Neue Medizin bei Ferkeldurchfall

Solange Ferkel gesäugt werden, ist alles in Ordnung – doch nach dem Absetzen reagieren Ferkel häufig mit Durchfallerkrankungen auf die Stresssituation.

Die körpereigenen Abwehrkräfte reichen nicht aus und bakterielle Durchfallerreger, in erster Linie Escherichia coli haben leichtes Spiel. Vor allem ökologisch wirtschaftende Betriebe suchen nach Alternativen zu chemisch-synthetischen Antibiotika. Zunächst müssen in der Absetzphase Fütterung und Haltung überprüft und optimiert werden.

Unterstützend können Futtermittelzusätze wirken. Das Institut für Biologische Landwirtschaft und Biodiversität der Nutztiere Wels in Österreich hat die Wirkung von Kräutermischungen untersucht. Eine Versuchsmischung bestand aus Kamilleblütenpulver, getrockneten Heidelbeeren, Löwenzahnpulver, Maralpulver, Knoblauchpulver und Karottenpulver sowie fein vermahlenem Zeolith (Tonmineralien) und Effektiven Mikroorganismen (Milchsäurebakterien, Hefen, Nichtschwefelpurpurbakterien).

Sie wurde bereits drei Tage vor dem Absetzen als Paste direkt ins Maul und danach über das Futter verabreicht. Die Ferkel hatten im Durchschnitt der ganzen Versuchsgruppe festeren Kot und etwas höhere Tageszunahmen. Durchfall konnte aber nicht ganz vermieden werden.

In einem zweiten Versuch bekamen die Ferkel die Kräutermischung angereichert mit Blutwurzpulver (Potentilla) und getrocknetem Torf, aber ohne die Effektiven Mikroorganismen. Um die Aufnahme der Mischung zu verbessern, wurde sie mit Holundersaft vermischt und nicht über das Futter, sondern in flachen Schalen angeboten. Von 46 Ferkeln pro Gruppe hatten nur 16 Ferkel Durchfall, in der Kontrollgruppe 25. Die Ferkel aus der Kräutergruppe wogen nach 25 Aufzuchttagen im Schnitt knapp ein Kilogramm mehr. Die alternative Behandlung mit der Blutwurz-Kräutermischung war in den Fütterungsversuchen also erfolgreich. Problem ist die rechtliche Bewertung. Die Gabe von Kräutern als alternative Behandlungs- und Vorbeugemaßnahme ist keine Behandlung im medizinischen Sinn. Kräuter gelten als Futtermittel und müssen ab 2012 aus ökologischem Anbau stammen. Über die Fütterungsversuche berichtete das Fachmagazin für den ökologischen Landbau „bioland“.

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Renate Kessen www.aid.de

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