Architektur-Forschung an der Universität Stuttgart – Bauen nach bionischem Vorbild

Studierende und Wissenschaftler der Institute Computerbasiertes Entwerfen (ICD) und Tragkonstruktion und Konstruktives Entwerfen (ITKE) wollen damit ihre Forschungsergebnisse zur Leistungsfähigkeit biologischer Strukturen in einem architektonischen Entwurf überprüfen. Mit neuen Fertigungsmethoden soll gleichzeitig eine anpassungsfähige, ressourcenschonende und damit nachhaltige Bauweise erprobt werden.

Die Eröffnung des Forschungspavillons findet am Freitag, den 26. August um 18 Uhr statt. Vorab findet um 15.00 Uhr ein Pressetermin für die Präsentation des Projekts statt.

Pressetermin zur Präsentation des Projekts Forschungspavillon
mit Führung durch die Roboterwerkstatt (Robolab), Live-Demonstration und Besichtigung auf der Baustelle.
Zeit: 26. August, 15 Uhr
Ort: Uni-Campus Stadtmitte, Keplerstr. 11, 4. Stock, Raum 4.01
Medienvertreter sind herzlich eingeladen!
Entwurf und Planungen für das Projekt starteten bereits im letzten Wintersemester im Rahmen des Seminars „Performative architektonische Morphologie“ unter der Leitung von Prof. Jan Knippers (ITKE) und Prof. Achim Menges (ICD) an der Uni Stuttgart. Bei der Analyse biologischer Strukturen untersuchten die Seminarteil¬nehmer unter anderem die Morphologie des „Sanddollars“, eine Unterart der Seeigel, die das Grundprinzip für die Baustruktur des Holzpavillons lieferte. Die Schale des „Sanddollars“ hat einen modularen Aufbau aus miteinander verzahnten polygonalen Platten. Das hohe Leichtbaupotential ist aus der Struktur des „Sanddollars“ abgeleitet: Dort laufen stets drei Plattensegmente an einem Punkt zusammen. Zusätzlich verfügt der Sanddollar an seinen Plattenrändern über mikroskopische Kalzitprojektionen, so dass sich benachbarte Platten miteinander verzahnen. Fingerzinken, die in der traditionellen Holzbearbeitung form- und kraftschlüssige Verbindungen ermöglichen, stellen hierzu das herstellungs¬technische Pendant dar. Durch die spezielle geometrische Ordnung und Fügung der Platten entstehen hoch beanspruchbare Strukturen – so lässt sich das Prinzip des Seeigel-Skeletts auf Bauwerke übertragen.

Um die ökonomische Herstellung der mehr als 850 geometrisch unterschiedlichen Bauteile, sowie der über 100.000 Zinken zu ermöglichen, ist diese automatisiert. Die Fertigung der Platten erfolgte in der universitätseigenen Roboterwerkstatt. Sowohl die statische Analyse, die Programmierung der robotischen Fertigungs¬anlage als auch die Ablaufplanung führten die Studierenden gemeinsam mit wissenschaftlichen Mitarbeitern der Uni durch. Im Anschluss an die robotische Fertigung wurden die 6,5 Millimeter dünnen Platten an den Zinkenverbindungen zu Zellen geleimt, grundiert und lasiert, und schließlich kontinuierlich auf der Baustelle verbaut. Die Verbindung zwischen den Zellen ist so gestaltet, das der mehrfache Auf- und Abbau des Pavillons möglich ist.

Der Holzpavillon wird für rund zwei Monate auf dem Vorplatz vor den beiden Kollegiengebäuden KI und KII in der Keplerstraße bleiben. Anschließend wird er demontiert und bei der Firma Ochs – neben der KUKA Roboter GmbH einer der beiden Hauptsponsoren des Projekts – wieder aufgebaut.
Der Baufortschritt wurde auf folgender Facebook-Seite dokumentiert: http://www.facebook.com/ICDITKE.ResearchPavilion.2011.

Weitere Informationen unter: http://icd.uni-stuttgart.de/?tag=researchpavilion2011.

Kontakt:
Markus Gabler (Projektleitung), Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen, Tel. 0711/685-83284, e-mail: m.gabler@itke.uni-stuttgart.de und

Tobias Schwinn (Projektleitung), Institut für Computerbasiertes Entwerfen, Tel. 0711/685-81924, Email: tobias.schwinn@icd.uni-stuttgart.de

Media Contact

Andrea Mayer-Grenu idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-stuttgart.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen

Die zukunftsorientierte Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraumes erhält eine immer größer werdende Bedeutung. Die weltweite Forschung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Nachhaltiges Bauen, innovative Baumaterialien, Bautenschutz, Geotechnik, Gebäudetechnik, Städtebau, Denkmalschutz, Bausoftware und Künstliche Intelligenz im Bauwesen.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Lichtmikroskopie: Computermodell ermöglicht bessere Bilder

Neue Deep-Learning-Architektur sorgt für höhere Effizienz. Die Lichtmikroskopie ist ein unverzichtbares Werkzeug zur Untersuchung unterschiedlichster Proben. Details werden dabei erst mit Hilfe der computergestützten Bildverarbeitung sichtbar. Obwohl bereits enorme Fortschritte…

Neue Maßstäbe in der Filtertechnik

Aerosolabscheider „MiniMax“ überzeugt mit herausragender Leistung und Effizienz. Angesichts wachsender gesetzlicher und industrieller Anforderungen ist die Entwicklung effizienter Abgasreinigungstechnologien sehr wichtig. Besonders in technischen Prozessen steigt der Bedarf an innovativen…

SpecPlate: Besserer Standard für die Laboranalytik

Mehr Effizienz, Tempo und Präzision bei Laboranalysen sowie ein drastisch reduzierter Materialverbrauch: Mit der SpecPlate ersetzt das Spin-off PHABIOC aus dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) durch innovatives Design gleich…