Sensorgesteuerte Präzisionsdüngung im Weinbau

Dr. Matthias Friedel (l.), Matthias Eichlseder von Sensorhersteller Fritzmeier Umwelttechnik (2.v.r.) und Elias Landsgesell von der Rauch GmbH (r.) mit Master-Studentin Erzsebet Darabont.
Bild: Winfried Schönbach / Hochschule Geisenheim

Im Rahmen des BMEL-geförderten Experimentierfelds DIWAKOPTER haben Geisenheimer Forschende mit ihren Partnern erstmals Versuche zur sensorgesteuerten Präzisionsdüngung im Weinbau durchgeführt. Dabei misst ein am Schlepper angebrachter Sensor über die Reflexion der Blätter den Versorgungszustand der Rebe. Diese Information wird digital an den Düngestreuer weitergegeben, der die Gabe reguliert.

Ein Baustein, um die ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion zu steigern, ist die effizientere Applikation von Betriebsmitteln. Hier setzt die Hochschule Geisenheim im Rahmen des vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderten Experimentierfelds DIWAKOPTER an: Gemeinsam mit der Rauch GmbH und Fritzmeier Umwelttechnik untersuchen Geisenheimer Forschende die Einsatzmöglichkeiten sensorgesteuerter Präzisionsdüngung im Weinbau. Die begleitenden Versuche – die ersten ihrer Art im deutschsprachigen Raum – führen sie auf den Flächen der Hessischen Staatsweingüter Kloster Eberbach durch.

Nachhaltigkeit durch Präzision

Steigende Ansprüche von Gesetzgeber und Gesellschaft im Hinblick auf Ressourceneffizienz, die Sicherheit und Umweltverträglichkeit der weinbaulichen Produktion bei gleichzeitig steigendem Kostendruck und globalem Wettbewerb: In diesem Spannungsfeld müssen Weinbaubetriebe neue Wege finden, um weiterhin wirtschaftlich agieren zu können. „Ein wichtiger Baustein dafür sind digitale Lösungen in den verschiedenen Schritten der Weinproduktion“, sagt Dr. Matthias Friedel vom Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau der Hochschule Geisenheim. Er koordiniert aktuell einen Versuch zur sensorgesteuerten Ausbringung von Stickstoffdünger, die es Winzerinnen und Winzern ermöglichen soll, die Düngermenge effizient auf den Düngebedarf der einzelnen Rebe abzustimmen – und damit auch den verschärften Grenzwerten und Auflagen gerecht zu werden, die die Novellierung der Düngeverordnung 2020 mit sich gebracht hat.

„Ein am Schlepper angebrachter Sensor misst über die Reflexion der Blätter den Versorgungszustand der Rebe. Diese Information wird digital an den Düngestreuer weitergegeben, der die Gabe reguliert: Bereits gut versorgte Reben erhalten weniger Dünger, schlecht versorge Reben mehr“, erläutert Friedel das Verfahren, das er mit seinem Team im Mai 2022 auf den Flächen der Hessischen Staatsweingüter Kloster Eberbach erstmals erprobte. Unterstützt wurden die Geisenheimer Forschenden dabei von Sensorhersteller Fritzmeier Umwelttechnik und der Rauch GmbH, einem führenden Hersteller von Präzisionsdüngestreuern.

Der Weinbau hängt bei der Digitalisierung hinterher

„Es ist der erste Einsatz dieser Technik in einem on-farm-Versuch für den Weinbau im deutschsprachigen Raum“, ordnet Friedel das Vorhaben ein. „In weiten Teilen der Flächenlandwirtschaft sind digitale Techniken bereits im Alltag angekommen. Der Weinbau als landwirtschaftliche Nische war für die Hersteller von Präzisionslandmaschinen indes bisher wenig attraktiv, weil schlicht zu klein und zu langsam.“ Um die Vorteile der Präzisionslandwirtschaft auch in die Weinbauflächen zu bringen, testet und etabliert die Hochschule Geisenheim gemeinsam mit den Hessischen Staatsweingütern Kloster Eberbach verschiedene Techniken der digitalen Landwirtschaft im Weinbau. Die Projektpartner werden dabei im Rahmen der Experimentierfelder zur Digitalisierung der Landwirtschaft vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit 1,8 Millionen Euro gefördert.

Von der Theorie in die Praxis

Die Experimentierfelder zur Digitalisierung in der Landwirtschaft sind ein Forschungsverbund aus 14 Einzelprojekten; im Experimentierfeld DIWAKOPTER untersuchen Geisenheimer Forschende den Einsatz von Drohnen und Sensoren in Pflanzenschutz und Düngung. Übergeordnetes Ziel des Verbunds ist ein Transfer digitaler Technologien in die landwirtschaftliche Praxis, um die ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit der heimischen Landwirtschaft, das Tierwohl und den Verbraucherschutz zu verbessern.

Bei der Regionalkonferenz des Experimentierfelds DIWAKOPTER am 13. Juli 2022 können sich Winzerinnen und Winzer sowie in der Landwirtschaft Beschäftigte am Institut für Technik der Hochschule Geisenheim persönlich über den aktuellen Stand und die Zukunftsperspektiven der Digitalisierung in der Branche informieren. Innovatorinnen und Innovatoren aus der Wirtschaft stehen ebenso wie die Geisenheimer Forschenden für den Austausch bereit; ergänzt wird das Programm durch Fachvorträge aus Wissenschaft und Weinbaupraxis.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Hochschule Geisenheim University
Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau
Dr. Matthias Friedel
matthias.friedel@hs-gm.de

Weitere Informationen:

https://veranstaltungen.hs-geisenheim.de/event/regionalkonferenz-experimentierfe… Regionalkonferenz des Experimentierfelds DIWAKOPTER am 13. Juli 2022

http://www.hs-geisenheim.de

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