Die digitale Baulücke – IÖR entwickelt Methode zur automatisierten Erfassung von Flächenpotenzialen

Baulücken lassen sich auf Grundlage von Katasterdaten besser identifizieren, hier für eine Kleinstadt in Brandenburg. Quelle: Berechnung und Darstellung IÖR, Geobasis-DE/LGB (2013).

Dafür müssen Kommunen ihre Flächenpotenziale für die so genannte Innenentwicklung kennen. Könnte die Erfassung künftig automatisch und mit Hilfe von Geobasisdaten erfolgen? Dieser Frage ging das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) nach.

Nur jede dritte deutsche Kommune erfasst heute bereits ihre Brachflächen und Baulücken systematisch. Im Osten Deutschlands ist es gar nur jede fünfte. Dabei kennen nahezu alle Großstädte wie Berlin, Hamburg oder München ihre Innenentwicklungspotenziale im Bestand.

Bei den kleinen Landgemeinden ist es nur jede vierte. Vor allem kleine Kommunen scheuen den Personal- und Kostenaufwand, den die systematische Flächenerfassung erfordert. Doch ausgerechnet hier schlummert ein Viertel der Innenentwicklungspotenziale und damit die Chance, das Überbauen und Versiegeln neuer Flächen zu vermeiden.

Dies hat eine deutschlandweite repräsentative Befragung von 451 Städten und Gemeinden ergeben, die das IÖR im Rahmen des Projektes „Umsetzung von Maßnahmen zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme – Innenentwicklungspotenziale“ für das BBSR durchgeführt hat.

Die Wissenschaftler haben außerdem geprüft, ob Brachflächen und Baulücken künftig automatisiert auf Grundlage von Geobasisdaten erfasst werden können. „Dies wäre ein wichtiger Schritt hin zu einem bundesweiten Monitoring der Innenentwicklungspotenziale und würde nicht nur kleine Kommunen unterstützen“, erläutert der Projektverantwortliche, Dr. Gotthard Meinel.

Das Ergebnis der Untersuchungen und Tests: Mit einem von den Wissenschaftlern entwickelten Verfahren lassen sich auf Grundlage bereits heute vorhandener Geobasisdaten Baulücken und das Potenzial für Nachverdichtungen in den Siedlungsbereichen abschätzen. Allerdings gibt es auch Einschränkungen. So überschätzt das automatisierte Verfahren die tatsächlich vorhandenen Potenziale. Auch lassen sich aktuell nur Baulücken, nicht jedoch Brachen mit ungenutzten Gebäuden identifizieren.

„Dieser Mangel ist auf den begrenzten Informationsgehalt der vorhandenen Geodaten zurückzuführen“, erklärt Meinel. „Es wäre zum Beispiel wichtig, Informationen zur Beschaffenheit von Brachflächen zu ergänzen. Ebenso muss sichergestellt sein, dass diese Daten flächendeckend zur Verfügung stehen.“ Nicht alle relevanten Datenbestände liegen bereits für ganz Deutschland vor.

Perspektivisch liegt in der automatisierten Abschätzung von Innenentwicklungspotenzialen eine große Chance. Zwar könne das automatisierte Verfahren, so schätzen es die Forscher ein, die regelmäßige Befragung der Kommunen vorerst nicht ersetzen, es wäre jedoch eine hilfreiche Ergänzung.

Aus Sicht der Wissenschaft wäre eine Kombination von Befragungen zu Brachflächen und automatisierter Erhebung der Baulücken und Nachverdichtungspotenziale daher anzustreben. Beides könnte Kommunen dabei unterstützen, Flächenneuinanspruchnahmen zu vermeiden und damit auch das ehrgeizige Ziel der Bundesregierung zu unterstützen. Die hat sich vorgenommen, bis 2020 die Neuausweisung von Flächen auf maximal 30 Hektar täglich zu reduzieren. Derzeit liegt dieser Wert noch bei über 70 Hektar.

http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/Sonderveroeffentlichungen/20… – Download der Ergebnisse auf der Internetseite des BBSR
http://www.ioer.de – Internetseite des IÖR

Media Contact

Heike Hensel idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen

Die zukunftsorientierte Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraumes erhält eine immer größer werdende Bedeutung. Die weltweite Forschung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Nachhaltiges Bauen, innovative Baumaterialien, Bautenschutz, Geotechnik, Gebäudetechnik, Städtebau, Denkmalschutz, Bausoftware und Künstliche Intelligenz im Bauwesen.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Selen-Proteine …

Neuer Ansatzpunkt für die Krebsforschung. Eine aktuelle Studie der Uni Würzburg zeigt, wie ein wichtiges Enzym in unserem Körper bei der Produktion von Selen-Proteinen unterstützt – für die Behandlung von…

Pendler-Bike der Zukunft

– h_da präsentiert fahrbereiten Prototyp des „Darmstadt Vehicle“. Das „Darmstadt Vehicle“, kurz DaVe, ist ein neuartiges Allwetter-Fahrzeug für Pendelnde. Es ist als schnelle und komfortable Alternative zum Auto gedacht, soll…

Neuartige Methode zur Tumorbekämpfung

Carl-Zeiss-Stiftung fördert Projekt der Hochschule Aalen mit einer Million Euro. Die bisherige Krebstherapie effizienter gestalten bei deutlicher Reduzierung der Nebenwirkungen auf gesundes Gewebe – dies ist das Ziel eines Projekts…