Trocken und rein, so kann die Fassade sein
Trotz moderner Bautechnik – feuchte und schmutzige Fassaden sind oft nicht zu verhindern. Denn paradoxerweise werden gut isolierte Wände leichter feucht als klassisches Mauerwerk. Grund: Die Isolierung behindert den Wärmeaustausch und sorgt so für geringere Temperaturen der Fassadenoberflächen. Besonders in der nassen und kalten Jahreszeit kann die Luftfeuchtigkeit an den Wänden kondensieren – ein Nährboden für Pilze und Algen. Im Projekt »Innovative Fassadenbeschichtungen« entwickelten mehrere Fraunhofer-Institute Fassadenfarben mit Doppelwirkung: Sie sorgen dafür, dass Mauern weniger verschmutzen oder Schimmel ansetzen und reduzieren die Heizenergie um bis zu zehn Prozent.
Der Trick: Die neue Farbe reduziert die Wärmeabstrahlung deutlich. So wird verhindert, dass die Wand schnell auskühlt und sich Tauwasser niederschlägt. Wie dies geschieht, erläutert Dr. Karl-Heinz Haas vom Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg: »Die Farben enthalten spezielle Pigmente, die einen sehr hohen Anteil der Wärmestrahlung reflektieren – bis zu siebzig Prozent. Unser Anteil an dem Projekt ist es, Bindemittel für diese Pigmente zu finden. Sie müssen elastisch sein und dürfen selbst keine Wärme aufnehmen. Besonders gut sind Hybridpolymere (ORMOCER®e) geeignet, für diesen Anwendungsfall eine wasserlösliche Mischung von organischen Polymeren und organisch modifizierten Silikaten.« Wenn die Farbe getrocknet ist, wird sie zudem wasser- und schmutzabweisend. Ob in Innenräumen oder an Fassaden: Feuchtigkeit dringt schlechter ein, Schmutz und Mikroorganismen finden schwerer Halt und die Oberflächen bleiben länger sauber.
Welches Pigment zu welchem Bindemittel passt, wählt das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg aus. Michael Köhl erklärt: »Als Pigmente setzen wir kommerziell erhältlichen Flitter aus Aluminium ebenso ein wie Glimmer oder keramische Hohlkugeln. Im Computer berechnen wir die Eigenschaften der unterschiedlichen Pigment-Bindemittel-Kombinationen. Die Mischungen, die am meisten Wärmestrahlung reflektieren, analysieren und testen wir in unserem Prüflabor.«
Ihre reflektierenden Fassadenfarben und das zugehörige Know-how bieten die Fraunhofer-Institute vom 3. bis 5. April auf der Messe »European Coatings Show« in Nürnberg an (Halle 1, Stand 264).
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen
Die zukunftsorientierte Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraumes erhält eine immer größer werdende Bedeutung. Die weltweite Forschung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.
Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Nachhaltiges Bauen, innovative Baumaterialien, Bautenschutz, Geotechnik, Gebäudetechnik, Städtebau, Denkmalschutz, Bausoftware und Künstliche Intelligenz im Bauwesen.
Neueste Beiträge
Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…
Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean
20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….
Resistente Bakterien in der Ostsee
Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…