Schweizer Wald wird intensiv und nachhaltig bewirtschaftet

Die Schutzwälder haben sich mehrheitlich positiv entwickelt; sie sind heute wirkungsvoller und stabiler. Gleichzeitig haben Naturereignisse mehr Bestände geschädigt und der Druck von Erholungssuchenden auf den Wald hat zugenommen.

Dies zeigt der Schlussbericht des dritten Landesforstinventars (LFI3). Die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL und das Bundesamt für Umwelt BAFU haben diesen am 16. März 2010 aus Anlass des Internationalen Tag des Waldes vom 21. März 2010 präsentiert.

Der Schweizer Wald bedeckt heute eine Fläche von 1,28 Millionen Hektaren. Im Vergleich zum zweiten Landesforstinventar (LFI2, Aufnahmejahre 1993-1995) nahm die Waldfläche innerhalb von elf Jahren vor allem im Alpengebiet zu, insgesamt von 29,6% auf 31% der Landesfläche. Die Zunahme von rund 600 Quadratkilometern entspricht annähernd der Gesamtfläche des Kantons Glarus (siehe Ergebnisbericht zum LFI3). Das BAFU kommt aus waldpolitischer Sicht zum Schluss, dass Raumplanung, Landwirtschaft, Tourismus, Naturgefahrenprävention und Holzressourcen besser aufeinander abgestimmt werden müssen, damit die teilweise unerwünschte Zunahme der Waldfläche in den Randgebieten besser gesteuert werden kann (siehe Faktenblatt 1).

Landesweit stehen im Durchschnitt 364 m3 Holz auf einer Hektare Wald (lebende und tote Bäume). Der seit 25 Jahren wachsende Holzvorrat hat in der letzten Untersuchungsperiode mit +3% weniger stark zugenommen. Die Gründe dafür waren die intensivere Holznutzung sowie die Auswirkungen von Naturereignissen wie dem Sturm Lothar 1999, dem Hitzesommer 2003 und den Folgeschäden durch Insekten, die vor allem im Mittelland und in den Voralpen deutliche Spuren hinterliessen. Darum nahm auch der Nadelholzvorrat gesamtschweizerisch um 1%, im Mittelland sogar um 16% ab. Der Laubholzvorrat legte hingegen in allen Regionen zu.

Die Holzproduktion entwickelte sich weiterhin positiv. Im Gegensatz zur Vorperiode wurde mit der Holznutzung sowie den abgestorbenen Bäumen der Holzzuwachs fast ausgeglichen. Angesichts der insgesamt hohen Holzvorräte wäre unter Berücksichtigung der Waldfunktionen und der Waldstabilität vorübergehend eine noch höhere Holznutzung möglich, die den Zuwachs sogar übersteigt. Auch diese Holznutzung wäre weiterhin nachhaltig (siehe Faktenblatt 2).

Der Aktionsplan Holz des Bundes hat den Trend zu vielfältigeren Wäldern bereits aufgenommen und fördert die Verwendung von Laubholz auch als Baumaterial. Darüber hinaus unterstützt der Bund Bemühungen, die betrieblichen Strukturen in der Waldwirtschaft zu optimieren und prüft weitere Massnahmen zur Senkung der Holzerntekosten. Die Respektierung einer naturnahen Waldbewirtschaftung bietet Gewähr, dass die Wälder ihre vielfältigen Funktionen auch bei einer intensivierten und zunehmend maschinellen Nutzung weiterhin erfüllen können.

Mehr Vielfalt, Gigantenbäume und totes Holz

Der Schweizer Wald wird vielfältiger. Aus lediglich einer Baumart bestehende Bestände haben noch einen Anteil von 19%, das sind 4% weniger als beim LFI2. Artenreiche Waldränder mit mehr als 10 Gehölzarten sind häufiger geworden. Hinzu kommt, dass unterdessen Jungwälder zu 92% aus reiner Naturverjüngung entstehen und Pflanzungen eher eine Ausnahme bilden. Gleichzeitig haben Reh, Rothirsch und Gämse mehr Gipfeltriebe an jungen Bäumen verbissen.

Die Anzahl und die Holzmenge abgestorbener Bäume (Totholz) haben sich seit 1985 verdreifacht. Der Totholzvorrat beträgt heute 18,5 m3 pro Hektare, ein für mitteleuropäische Verhältnisse relativ hoher Wert. Im Mittelland und im Jura soll der Totholzanteil noch gesteigert werden, und zwar durch Naturwaldreservate, Altholzinseln und das Stehenlassen einzelner alter Bäume, auch im bewirtschafteten Wald. Die Stammzahl so genannter Giganten, gemeint sind Bäume mit einem Brusthöhendurchmesser von mehr als 80 cm, verdoppelte sich seit 1985. Solche alten, dicken Bäume sind für tausende von Tier- und Pilzarten wichtige Lebensräume. Mehr Totholz und mehr Giganten bedeuten daher gute Voraussetzungen für die Biodiversität im Wald (siehe Faktenblatt 3). Auch die Waldränder sollen vielfältiger werden, damit die Wälder mit der offenen Landschaft besser vernetzt werden.

Schutz für Wasser und vor Naturgefahren

Die von WSL und BAFU präsentierten Ergebnisse des LFI3 unterstreichen, dass der Wald für die Wasserversorgung bedeutsam ist. 16% der gesamten Waldfläche liegen im Einzugsgebiet von Trinkwasserquellen. 36% der Gesamtwaldfläche sind Schutzwald, in mehreren Alpenkantonen sind es über 50%. Die Schutzwälder, die vor Lawinen, Murgängen und Steinschlag schützen, sind wirkungsvoller und stabiler geworden; dies nicht zuletzt, weil auf knapp einem Drittel der Schutzwaldfläche in den letzten elf Jahren waldbauliche Pflege-Eingriffe durchgeführt wurden. Weniger Fortschritte wurden in der langfristigen Verjüngung der Schutzwälder erzielt. Bei mehr als einem Drittel von ihnen beträgt der Anteil der Verjüngung weniger als 10% und liegt damit im kritischen Bereich (siehe Faktenblatt 4).

Der Wald – ein Freizeitort

Der Schweizer Wald wird immer mehr zu einem Ort der Erholung und Freizeitaktivität. Rund 17% der Waldfläche liegen maximal 100 m von Wegen entfernt, die täglich von mehr als 10 Personen begangen werden; für fast 3% sind es sogar mehr als 100 Personen pro Tag. Heute werden bereits 2,5% der Wälder in erster Linie als Erholungswälder bewirtschaftet.

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Reinhard Lässig idw

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