GVO-Anbaufläche wächst weltweit

Die Agro-Biotechnologie-Agentur ISAAA (International Service for the Acquisition of Agri-biotech Applications) hat ihren jährlichen Bericht zur kommerziellen Nutzung von gentechnisch veränderten Pflanzen (gv-Pflanzen) für das Jahr 2010 vorgelegt. Danach wurden gentechnisch veränderte Pflanzen im Jahr 2010 in insgesamt 29 Ländern auf einer Fläche von knapp 148 Millionen Hektar angebaut. Dies bedeutet einen Anstieg von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Entwicklungsländer als Wachstumsmotor

Besonders hoch war das Wachstum des GVO-Anbaus in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Von den derzeit 29 Ländern, in denen gv-Pflanzen angebaut werden, sind 19 Entwicklungs- und Schwellenländer. In diesen Ländern wuchs die Anbaufläche im Jahr 2010 um 17 Prozent (10,2 Millionen Hektar) im Vergleich zum Vorjahr. Der Zuwachs in den Industrieländern betrug fünf Prozent (3,8 Millionen Hektar).

Im zweiten Jahr in Folge verzeichnete Brasilien das größte Wachstum der Anbaufläche. In 2010 wurden auf insgesamt 35,4 Millionen Hektar Fläche gv-Pflanzen angebaut, insbesondere Soja, Mais und Baumwolle. Dies ist ein Zuwachs um vier Millionen Hektar bzw. 19 Prozent. Befördert wurde diese Entwicklung vor allem durch das Engagement der Politik – beschleunigte Zulassungsverfahren, vereinfachte Exportregelungen und erhebliche Forschungsinvestitionen in die Grüne Biotechnologie.

Enorme Potentiale

Saatgut-Innovationen wie der Goldene Reis, ein mit Vitamin-A angereicherter Reis, aber auch ertragssteigernde, trockenresistente und insektenresistente Sorten versprechen nicht nur für die armen Länder der Welt erhebliche Chancen: für die Ernährungssicherung, die Anpassung an den Klimawandel, für Effizienzsteigerungen in der Landwirtschaft und eine nachhaltige Bewirtschaftung (Pflanzenschutzmanagement).

Für die kommenden Jahre erwarten Experten daher ein weiteres positives Wachstum der Anbaufläche, vor allem in den Entwicklungs- und Schellenländern. Besonders stark werde die Anbaufläche in den nächsten Jahren in den Ländern Südamerikas und Asiens wachsen, vermutet der ISAAA. In diesen Ländern sei das politische Klima derzeit sehr innovationsfreundlich, was den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen angeht. Diese Länder könnten damit zum Wachstumsmotor für die Kommerzialisierung der Grünen Gentechnik werden. Bereits jetzt wachsen 48% der gentechnisch veränderten Pflanzen in den Entwicklungsländern. Bis 2015 könnten diese Nationen die Industrienationen überholt haben.

Vor allem kleine Bauern nutzen gv-Pflanzen

Der ISAAA-Studie zufolge gehören 90% der weltweit etwa 15,4 Millionen gv-Pflanzen anbauenden Landwirte zur armen Landbevölkerung in den Entwicklungsländern. Diese Bauern bewirtschaften zumeist kleine Flächen und versprechen sich durch die resistenteren oder ertragsreicheren Sorten eine sichere Ernte. In China (6,5 Millionen Bauern) und Indien (6,3) ist die Zahl der Kleinbauern, die gv-Saatgut verwenden, besonders hoch.

Die größten Anbauländer

Die zehn bedeutendsten Anbauländer sind derzeit die USA (66.8 Millionen Hektar), Brasilien (25.4), Argentinien (22.9), Indien (9.4), Kanada (8.8), China (3.5), Paraguay (2.6), Pakistan (2.4), Südafrika (2.2) und Uruguay (1.1).

Die Graphik zeigt die weltweite Anbaufläche für gentechnisch veränderte Pflanzen nach Ländern sortiert mit den dort am häufigsten angebauten gentechnisch veränderten Kulturen.

Drei Nationen bauten 2010 erstmalig genetisch veränderte Pflanzen in industriellem Maßstab an: 600,000 Landwirte in Pakistan und 375,000 in Myanmar pflanzten insektenresistente Bt-Baumwolle an. Schweden führte eine neue biotechnologisch veränderte Stärkekartoffel ein und ist damit das erste skandinavische Land, in dem gv-Pflanzen wachsen. In Deutschland wurde 2010 die Stärkekartoffel Amflora erstmals angepflanzt.

Der Blick in die Zukunft

Während immer mehr Länder in Süd- und Nordamerika, Asien und zunehmend auch afrikanische Länder gentechnisch verändertes Saatgut nutzen, steuert Europa in eine andere Richtung. Wie die jahrelange Diskussion um eine EU-weite Anbau- und Zulassungsregelung für gv-Pflanzen versus mehr Autonomie der einzelnen EU-Mitgliedsländer zeigt, ist Europa bisher uneins, wie es mit der Grünen Gentechnik verfahren will.

Die weitere Kommerzialisierung von gentechnisch veränderten Pflanzen wird zukünftig von vier Faktoren abhängen:

von der Einführung angemessener, verantwortungsvoller und Kosten- bzw. Zeiteffektiver Regulations- und Zulassungsverfahren

vom politischen Willen und der politischen Unterstützung für die Technologie und

von verbessertem gentechnisch verändertem Saatgut, das die Anforderungen der Industrieländer ebenso erfüllt wie die der Entwicklungsländer in Asien, Lateinamerika und Afrika

und vor allem in Europa: von der gesellschaftlichen Akzeptanz der Grünen Gentechnik.

Quelle:
ISAAA Report 2010 – Executive Summary mit zusätzlichen Graphiken

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