Pflanzenschutz: Innovationen für gesunde Apfelbäume
Um die Qualität von Äpfeln zu erhalten, widmen sich Forscher derzeit der Vorbeugung der häufigsten Apfelkrankheit, dem Apfelschorf. Ob Stärkung der baumeigenen Immunabwehr, Zersetzung von Falllaub als Überwinterungsquartier der Erreger oder Regensensoren zur Messung der Wasserbenetzung: Die neuen Methoden können in der landwirtschaftlichen Praxis erprobt werden und sind Teil des nationalen Aktionsplans zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln.
Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ermittelt Zahlen und erstellt Agrarstatistiken, koordiniert und betreut Forschungsvorhaben sowie innovative Projekte im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMELV). So unterstützt sie das BMELV gemeinsam mit den Bundesländern und dem Julius Kühn-Institut (JKI) auch bei der Entwicklung und Umsetzung des nationalen Aktionsplans zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP).
Methoden zur Risikosenkung finden und praktisch erproben
Deutschland setzt den Pflanzenschutz auf hohem Sicherheitsniveau um. Dennoch sollen Risiken, die bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln entstehen können, gesenkt werden. Die EU hat alle Mitgliedstaaten verpflichtet, dafür bis Ende 2013 nationale Aktionspläne zu erstellen. Ein wichtiges Element des deutschen NAP ist die Einführung neuer Pflanzenschutzverfahren in die landwirtschaftliche Praxis. Hierzu fördert das BMELV Demonstrationsbetriebe zum integrierten Pflanzenschutz, die neue Verfahren erproben und von der BLE als Projektträger betreut werden. Insgesamt wirtschaften bisher 16 Betriebe auf Grundlage exzellenter fachlicher Beratung nach neuesten Erkenntnissen und Verfahren des integrierten Pflanzenschutzes. Dabei sind Praxisphasen von bis zu fünf Jahren sowie eine Ausweitung auf 35 Betriebe geplant. Die gewonnenen Erkenntnisse werden Berufskollegen, Handel und interessierten Verbrauchern vermittelt. Ein wichtiger Bereich ist der Apfelanbau.
Vorbeugung von Apfelschorf im Ökolandbau
Beim Lieblingsobst der Deutschen setzt auch der Pflanzenschutz einen Schwerpunkt: Um die Verbreitung und Vermehrung der häufigsten
Apfelkrankheit „Apfelschorf“ zu vermeiden, fördert das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) in der BLE derzeit mehrere große Forschungsprojekte. Der Erreger des Apfelschorfs ist ein Pilz, der im Falllaub überwintert und die Bäume im Frühjahr bei günstigen Witterungsbedingungen erneut befällt. In einem Projekt versuchen Forscher und Berater deshalb, die Zersetzung des Laubes zu fördern. Extrakte aus Hefe, Yucca, der Schlüsselblume, Soja oder der Rinde des südamerikanischen Seifenrindenbaumes sollen das Laub für Regenwürmer und andere Bodenorganismen schmackhafter machen. Eine Alternative hierzu wird mit dem Laubsauger „Emma“ untersucht: Mit seiner Hilfe kann altes Laub entfernt und kompostiert werden. Die Wissenschaftler untersuchen, wie sich dies auf das Bodenleben sowie das Vorkommen von Apfelschorf auswirkt.
Regensensor für den Apfelanbau: Innovatives Frühwarnsystem
High Tech zur Vorhersage: Das BMELV fördert durch sein in der BLE ansässiges Innovationsprogramm die Entwicklung eines Regensensors, der die Schorfprognose im Apfelanbau verbessern soll. Nasse Blätter und starker Regen sind für die Verbreitung des Pilzes wichtig. Mit der Entwicklung von Sensoren, die den Wasserfilm auf den Blättern und die Einschlagskraft von Regentropfen auf das Falllaub messen, kann die Vorhersage für das Auftreten der Krankheit optimiert werden. Mit diesem Frühwarnsystem lässt sich der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf ein Minimum begrenzen. Diese Technik können die genannten Demonstrationsbetriebe testen, wenn die Beratung den Einsatz empfiehlt.
„Pflanzenschutz – alternativlos“
Der Apfelschorf ist nur einer von mehreren Untersuchungsschwerpunkten im ökologischen und integrierten Pflanzenschutz. Was sonst noch wichtig ist, findet auf der diesjährigen Deutschen Pflanzenschutztagung an der Technischen Universität Braunschweig Erwähnung. Unter dem Motto „Pflanzenschutz – alternativlos“ tauschen ab dem 10. September 2012 Wissenschaftler, Verbände, Wirtschaftsbeteiligte und Experten drei Tage lang ihre Erkenntnisse und praktischen Erfahrungen rund um den integrierten Pflanzenschutz aus. Mit mehr als 1.300 Teilnehmern ist sie die größte Fachveranstaltung für Phytomedizin und Pflanzenschutz im europäischen Raum.
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