanteil.
Andererseits erwarten sie, dass dieses Fleisch von gesunden Tieren stammt, die artgerecht gehalten werden. In der konventionellen Hühnermast werden auf Höchstleistungen gezüchtete Masthybriden eingesetzt, die zwar schnell wachsen, aber anfällig für Erkrankungen, insbesondere im Bereich des Fortbewegungsapparates, sind. Die ökologische Hühnermast setzt zwar bereits langsamer wachsende Tiere ein. Dennoch wird derzeit die Frage diskutiert, welche Wachstumsgeschwindigkeit noch mit einer artgerechten Mast gesunder Tiere vereinbar ist. Deshalb haben Wissenschaftler der Universität Kassel unterschiedlich langsam wachsende Herkünfte auf ihre Eignung für die ökologische Hühnermast untersucht – vor allem unter dem Gesichtspunkt der Tiergesundheit. Dabei nahmen sie 5.721 Tiere der Herkunft Hubbard JA 757, drei weitere langsamer wachsende Herkünfte sowie zwei Rasseherkünfte unter die Lupe. Von der Eindeutigkeit der Ergebnisse waren sie selbst überrascht: Je schnellwüchsiger die Tiere waren, desto mehr Schäden wiesen sie auf. Das Gewicht und die Brustbreite beeinflussten den Gesundheitszustand der Tiere ebenfalls negativ.
5. Biofleisch und Biowurst: Wie Pökelsalz verringert werden kann
Pökeln ist eine uralte Methode, um Fleisch und Wurst haltbarer zu machen. Denn Salz entzieht den Produkten Wasser, sodass Pilze und Bakterien sich schlechter vermehren können. Heute wird jedoch nicht mehr Salz verwendet, sondern sogenannte Pökelsalze – in einigen Fällen auch von Biometzgern. Dabei wird Salz entweder mit Kaliumnitrat oder Natriumnitrit vermischt. Allerdings ist der Einsatz von Pökelstoffen umstritten, da Nitrit – eine chemisch-synthetisch hergestellt Verbindung – toxikologisch nicht unbedenklich ist.
Wissenschaftler vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau Deutschland e. V. (FiBL) haben wissenschaftliche Studien und Praxiserfahrungen ausgewertet, um zu sehen, wie Ökofleisch- und -wurstwaren ohne bzw. mit weniger Nitritpökelsalz hergestellt werden können, und einen Praxisleitfaden erstellt. Der Leitfaden zeigt Metzgern, was aus mikrobiologischer Sicht zu beachten ist, wenn Pökelsalz reduziert oder gar nicht mehr verwendet wird.
6. Ernährungsverhalten: Konsequenzen für die Biobranche
Im Rahmen der Nationalen Verzehrstudie II haben Marktforscher in 500 Studienzentren, die über ganz Deutschland verteilt waren, das Ernährungsverhalten von insgesamt 20.000 Teilnehmern untersucht.
Wissenschaftler vom Max Rubner-Institut in Karlsruhe und der Universität Göttingen haben aus den Erkenntnissen Rückschlüsse für die Biobranche gezogen: Welche Gruppen lassen sich beispielsweise als Intensiv- bzw. Gelegenheitsbiokäufer identifizieren? Die Ergebnisse zeigen nicht nur das unterschiedliche Kaufverhalten der verschiedenen Gruppen, sie erlauben auch eine präzise Zielgruppenansprache und eine stärker individualisierte Ernährungsberatung. Dabei legen die Forscher besonderen Wert auf die Frage, welche wesentlichen Einflussfaktoren den Biokonsum bestimmen – und mit welchen Konzepten Biolebensmittel erfolgreich vermarktet werden können.
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