Standort- und Klimaanpassung – Biodiversität bei Hafer ausschöpfen
Unter dem Aspekt der Anpassung an veränderte Standortbedingungen durch die Folgen des Klimawandels könnte diese Getreideart jedoch wieder interessant werden.
Ertragsfortschritte wurden in den vergangenen Jahrzehnten durch die züchterische Verbesserung einiger weniger Getreidearten und -sorten erzielt. Dabei gerieten jedoch oftmals weniger ertragreiche „alte Sorten“ in Vergessenheit. Leider vererben sich nützliche positive Eigenschaften nicht immer zusammen mit den günstigen Ertragseigenschaften.
Im Gegenteil: Häufig gehen Resistenzen oder (Standort-)Anpassungsmechanismen im Laufe des Züchtungsfortschritts verloren, wenn deren Vererbung negativ mit den Ertragseigenschaften korreliert. Um die Schatzkiste positiver Eigenschaften wieder zu öffnen, sollen in einem EU-Projekt 600 Hafer-Muster aus Genbanken genauer untersucht werden. Das vom Julius-Kühn-Institut in Quedlinburg koordinierte Vorhaben will die Anbau- und Qualitätseigenschaften von konservierten Hafer-Wildformen entschlüsseln, um später gegebenenfalls durch Einkreuzung moderne Hafersorten verbessern zu können. Die Ergebnisse sollen in eine europäische Haferdatenbank einfließen, die dann Pflanzenzüchtern wichtige Informationen liefern kann. Hafer ist deswegen interessant, weil seine Ansprüche an die Bodenqualität im Vergleich zu anderen Getreidearten gering sind und er hohe Niederschläge verträgt.
Verbraucher, die Hafer wegen seiner heilsamen Eigenschaften kaufen, fragen insbesondere auch Bio-Hafer nach. Zwar ist Hafer insgesamt wenig anfällig, gegen den Haferflugbrand ist jedoch im Bioanbau derzeit „kein Kraut gewachsen“. Ebenfalls am Julius-Kühn-Institut wurde deshalb nach Resistenzen geforscht, die in einem dreijährigen Projekt an zahlreichen Hafergenotypen tatsächlich gefunden wurden. Eine große Chance, um fast vergessene Getreidearten wieder zu altem Ruhm zu bringen und damit den Werkzeugkasten der Natur optimal auszuschöpfen!
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