Europaweit einzigartige Plus-Energie-Kita in Holzminden
Ein in Europa einzigartiges Plus-Energiehaus ist jetzt in Holzminden entstanden. Die Innovation: Es ist zusätzlich zum modernsten Gebäudestandard mit einer Erdreichwärmepumpe ausgestattet und soll eine Photovoltaik-Anlage erhalten. Das Gebäude, eine Kindertagesstätte, ist in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Gebäudetechnik an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst entwickelt worden und dient in der Ausbildung als topaktuelles Studienobjekt für den Bachelor-Studiengang, der noch zukunftssichere freie Studienplätze bietet.
In der Bahnhofstraße in Holzminden ist mit dem Neubau der Kindertagesstätte (KiTa) ein zukunftsweisendes Gebäude entstanden, das für die Gebäudetechnik-Studierenden der HAWK gleichermaßen Anschauungsbeispiel wie Studienobjekt sein wird. Der in energetischer Hinsicht rundum innovativ ausgestattete Neubau trägt dazu bei, eine einzigartige, praxisnahe und zukunftsorientierte Ausbildung zu erreichen. Den Studierenden der HAWK bietet sich mindestens zehn Jahre lang ein topaktuelles Praxisbeispiel, um die zukünftig notwendigen Maßnahmen für „Plus-Energie“-Häuser zu studieren. Mitte September startet der 3. Jahrgang des zukunftssicheren Bachelor-Studiums Gebäudetechnik, Bewerbungen sind noch möglich.
Die Europäische Union verfolgt das Ziel, dass Gebäude in Zukunft Energie liefern sollen anstatt wie heute große Mengen endlicher fossiler Ressourcen zu verbrauchen (28 Prozent des Endenergieverbrauches Deutschlands gehen in die Haushalte). Mit der Kindertagesstätte Bahnhofstraße realisiert die Stadt Holzminden schon heute einen Neubau entsprechend den europäischen Zukunftsvorstellungen, obwohl die Richtlinie erst bis 2020 in nationales Recht umgesetzt werden muss.
Die optimale Energieeffizienz des KiTa-Gebäudes reduziert den Energiebedarf sehr weit. Hierzu tragen dieselben Maßnahmen bei wie im privaten Wohnbau einschließlich der Sanierung: eine kompakte Gebäudeform, große Wärmespeicherkapazität, eine sehr starke Wärmedämmung, Energiegewinnfenster, eine luftdichte und wärmebrückenfreie Gebäudehülle und Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung.
Diese Ausstattung allein ist zwar höchster Standart, aber durchaus schon realisiert. In der Datenbank www.passivhausprojekte.de finden sich im europäischen Bereich 13 KiTa-Neubauten, im Inland vorwiegend in den neuen Bundesländern und im Süden der Republik. Auch in Hannover wurden bereits mehrere KiTas realisiert, die von deren Architekten als Passivhäuser eingestuft werden. Das Besondere am Holzmindener Neubau ist die Kombination des Passivhauses mit einer Erdreichwärmepumpe und Fußbodenheizung. Die Wärmepumpentechnologie macht unabhängig von Erdgas und erlaubt das Einbeziehen großer Anteile von regenerativer Erdwärme und bei Verwenden regenerativen Stromes den vollständigen Verzicht auf fossile Energieträger.
Die Fußbodenheizung wurde als Konsequenz aus Erfahrungen gewählt, die sich aus dem Expo 2000 Projekt „Hofanlage Brombeerweg“ in Holzminden ergaben. Der Vorteil gegenüber der üblicherweise in Passivhäusern bevorzugten Luftheizung liegt darin, dass bei kalten Außentemperaturen der Luftwechsel reduziert und somit sehr trockene Raumluft vermieden werden kann. Außerdem ist es im Sommer möglich, mit den im Erdreich vorhandenen Temperaturen über die Fußbodenfläche zu kühlen. Dieses Verfahren ist zwar nicht so wirksam wie eine Klimaanlage, vermeidet aber deren negative Auswirkungen insbesondere hinsichtlich Hygiene, Zugluft und hohem Energiebedarf. Dieser Kühlbetrieb ist ausschließlich mit zwei Hocheffizienzpumpen möglich und benötigt sehr wenig Strom.
Die Studierenden werden die Energieflüsse im Gebäude der KiTa Holzminden messen und optimieren. Darüber hinaus werden sie den Raumkomfort messen, die Nutzererfahrungen protokollieren und so auf der Grundlage eigener Erfahrungen in ihrer späteren Berufspraxis dazu beitragen, den europäischen Zielen Richtung „Plus-Energie“-Haus zum Durchbruch zu verhelfen. Somit trägt die von der Stadt Holzminden unter Beratung der HAWK errichtete KiTa dazu bei, den ohnehin schon sehr praxisorientierten und innovativen Bachelor-Studiengang Gebäudetechnik in Holzminden weiter zu profilieren.
Eine dachmontierte Solar-Anlage zur regenerativen Stromerzeugung wäre ein weiterer Baustein zum Erreichen des Plus-Energie-Niveaus. Die für den Betrieb der KiTa erforderliche Strommenge könnte teilweise vom eigenen Dach bezogen werden. Die Diskussion über diese Anlage ist in den politischen Gremien der Stadt jedoch noch nicht abgeschlossen. Die HAWK-Studierenden könnten den Gesamt-Energieertrag der Photovoltaik-Anlage und den davon im Hause direkt verbrauchten Anteil messen. Die Studierenden werden außerdem mit einem aus dem Kreis der Beiratsfirmen finanziell unterstützten Gebäudeleitsystem ein Lastmanagement für stromverbrauchende Geräte in der KiTa betreiben, mit dem der Eigenverbrauch von Strom aus der Solar-Anlage optimiert werden kann.
Für die Stadt Holzminden als Betreiber der KiTa würden die Energiekosten des Gebäudes zukünftig weniger stark ansteigen als für andere ohne Photovoltaik-Anlage. Mit Einsatz von Batteriespeichern könnte vielleicht in einigen Jahren der Bezug von Strom aus dem Netz noch weiter minimiert werden.
Die wegweisende Kooperation der Stadt Holzminden mit engagierten Bürgern, HAWK und deren Beiratsfirmen führt zu einer allseitig vorteilhaften Innovation. Die Kindertagesstätte in Holzminden gibt für die damit verbundenen jungen Familien und alle an einer regenerativen Energiewende Interessierten ein zukunftsweisendes Beispiel für die Möglichkeiten von Plus-Energie-Häusern.
Im Rahmen des internationalen „Tag des Passivhauses“ wird die KiTa am Sonntag, 13. November 2011 von 14 bis 17 Uhr zu besichtigen sein. Benutzer, Architekt und HAWK informieren interessierte Gäste.
Weitere Informationen: http://www.ig-passivhaus.de
Nähere Informationen zum Studiengang Gebäudetechnik und zum Plus-Energiehaus
http://www.hawk-hhg.de/holzminden/157302.php
Die HAWK bedankt sich für die sehr weitgehende Unterstützung durch die Stadt Holzminden und die über den Beirat mit der HAWK verbundenen Unternehmen.
Studienberatung Gebäudetechnik:
Tel.: 05531/126-100
Ansprechpartner:
Dr.-Ing. Wolfgang v. Werder,
Gastprofessor an der HAWK
Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen
Tel.: 05531/126-267
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