Erdbeben: Hydrauliksystem schafft Bausanierung
Die in der oberitalienischen Kleinstadt Forlì beheimatete Restaurierungsfirma Soles hat in der Erdbebenstadt L'Aquila erstmals ein zusammen mit dem Bauunternehmen Mattioli patentiertes Hydrauliksystem zur Anhebung von Gebäuden angewendet. Mithilfe eines umfangreichen und technisch anspruchsvollen Maßnahmenpakets wurde ein Haus im Zentrum der zerstörten Abruzzenstadt erbebensicher gemacht.
Antiseismische Dämpfer im Einsatz
Das sechs Stockwerke umfassende, 26 Meter lange und 2.200 Tonnen schwere Wohngebäude ist 60 Zentimeter über das bisherige Niveau gestemmt worden. Zu diesem Zweck wurden spezielle Zylinder in den mit Stahlbeton befestigten Untergrund eingebaut, über die das Bauwerk hydraulisch angehoben werden konnte. Gleichzeitig wurden antiseismische Dämpferelemente angebracht.
„Unsere äußerst gering invasive Methodik erlaubt bauliche Eingriffe, ohne die Stabilität des Gebäudes gefährden“, so Luigi Pantanè , technischer Direktor des unter der Leitung des Firmenkonsortiums Consta SpA stehenden Vorhabens. „Dafür sorgt die über Winden gleichmäßig auf die Stahlpfeiler verteilte und aus Sicherheitsgründen bis auf das Zweifache der jeweiligen Gebäudelast ausgelegte Hebekraft.“
Erfahrungen beireits in Venedig gesammelt
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass das betreffende Gebäude – abgesehen vom Erdgeschoss – auch während der Sanierungsphase begangen werden kann. Das als „Progetto Rialto“ bekannte Hebesystem war ursprünglich zur Sanierung von Gebäuden in Venedig konzipiert worden. Erstes Anwendungsobjekt in der ständig vom Hochwasserfluten bedrohten Lagunenstadt ist derzeit der neben der Rialto-Brücke errichtete Palazzo Camerlenghi aus dem 15. Jahrhundert.
Die infolge von Subsidenz und Eustatismus im Lagunengrund versinkende „Perle der Adria“ könnte nach Vorstellung der Projektväter auf diese Weise in ihre ursprüngliche Höhenlage versetzt und somit dauerhaft vor dem Untergang bewahrt werden. Entwickelt worden war das innovative Hydrauliksystem von dem vor vier Jahren verstorbenen italienischen Ingenieur Vincenzo Collina.
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