Klimawandel im Weinbau
Rebstöcke, die vor Jahrzehnten angepflanzt wurden, sind die stummen Zeitzeugen eines sich stetig wandelnden Klimas. Noch vom Vater oder Großvater gepflanzt, sind sie heute ganz anderen Bedingungen ausgesetzt als noch vor fünfzig oder gar hundert Jahren.
Den Folgen des Klimawandels zu begegnen, kann nur durch entsprechende Anpassungsstrategien gelingen. Leicht gesagt, schwer getan: die Adaptionsmöglichkeiten sind besonders im Weinbau stärker begrenzt als in der Landwirtschaft, wo Fruchtwechsel und Sortenwahl viel schnellere Alternativen bieten.
„Wir haben es seit einigen Jahren mit vermehrten Unwettern zu tun. Hagelkörner in Golfballgröße können Blüten und Trauben zerstören und durch Verletzungen an Blättern und Trieben Eintrittspforten für Pilze und Bakterien öffnen“, beschreibt Peter Lauer aus Ayl an der Saar die wachsenden Probleme.
Auch Winzer setzen auf das Verfahren des „integrierten Anbaus“, bei dem zur Einsparung von chemischen Pflanzenschutzmaßnahmen beispielsweise Raubmilben gefördert werden, um Schädlinge wie die Rote Spinnmilbe in Schach zu halten. Muss dann doch wegen des erhöhten Krankheitsdrucks behandelt werden, könne es lange dauern, bis die mühsam gezüchteten Gegenspieler wieder die alte Stärke erlangt hätten, berichtet der Winzer. Er baut ausschließlich den besonders anspruchsvollen Riesling auf mineralischen Schieferböden in Steillagen von bis zu 70 Prozent Steigung an.
Was schon sein Großvater angelegt hat, bringt noch heute erlesene Spitzenweine. Doch seine Möglichkeiten der Anpassung sind begrenzt. Insbesondere die Zunahme der Extreme machen dem Weinbauern zu schaffen. „Die Niederschläge fallen oft heftig aus, erodieren die Hänge und sind häufig gefolgt von langen Trockenperioden. Deshalb denken wir heute über Möglichkeiten der Bewässerung nach“, erläutert Lauer. Doch die Anlage von Reservoirs oberhalb des Flussbettes und das Verlegen von Tröpfchenbewässerungsanlagen sind teuer, gleichzeitig ist die Konkurrenz auf dem Weinmarkt groß.
Der Steillagenweinbau ist schwierig zu mechanisieren und entsprechend kostenintensiv, geeignete Arbeitskräfte sind rar und die Arbeitsbedingungen hart. Bis zu acht oder neun (Hand-)Bearbeitungsgänge plant der Saarwinzer ein, plus Bodenbearbeitung, Unkrautkontrolle und Pflanzenschutz. Wäre da nicht das persönliche Engagement und die Passion des einzelnen Winzers, wären viele erlesene Weine heute sicher kaum noch auf dem Markt.
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