Waldschutz allein bringt nichts
Viele Länder, die zuhause den Wald schützen, importieren in Folge mehr Holz und zerstören dadurch Wälder im Ausland.
Das zeigen Forscher der belgischen Universität Leuven in der Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“. Aufforstung belastet häufig den Waldbestand anderswo, was ihren globalen Nutzen für die Natur in Frage stellt. „Die Waldschutz-Maßnahmen der Länder waren nicht vergeblich. Die ökologischen Vorteile sinken jedoch durch Holz- und Agrarimporte“, so Studienleiter Patrick Meyfroidt.
Neue Wälder auf Kosten bestehender
Die Forscher analysierten die Situation in sechs Entwicklungs- und Schwellenländern, die sich in den vergangenen 50 Jahren von Waldzerstörern zu Wiederaufforstern gewandelt haben – nämlich China, Indien, Chile, Vietnam, Costa Rica und El Salvador. Außer in Indien stiegen in allen Ländern parallel zu den Einbußen in Holzertrag und Ackerflächen die Importe von Holz und landwirtschaftlichen Produkten. „Für 40 Hektar wiederbewaldete Flächen wurden Forstprodukte im Gegenwert von 30 Hektar importiert“, berichtet Studienleiter Patrick Meyfroidt.
Berücksichtigt man die landwirtschaftlichen Exporte der Länder, so müssen für dieselben 40 Hektar Neuwald insgesamt neun Hektar Landfläche anderswo aufgewandt werden, wobei seit 2005 der Netzwert für die verschobene Landnutzung auf 21 Hektar Entwaldung pro 40 Hektar Wiederbewaldung stieg. Somit wird derzeit von jeder aufgeforsteten Fläche die Hälfte anderswo abgeholzt – auch in Ländern wie etwa Brasilien und Indonesien, die gemeinsam 61 Prozent aller weltweiten Entwaldungsflächen von 2000 bis 2005 ausgemacht haben.
Vom Kongo über China nach Europa
„Auch Europa ist an dieser Auslagerung der Abholzung beteiligt“, erklärt Oliver Salge, Leiter der Wald- und Meereskampagne bei Greenpeace Deutschland http://www.greenpeace.de , gegenüber pressetext. So haben etwa deutsche Zellstoff-Importe lange die Abholzung der Urwälder Finnlands und Kanadas vorangetrieben. „China hat nach Erosionen und Überschwemmungen erkannt, dass die Verarbeitung von Holz billiger ist als seine Produktion. In der Folge trägt es aktiv zur Zerstörung der Wälder in Afrika und Indonesien bei.“ Große Teile des Regenwaldes im Kongo dienen der chinesischen Produktion als Rohstofflieferanten. „Die Endprodukte konsumieren wir in Europa“, so Salge.
Klimagipfel legt Weichen
Zum Stopp der weltweiten Abholzung appelliert Studienautor Meyfroidt zu mehr globaler Zusammenarbeit. So sollten Entwaldung und Landnutzung gemeinsam betrachtet werden, Daten der Umweltzerstörung in Handelsverträge eingehen und Zertifikate die Konsum-Umweltfolgen aufzeigen. Wie es weitergeht, wird die UN-Initiative „Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation“ (REDD) entscheiden, die am 5. Dezember im Rahmen der Klimakonferenz in Cancun tagt. „REDD sollte garantieren, dass Länder, die sich zur verringerten Abholzung verpflichten, diese nicht ins Ausland exportieren“, so Meyfroidt.
„Hauptpunkt der REDD-Verhandlung wird die Frage sein, ob und wie der Waldschutz in einem künftigen Klimaschutzfonds berücksichtigt wird“, erklärt Martin Kaiser, Leiter für Klimapolitik bei Greenpeace, gegenüber pressetext. Der Experte hofft auf ein enges Finanzierungsfenster für den Urwaldschutz. Weitere Themen sind die Berücksichtigung der Biodiversität als Kriterium, sowie der Schutz der Rechte indigener Völker, die in Wäldern leben. Auch hier besteht noch großer Aufholbedarf (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/100528003/).
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