Deutschland hat die meisten Metropolräume

Eine Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hat in Europa 125 Metropolräume ermittelt. Davon überragen 21 alle anderen an Bedeutung. Dies sind die großen Städte und Hauptstädte vor allem im Kernraum Europas mit bekannt internationalem Flair, aber mit Randstad, Rhein-Main und Rhein-Ruhr auch große Agglomerationen.

Diese bedeutendsten europäischen Metropolräume können in allen Metropolfunktionsbereichen – Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verkehr und Kultur – mit Spitzenwerten punkten, sind also nach Funktion und Ausstattung umfassend metropolitan aufgestellt und gleichzeitig sehr wirtschafts- und bevölkerungsstark.

Metropolregionen gelten als „Wachstumsmotoren“ für die wirtschaftliche Entwicklung von Ländern oder ganzen Kontinenten wie Europa und haben einen festen Platz im strategischen Instrumentarium der Raumentwicklungspolitik. Inzwischen haben sich auch Regionen selbst zu Metropolregionen zusammengeschlossen, um ihre Stoßkraft im globalen Standortwettbewerb zu erhöhen. Handelt es sich aber bei diesen politisch ernannten Regionen tatsächlich auch um die Metropolräume mit der größten europäischen Bedeutung? Gibt es vielleicht noch weitere Regionen mit metropolitanen Potenzialen? Diese Frage versucht die Studie des BBSR raumwissenschaftlich und empirisch fundiert zu beantworten.

Was sind Metropolen? Nach der neuen Definition des BBSR sind es Standorte mit überragenden Knotenfunktionen in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verkehr und Kultur. Um solche Standorte herauszufinden, hat das BBSR jede dieser Metropolfunktionen gemeindescharf auf dem gesamten europäischen Kontinent gemessen und insgesamt 8 480 Metropolstandorte unterschiedlichster Bedeutung ermittelt, die sich über ganz Europa verteilen. Die bedeutendensten Metropolstandorte darunter, gemessen an Zahl und Gewicht ihrer Metropolfunktionen, verdichten sich dagegen stark auf den mitteleuropäischen Kernraum, besonders auf den Raum innerhalb des europäischen Pentagons London, Hamburg, München, Mailand, Paris.

In diesem Kernraum verteilen sich die Metropolfunktionen sehr dezentral. Hier bilden die bedeutendsten Metropolstandorte in der Regel solitäre oder polyzentrale Kerne ganzer metropolitaner Landschaften. Deutlich als „Dichtegebirge“ sichtbar werden regionale Verdichtungen von Metropolfunktionen. Diese Dichtegebirge sind die Basis für die genaue analytische Abgrenzung der Metropolräume in Europa, die den eigentlichen Kern der Studie bildet. Bei dieser Abgrenzung mit Hilfe von Geoinformationssystemen und Erreichbarkeitsmodellen wird um die Metropolfunktionskerne eine Isochrone von 60 Minuten Pkw-Fahrzeit gelegt, dem üblichen Erreichbarkeitsmaß für Oberzentren. Im Ergebnis ermittelt die Studie so 125 Metropolräume in Europa. Sie nehmen gerade einmal 10 Prozent der Fläche Europas ein, decken aber 80 Prozent aller Metropolfunktionen, 50 Prozent der Bevölkerung und 65 Prozent der wirtschaftlichen Wertschöpfung (BIP) in Europa ab.

Die Bedeutung dieser 125 Metropolräume ist sehr unterschiedlich. So lassen sich Paris und London, die die Spitzengruppe der 21 Metropolräume mit umfassender metropolitaner Vielfalt (Typ 1) anführen, weder mit Oslo noch mit Eindhoven oder Palermo vergleichen. Oslo zählt zu den 19 nächstbedeutenden Metropolräumen mit hoher funktionaler Vielfalt (Typ 2) und findet sich dabei in Nachbarschaft etwa zu Athen, Stuttgart oder Istanbul. Eindhoven gehört zu den 67 Metropolräumen mit eingeschränkter funktionaler Vielfalt (Typ 3), also zahlenmäßig zur Hauptgruppe der europäischen Metropolräume. Palermo schließlich steht für Typ 4 und die 18 Metropolräume, die nur noch sehr bedingt oder eigentlich gar nicht metropolitan aufgestellt sind, aber in einem Funktionsbereich punkten können.

Insgesamt ergibt die Analyse des BBSR ein buntes Kaleidoskop von Metropolräumen, das sicher noch eingehender erforscht werden muss. Mit ihrer umfassenden Datenbasis zu den Metropolstandorten und -funktionen in Europa bietet die Analyse aber eine wertvolle Grundlage für ein Monitoring und eine bessere Einordnung der politischen Metropolregionen. Nicht nur damit erweist sich ihr Wert für die nationale und europäische Raumentwicklungspolitik.

Die Studie:
Metropolräume in Europa
Hrsg.: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Bonn 2010.
Analysen Bau.Stadt.Raum. Band 1
ISSN 2190-8281
ISBN 978-3-87994-692-1
12,50 Euro
Presse- und Rezensionsexemplare: adelheid.joswig-erfling@bbr.bund.de
Fachliche Ansprechpartner:
Dr. Horst Lutter, Dr. Rupert Kawka
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
Referat Raumentwicklung
Tel.: +49(0)228 401-1312/14
E-Mail: horst.lutter@bbr.bund.de/rupert.kawka@bbr.bund.de
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS). Es berät die Bundesregierung bei Aufgaben der Stadt- und Raumentwicklung sowie des Wohnungs-, Immobilien- und Bauwesens.

Media Contact

Adelheid Joswig-Erfling idw

Weitere Informationen:

http://www.bbsr.bund.de

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