Störungsanalyse in der Bauwirtschaft – Potential zur Kostenreduzierung
Kosten senken und Qualität liefern, diese Ziele gestalten sich für viele Bauunternehmen in der derzeit schwierigen Situation der Bauwirtschaft unerreichbar. Der immense Wettbewerb in der Baubranche fordert von den Unternehmen „Null-Fehler“ – Produkte zu minimalen Kosten. Wer also erfolgreich sein will, muss kontinuierlich an der Verbesserung seiner Produkte und internen Prozesse arbeiten.
Diesem zentralen und oft unterschätzten Kostenfaktor – Fehler /Störungen bei der Planung und Ausführung von Bauprojekten – widmen sich seit Jahren Forscher der Fachhochschule Erfurt. Studien zufolge, sind durchschnittlich in jedem Bauprojekt Fehlerkosten von 5 bis 10 % des Projektvolumens enthalten. Ein nicht unerheblicher Kostenanteil stellen dabei Wiederholungsfehler dar. Fehler also, deren Vermeidung über Erfahrungsweitergabe realisierbar wäre. Eine Vermeidung dieser Störungen würde somit ein erhebliches Kosteneinsparpotential mobilisieren.
Diese Potentiale insbesondere bei der Vermeidung realisieren zu können, erfordert natürlich eine systematische Erfassung, Analyse und Auswertung der Störungen und die Einleitung von entsprechenden Gegenmaßnahmen. Untersuchungen der Erfurter Forscher zeigten jedoch, dass zwar in fast allen Bauunternehmen auftretende Störungen erfasst werden, diese jedoch nur dokumentiert und nicht systematische analysiert und ausgewertet werden.
Vor diesem Hintergrund wurde daher von den Wissenschaftlern an der FH Erfurt in den vergangenen Jahren ein Verfahren zur Erfassung, Analyse und Bewertung von Störungen bei der Planung und Ausführung von Bauprojekten als unterstützendes Tool im Projektmanagement, insbesondere im Risiko- und Qualitäts-management von Bauvorhaben entwickelt. Dabei werden während der Projektrealisation auftretende bzw. erkannte Störungen erfasst, klassifiziert und in ihren Auswirkungen bewertet. Damit stehen für Nachgelagerte Prozesse bzw. nachfolgende Projekte sowohl Erfahrungswissen als auch Risiko-abschätzungen zur Verfügung, welche einerseits die Vermeidung von Wiederholungsfehlern als auch andererseits ein gezieltes unternehmensspezifisches Qualitäts- und Risikomanagement unterstützt.
Die praxisnahe und einfache Dokumentation und Bewertung komplexer und vielschichtiger Störungen während der Planung bzw. Ausführung von Bauvorhaben basiert auf einer neuartigen Klassifikations- und Bewertungsschemata. Dabei werden die Nachteile der bekannten Schadensstatistiken (Erfassung nur von tatsächlichen Bauwerksschäden), der Fehler-Möglichkeits-Einfluss-Analyse (hoher Erfassungs-, Klassifikations- und Auswertungsaufwand) als auch von entsprechenden Expertensystemen (hohe Spezifität und geringe Variabilität) durch:
- geeignete methodische Klassifikationsansätze,
- praxistaugliche Bewertungsschemata sowie
- einfach und wirkungsvoll zu handhabende Auswertungsmethoden vermieden.
Die entwickelten Methoden zur Klassifikation und Bewertung von Störungen sind dabei einerseits aus Praxissicht intuitiv verständlich, um eine Erfassung direkt durch den Bauleiter oder den Polier vornehmen zu lassen, und andererseits durch eine hohe unternehmensspezifische Variabilität gekennzeichnet.
Ausgehend von vier Störungsklassen (Ursache, Erscheinung, Verursacher und Folgen) wird jede Störung mit Hilfe weiterer vier Unterklassen (Hierarchieebenen) eindeutig klassifiziert und mit Hilfe von 3 Bewertungskriterien quantifiziert. Die simultane Erfassung von Verbesserungs-vorschlägen bzw. Störungsbeseitigungsmaßnahmen bietet zusätzlich die Möglichkeit eines gezielten Erfahrungs- und Ideenmanagement.
Der Einsatz des Verfahrens ermöglicht durch ein gezieltes Erfahrungs- und Wissens-Management die systematische:
- Steigerung der unternehmensspezifischen Produktivität sowie
- Qualitätssicherung und Qualitätsverbesserung der Leistungserbringung
mit den dadurch verbundenen Kostensenkungs- und Leistungssteigerungspotentialen. Die erfassten und analysierten Erfahrungen aus vorangegangenen Bauprojekten ermöglichen dabei
1.auf operativer Ebene eine Verminderung der Störungszahl durch Vermeidung von Wiederholungsfehlern bzw. eine alternative Fehlerbeseitigung durch Rückgriff auf alternative Beseitigungsmaßnahmen sowie
2.auf strategischer Ebene eine gezielte und fundierte systematische Unternehmensentwicklung durch die Analyse und Kenntnis typische Fehler bzw. eine verbesserte/ fundiertere Risikobewertung vor Projektbeginn.
Das Verfahren wurde im November 2003 zum Patent beim Deutschen Patent- und Markenamt angemeldet und zwischenzeitlich softwareseitig implementiert. Die Implementierung in vorhandene QM oder PM – Softwaretools bzw. unternehmensinterne Software ist möglich. Das Verfahren bzw. die zum Patent angemeldete Technologie wird derzeit durch die INNOMAN GmbH interessierten Unternehmen zur Lizenzierung angeboten.
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.innoman.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen
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