Kräuter als biologische Pestizide
Extrakte aus Kräutern und Gewürzen bilden eine umweltverträgliche und gesündere Alternative zur herkömmlichen Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft. Zu diesem Schluss kommen US-amerikanische Forscher beim Treffen der American Chemical Society.
Laut einem BBC-Bericht entwickelten sie biologische Pestizide, die auf der Mischung winziger Mengen von zwei bis vier verschiedenen Kräutern beruhen, die in Wasser aufgelöst werden. Die Substanzen töten Insekten direkt ab oder halten sie fern, ohne dabei für den Menschen oder die Umwelt ungünstige Nebenwirkungen zu entfalten. Besonders konzentrierten sich die Wissenschaftler dabei auf Wirkstoffe aus Rosmarin, Thymian, Gewürznelke und Pfefferminze.
„Die neu entwickelten Produkte erweitern die bisher beschränkten Möglichkeiten, Schädlinge in der biologischen Landwirtschaft zu bekämpfen. Bisher gibt es nur wenige dafür geeignete Insektizide, doch ihre Zahl steigt ständig“, berichtet Studienleiter Murray Isman von der University of British Columbia.
Einige Gewürz-basierte kommerzielle Produkte, die derzeit von Bauern eingesetzt werden, schützen bereits mit Erfolg biologische Erdbeer-, Spinat- und Tomatenfelder vor Blattläusen und Milben. Anders als konventionelle Pestizide könnten die „Killergewürze“ laut Isman den Zulassungsbehörden furchtlos ins Auge blicken und seien zudem bereits fertig für ihren Einsatz. „Ein wichtiger Vorteil dieser Methode ist, dass die bekämpften Insekten keine Resistenzen entwickeln“, so Isman. Zudem seien sie auch sicherer für Beschäftigte in der Landwirtschaft, die gewöhnlich den Pestiziden in Verbindung mit hohem Risiko ausgesetzt sind.
Derzeit haben biologische Pestizide allerdings noch mit einigen Schwächen zu kämpfen. So verdunsten und zerfallen ätherische Pflanzenöle etwa schnell unter Sonnenlicht, zudem ist der Arbeitsaufwand größer, da Bauern sie häufiger als herkömmliche Pestizide anwenden müssen. „Die Wirkung von manchen Essenzen vergeht sogar schon nach einigen Stunden, während herkömmliche Pestizide tage- bis monatelang wirken. Da sie außerdem weniger stark sind, müssen sie in höheren Konzentrationen eingesetzt werden, um erwünschte Effekte zu erzielen“, so Isman. Um diesen Nachteil aufzuholen, sucht man derzeit nach Methoden, die neuen Wirkstoffe länger haltbar und stärker zu machen. „Sie sind kein Allheilmittel für die Schädlingsbekämpfung, haben jedoch in Sachen Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit eindeutige Vorteile.“
„Der biologische Landbau verwendet ‚Pflanzenschutzmittel’ im wahrsten Wortsinn, wohingegen diese Aussage beim Einsatz herkömmlicher Pestizide ironisch ist. Hier trifft eher ‚Schädlingsbehandlung’ zu“, betont Lukas Schrattenthaler, Sprecher von Bio-Austria http://www.bio-austria.at , gegenüber pressetext. In der EU sind mehrere hundert pflanzliche Wirkstoffe erlaubt, die in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt werden können. Viele dieser Essenzen fördern auch gezielt die Entwicklung von Nützlingen, die das Pflanzenwachstum begünstigen. Schrattenthaler sind die Probleme, mit denen biologische Pestizide zu kämpfen haben, bekannt. „Die Benetzung und Haftung ist geringer als beim Einsatz von Chemie. Das oft vorgebrachte Gegenargument, dass die Notwendigkeit, in Folge häufiger in den Acker gehen zu müssen, dem Boden mehr schadet als die Chemie, ist jedoch nicht haltbar.“
Als entscheidenden Vorteil der pflanzlichen Düngemethode sieht der Biobauern-Sprecher die Vermeidung von Rückständen in den Produkten selbst als auch in der Umwelt. „Ein Teil der herkömmlichen Spritzmittel landet in der Luft, im Boden oder im Trinkwasser und sorgt auch dort für entsprechende, unerwünschte Umweltwirkungen. Biologische Lösungen sind somit Teil des Umwelt- und Klimaschutzes und liefern einen gesellschaftlichen Beitrag.“ Schrattenthaler hält es für wahrscheinlich, dass „biologische Pestizide“ eines Tages auch in der nicht-biologischen Landwirtschaft größere Verbreitung erringen. „Erstens spielt der Kostenfaktor eine entscheidende Rolle, denn chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel werden immer teurer. Daneben steigt beim Konsumenten die Sensibilisierung dafür, dass Agrarförderungen aus Steuermitteln für Lösungen eingesetzt werden, die umweltverträglich sind.“
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