Verbund aus Wissenschaft und Wirtschaft erforscht stoffliche Anwendungen für waxyGerste
„Innovative Gerstensorten als Nachwachsender Rohstoff“ so lautet der Titel eines Forschungsprojektes, das vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Verbraucherschutz über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe gefördert wird.
In dem dreijährigen Projekt sollen in einem Entwicklungs- und Forschungsverbund von sechs Partnern, zu denen auch das Julius Kühn-Institut (JKI) gehört, stoffliche Anwendungsbereiche für Gerste erschlossen werden. Im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten steht die so genannte waxyGerste als neuer heimischer Nachwachsender Rohstoff.
Das Projekt wird erstmals umfassend die chemischen und physikalischen Eigenschaften von waxyGerstenmehl und -stärke für die stärkebasierende Industrie analysieren und die spezifischen Eigenschaften und technische Nutzungsbereiche dieses neuartigen Rohstoffs beschreiben.
Dezidierte Verfahren zur stofflichen Aufarbeitung und Verwertung von waxyGerstenmehl und waxyGerstenstärke werden mit dem Ziel entwickelt, neue Verwendungsmöglichkeiten im Non-Food-Bereich aufzuzeigen und entsprechende Marktpotentiale zu erschließen. Die enge Zusammenarbeit erfahrener Partner aus wissenschaftlichen Instituten, privater Pflanzenzüchtung und verarbeitender Industrie strebt den Aufbau einer kompletten Wertschöpfungskette für waxyGerste an. Im Verbund sollen optimierte Eigenschaftsprofile für Gerste als Nachwachsender Rohstoff erarbeitet werden. Schnellmethoden zur Bestimmung wichtiger Qualitätsparameter am Einzelkorn sollen entwickelt werden und in die Züchtung neuer Gerstenlinien mit speziellen Inhaltsstoffprofilen einfließen.
2008 erhielt Dieckmann Seeds als erstes Züchterhaus in der EU die Zulassung für eine ertragreiche waxy Wintergerste. Die Züchtung erfolgte durch klassische Selektion. Während übliche Getreidesorten ca. 70% Amylopektin und 30% Amylose enthalten, liegt der Amylopektinanteil von waxyGerste bei 95%. Amylopektin ist eine verzweigtkettige Stärke, Amylose eine geradkettige. Beide unterscheiden sich stark in ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften.
Amylopektinreiche Stärken eignen sich in besonderem Maße für technische Produktionsverfahren. Sie verkleistern bei niedrigen Temperaturen und zeigen eine stabile Wasserbindung. So liegt die Verkleisterungstemperatur der waxyGerstenstärke um ca. 10°C unter der von Weizenstärke. Da die Proteine der Gerste ein anderes Löslichkeitsverhalten aufweisen als z. B. Weizenproteine, könnten Gerstenmehle und Schrote in bestimmten Produktionsverfahren Stärke ersetzen und zur erhöhten Energieeffizienz, verbesserten Umweltbilanz und zu Kosteneinsparungen beitragen.
Die Projektkoordination liegt bei Dieckmann Seeds. Beteiligt an dem Forschungsverbund sind neben dem Institut für Resistenzforschung und Stresstoleranz des Julius Kühn-Instituts (JKI) die GEA Westfalia Separator Process GmbH, die Jäckering Mühlen- und Nährmittelwerke GmbH, das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnik (DIL e.V.), das Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung (ILU e.V.) sowie als assoziierte Partner Kampffmeyer Food Innovation GmbH (KFI) und Solvay GmbH.
Gerste steht europaweit als beliebte Vorfrucht preisgünstig zur Verfügung. Bislang wird sie kaum als Stärkefrucht und in der stofflichen Verwertung genutzt. Mit dem Amylopektin-Stärkeprofil und optimierten Inhaltsstoffen sehen die am Projekt beteiligten wissenschaftlichen Institute und privatwirtschaftlichen Unternehmen sehr gute funktionale Voraussetzungen ökonomisch und ökologisch vorteilhafte Anwendungen für Gerste als Nachwachsender Rohstoff zu erforschen.
Ansprechpartner für Rückfragen:
JKI-Pressestelle
oder
Karin Dieckmann
Dieckmann Seeds
Telefon 05724 / 9519-17
k.dieckmann@dieckmann-seeds.de
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