Raps unter Druck – besonders in Europa
Raps wirtschaftlich zu produzieren wird in Europa zunehmend schwieriger. Vor diesem Hintergrund hat das Netzwerk agri benchmark Cash Crop jetzt einen Bericht über die Herausforderungen und Perspektiven der Rapsproduktion in Deutschland, Frankreich, Polen, Großbritannien, Australien und Kanada veröffentlicht – mit einem umfassenden Überblick über alle Fragen des Rapsanbaus sowie über die Alternativen zu den derzeitigen Methoden des Pflanzenschutzes.
Raps wirtschaftlich zu produzieren wird in Europa zunehmend schwieriger. Vor diesem Hintergrund hat das Netzwerk agri benchmark Cash Crop jetzt zusammen mit externen Experten und mit finanzieller Unterstützung des Thünen-Instituts einen Bericht über die Herausforderungen und Perspektiven der Rapsproduktion in Deutschland, Frankreich, Polen, Großbritannien, Australien und Kanada veröffentlicht. Erste Ergebnisse wurden auf dem Internationalen Rapskongress 2019 diskutiert, der von der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) ausgerichtet wurde.
Der Bericht enthält einen umfassenden Überblick über alle Fragen des Rapsanbaus sowie über die Alternativen zu den derzeitigen Methoden des Pflanzenschutzes.
In Europa gerät die Wirtschaftlichkeit des Rapsanbaus durch die rasche Zunahme resistenter Schädlinge – vor allem seit dem Verbot eines sehr potenten, aber ökologisch als problematisch eingestuften Insektizids – unter Druck. Hinzu kommen neue Herausforderungen durch Unkrautresistenzen, Düngebeschränkungen sowie schwierige klimatische Bedingungen, die ebenfalls zu Ertragseinbußen geführt haben. Diese Probleme haben dazu geführt, dass die Landwirte den Anteil von Raps in den Fruchtfolgen reduzieren.
Alternativen zu Raps sind in Europa oft wenig profitabel
Allerdings zeigt die Analyse typischer agri benchmark Betriebe, dass andere Blattfrüchte, die den Raps ersetzen könnten, wirtschaftlich in Europa eher schlecht abschneiden: Die Erträge von Raps müssen um mehr als 20 % unter das Durchschnittsniveau von 2016-18 fallen, damit die nächst beste Alternative rentabler wird. Die mit einem verringerten Rapsanbau einhergehenden Gewinn-Einbußen werden von den Landwirten zunehmend in Kauf genommen, weil ein „Weiter so“ mit Fruchtfolgenanteilen von bis zu 33 % als nicht mehr machbar und zu riskant gilt.
Interessanterweise zeigen die agri benchmark Daten, dass sowohl in Kanada als auch in Australien die innerbetriebliche Wettbewerbsfähigkeit von Raps deutlich schwächer ist. Alternative Kulturpflanzen wie zum Beispiel Erbsen wären dort schon profitabler als Raps, wenn die Rapserträge nur um ca. 10 % zurückgehen würden.
Zonierungsversuche und „grüne Korridore“ als Weg in die Zukunft
Auf dem Internationalen Rapskongress wurden auch politische Maßnahmen zur Stabilisierung der Rapsproduktion diskutiert. Eine Option ist die Durchführung eines groß angelegten Zonierungsversuchs, bei dem Raps für mehrere Jahre nicht angebaut wird. Auf diese Weise könnten die Potenziale von erweiterten Fruchtfolgen und einer strengeren Re-Infektionskontrolle beurteilt werden.
Eine weitere Anregung ist, das von der kanadischen Schwesterorganisation der UFOP vorgeschlagene Konzept der „grünen Korridore“ umfassend zu testen: Ist es möglich, die natürlichen Gegenspieler der Rapsschädlinge durch die Einrichtung spezifischer Biotope so zu unterstützen, so dass die Ertragsverluste im Raps signifikant reduziert werden?
Zusammenarbeit und Austausch sind weltweit notwendig
Tom Arthey, Projektkoordinator für agri benchmark, erklärte: „Die Studie liefert einen ersten Schritt zum Verständnis der gemeinsamen Herausforderungen, denen sich zunächst vor allem die europäischen Erzeuger gegenübersehen. Sie zeigt die wirtschaftlichen Auswirkungen, die sich ergeben würden, wenn der Raps aus unseren Produktionssystemen verdrängt würde. Es muss mehr gemeinsame Arbeit geleistet werden, um diese Herausforderungen zu meistern. Während Europa bei diesem Thema an vorderster Front steht, machten unsere australischen und kanadischen Partner deutlich, dass auch dort die ackerbaulichen und politischen Probleme im Rapsanbau zunehmen.“
Der Bericht „Challenges and Perspectives in Global Rapeseed Production“ steht auf der agri benchmark Website zum Download zur Verfügung: https://bit.ly/3iEDs5v
agri benchmark Cash Crop ist ein globales Non-Profit-Netzwerk von Agrarökonomen, Beratern und Landwirten in der Pflanzenproduktion, das vom Thünen-Institut und global networks koordiniert wird. Seit 2006 stellt dieses gemeinnützige, nicht politisch gebundene Netzwerk seinen Kunden aus Politik, Industrie und Entwicklungshilfe international standardisierte Daten über Pflanzenproduktionssysteme und deren Wirtschaftlichkeit zur Verfügung. Weitere Informationen gibt es auf http://www.agribenchmark.org.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Jeanette Malchow
agri benchmark Cash Crop am Thünen-Institut für Betriebswirtschaft, Braunschweig
Mail: jeanette.malchow@agribenchmark.net
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften
Weltweite, wissenschaftliche Einrichtungen forschen intensiv für eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft.
Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Themen: Bioenergie, Treibhausgasreduktion, Renaturierung und Landnutzungswandel, Tropenwälder, Klimaschäden, Waldsterben, Ernährungssicherung, neue Züchtungstechnologien und Anbausysteme, Bioökonomie, Wasserressourcen und Wasserwiederverwendung, Artenvielfalt, Pflanzenschutz, Herbizide und Pflanzenschädlinge, digitale Land- und Forstwirtschaft, Gentechnik, tiergerechte Haltungssysteme und ressourcenschonende Landwirtschaft.
Neueste Beiträge
Ist der Abrieb von Offshore-Windfarmen schädlich für Miesmuscheln?
Rotorblätter von Offshore-Windparkanlagen unterliegen nach mehrjährigem Betrieb unter rauen Wetterbedingungen einer Degradation und Oberflächenerosion, was zu erheblichen Partikelemissionen in die Umwelt führt. Ein Forschungsteam unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts hat jetzt…
Per Tierwohl-Tracker auf der Spur von Krankheiten und Katastrophen
DBU-Förderung für Münchner Startup Talos… Aus dem Verhalten der Tiere können Menschen vieles lernen – um diese Daten optimal auslesen zu können, hat das Münchner Startup Talos GmbH wenige Zentimeter…
Mit Wearables die Gesundheit immer im Blick
Wearables wie Smartwatches oder Sensorringe sind bereits fester Bestandteil unseres Alltags und beliebte Geschenke zu Weihnachten. Sie tracken unseren Puls, unsere Schrittzahl oder auch unseren Schlafrhythmus. Auf welche Weise können…