Ökospanplatten erobern Außenbereich

Stabil und feuchtebeständig dank Tanninen

Dank der Forschungsarbeiten der Lud. Kuntz GmbH tut sich jetzt ein ganz neues Kapitel in der Geschichte der Spanplatten auf. Erdölbasierte Bindemittel sind künftig auch für Hochleistungsspanplatten nicht mehr nötig. Statt Phenolharzen sorgen Tannine und Stärke nicht nur für den nötigen Zusammenhalt, sondern auch für die nach EU-Norm vorgegebene Stabilität. Sogar feuchte, stabile und selbsttragende Platten des Typs P5 können jetzt mit Tanninen hergestellt werden.

Vor allem synthetischen Bindemitteln ist es zu verdanken, dass sich Spanplatten als universell einsetzbare Holzwerkstoffe etabliert haben. Harnstoff- oder Phenol-Formaldehydharze verleihen den Platten bislang die nötige Festigkeit für den Innenausbau oder die Außenanwendung. Fossile Rohstoffe sind aber kein Muss bei der Werkstoffherstellung. Denn auch die Natur stellt Substanzen mit starker Bindekraft bereit, beispielsweise Tannine aus den Rinden tropischer Hölzer oder Stärke aus Kartoffeln oder Getreide. Eine tanningebundenen Spanplatte für den Trockenbau war bereits vor einigen Jahren im Handel erhältlich.

Mit Unterstützung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) konnte die Entwicklung jetzt weiter vorangetrieben werden. Zusammen mit der Lud. Kuntz GmbH hat sich das Institut für Holzbiologie und Holztechnologie der Uni Göttingen nicht nur an alternative Bindemittel, sondern auch an Plattenqualitäten für den Feuchtebereich gewagt. Zunächst galt es, Tannin-Stärke-Leimharze zu entwickeln, die für die Span- und Faserplattenherstellung taugen. Je nach Plattenqualität erwiesen sich Stärkeanteile von 10 bis 40 Prozent in der Praxis als machbar. Auch die ökologischen Qualitäten des neuen Bindemittels überzeugten. Die Formaldehydemissionen der Ökoplatten lagen deutlich unter denen herkömmlicher Platten.

Dem Bauherrn kommt es jedoch in erster Linie auf die physikalisch-technischen Eigenschaften des Baustoffs an. Die europäische Norm für Baustoffe macht daher sehr konkrete Vorgaben bezüglich Dickenquellung, Querzugfestigkeit oder Biegefestigkeit für die jeweilige Produktgruppe. Zwar ließen sich Platten des Typs P3 relativ rasch entwickeln und auf den Markt bringen, die Lud. Kuntz GmbH wollte aber noch weiter. Tatsächlich gelang es im Rahmen des Projekts, tanningebundene Spanplatten der anspruchsvollen Produktgruppe P5 zu produzieren. Die Ökoplatten können auch im Außenbereich für Wände oder Decken eingesetzt werden. Barbara Wenig

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
Hofplatz 1
18276 Gülzow
Tel.: 03843/69 30-0
Telefax: 03843/69 30-102
e-Mail: info@fnr.de

V.i.S.d.P.: Dr.-Ing. Andreas Schütte
Nr. 388 vom 14. Januar 2005

Media Contact

Dr. Torsten Gabriel idw

Weitere Informationen:

http://www.fnr.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen

Die zukunftsorientierte Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraumes erhält eine immer größer werdende Bedeutung. Die weltweite Forschung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Nachhaltiges Bauen, innovative Baumaterialien, Bautenschutz, Geotechnik, Gebäudetechnik, Städtebau, Denkmalschutz, Bausoftware und Künstliche Intelligenz im Bauwesen.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bismut-Antimon-Kristalle zur Demonstration topologischer Thermoelektrik unter einem schwachen Magnetfeld.

Magnetischer Effekt: Bahnbrechende Entdeckung für die thermoelektrische Kühlung bei niedrigen Temperaturen

Forschende am Max-Planck-Institut für Chemische Physik fester Stoffe haben in Zusammenarbeit mit der Chongqing University und dem Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik einen Durchbruch im Bereich topologischer Thermoelektrika erzielt. In ihrer in…

Schimpanse in einem tropischen Wald, der genetische Anpassungen zum Überleben zeigt.

Parallele Pfade: Das Verständnis von Malariaresistenz bei Schimpansen und Menschen

Die nächsten Verwandten des Menschen passen sich genetisch an Lebensräume und Infektionen an Überleben des am besten Angepassten: Genetische Anpassungen bei Schimpansen aufgedeckt Görlitz, 10.01.2025. Schimpansen verfügen über genetische Anpassungen,…

Ballaststoffreiche Lebensmittel fördern Darmgesundheit und Antikrebswirkung

Du bist, was du isst – Stanford-Studie verbindet Ballaststoffe mit Modulation von Anti-Krebs-Genen

Die Ballaststofflücke: Ein wachsendes Problem in der amerikanischen Ernährung Ballaststoffe sind bekanntlich ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung, doch weniger als 10 % der Amerikaner konsumieren die empfohlene Mindestmenge. Eine…