Nutzpflanzen für die Wüste
Das südliche Afrika verfügt über eine reichhaltige Vielfalt an Nutzpflanzen – mit deren natürlichen und wild vorkommenden Verwandten sowie sogenannten “Orphan Crops”.
Bei Letzteren handelt es sich um „vernachlässigte” Pflanzensorten, die als genetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (PGRFA) dienen, aber nicht häufig genutzt werden. Das Projekt Farmer Resilience and Melon Crop Diversity in southern Africa” (FRAMe) zielt auf eine zukunftsorientierte Landwirtschaft der Nutzpflanzenvielfalt am Beispiel der Melonen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben in den nächsten drei Jahren mit über 300.000 Euro.
Orphan Crops sind seit Generationen eine stete Grundlage für die Ernährung von Kleinbauern und ländlichen Gemeinden. “Im Angesicht der sich stetig wechselnden Umweltbedingungen im Zuge des Klimawandels und der wachsenden Weltbevölkerung stellen Orphan Crops ein wichtiges Potential dar, um den steigenden ernährungspolitischen sowie ökologischen Anforderungen gerecht zu werden”, sagt Prof. Dietmar Quandt vom Nees-Institut für Biodiversität der Pflanzen der Universität Bonn. Diese pflanzengenetischen Ressourcen kombiniert mit dem umfangreichen traditionellen Wissen haben den lokalen Landwirten ein Überleben ermöglicht. “Aufgrund der rapiden ökologischen Veränderungen ist jedoch nicht absehbar, wie eine zukunftsorientierte Landwirtschaft für eine breite Masse an Kleinbauern und größeren Agrikulturbetrieben im südlichen Afrika gelingen kann.”
Anpassung an Dürreperioden
Das Projekt FRAMe hat deshalb das Ziel, basierend auf den Erfahrungen lokaler Landwirte potenziell erfolgreiche Varietäten von Kulturpflanzen zu registrieren und molekular-genetisch zu analysieren. Die Forschenden wollen am Beispiel von Melonen einen breiten Überblick über die vorhandene Nutzpflanzenvielfalt und deren Anpassungen an Dürreperioden gewinnen. Damit soll ein Grundstein für eine zukunftsorientierte Landwirtschaft im südlichen Afrika gelegt werden.
Das Nees Institut der Universität Bonn ist mit Prof. Quandt als Sprecher des Standorts Deutschland und als assoziierter Wissenschaftler des Gobabeb Namib Research Institutes (Namibia) im Projekt FRAMe vertreten. Die Bonner Forschenden wollen durch den Einsatz moderner molekularer Methoden in Verbindung mit umfangreichen Probenahmen, ökologischer Modellierung und unter Einbeziehung der Erfahrungen lokaler Landwirte einen weitreichenden Beitrag für besser angepasste Kulturpflanzen leisten, insbesondere in Bezug auf die Dürreverträglichkeit. Quandt: “Das Projekt hat ein ungeahntes Potenzial für Nahrungsmittelsicherheit sowie für weltweite Programme zur qualitativen Verbesserung von Kulturpflanzen.”
116 verschiedene Arten von Kürbisgewächsen
„Das südliche tropische Afrika gilt als Diversitätszentrum der Kürbisgewächse”, sagt Dr. Gillian Maggs-Kölling vom Forschungszentrum Gobabeb in Namibia. Sie ist namibianische Sprecherin und Initiatorin des FRAMe-Projekts. Die Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) umfassen dort 116 Arten in 28 Gattungen. Ein beträchtlicher Anteil findet in traditionellen Agrarökosystemen, in der Küche, in der Kultur und in der lokalen Wirtschaft Verwendung. Beispielsweise wird !nara (Acanthosicyos horridus), eine endemische Kürbisart der sehr trockenen Namib-Wüste, in großem Umfang von der Bevölkerung als Nahrungs- und Heilmittel verwendet.
Der Ursprung der Melonen liegt wahrscheinlich in der Wüste. “Diese Hypothese erscheint nicht wirklich offensichtlich”, sagt Quandt. “Dennoch finden wir gerade im südlichen Afrika eine große Vielfalt an unterschiedlichen Melonenarten, die hoch spezialisiert und an die extremen Bedingungen angepasst sind.” Landwirte kultivieren zum Beispiel eine Vielzahl der mit der Wassermelone verwandten Citrullus-Varietäten – und das sind genau jene, welche an Dürre und Krankheiten angepasst sind. FRAMe wird diese Vielfallt charakterisieren und damit gleichzeitig den Beitrags Südafrikas zur Domestizierung von Melonen klären.
Beteiligte Institutionen:
Am FRAMe-Projekt sind neben dem Nees-Institut der Universität Bonn (Deutschland) und dem Gobabeb Research and Training Centre (Namibia) auch die University of Cape Town (Südafrika), die University of Zambia (Sambia) und die University of Namibia beteiligt.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dietmar Quandt
Nees-Institut für Biodiversität der Pflanzen
Universität Bonn
Tel. 0228/732526
E-Mail: quandt@uni-bonn.de
Weitere Informationen:
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