Garching: Studentenwohnhäuser sollen ökologisch Trend setzen
Wie kann man Fehlerquellen vermeiden, die durch eine zunehmend unübersichtliche und steigende Anzahl an Normen und Baugesetzen entstehen? Was kann man gegen die hohen Energieverbräuche in Gebäuden tun? Wie schafft man es, Baumaterialien nach ihrer Nutzung wieder zurück in den Produktionskreislauf zu führen?
Das Studentenwerk München will – unterstützt von drei Lehrstühlen der Technischen Universität München (TUM) – Antworten auf diese Fragen geben.
Mit dem Bau von drei Studentenwohnhäusern in gleicher Geometrie und Größe, die aus unterschiedlichen Materialien gebaut werden, soll auf dem Campus in Garching ein Null-Energie-Standard erreicht werden: ein Haus aus Leichtbeton ohne Stahl, eines aus dem nachwachsenden Baustoff Massivholz und eines aus hochwärmedämmendem Mauerwerk.
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), deren Generalsekretär Alexander Bonde heute das Bewilligungsschreiben überreichte, unterstützt das Vorhaben fachlich und finanziell mit rund 520.000 Euro.
Komplexität im Bauwesen und Baukosten verringern
Über mehrere Jahre hinweg soll systematisch erfasst werden, wie sich zum Beispiel unterschiedliche Baustoffe auf die Energiekosten auswirken. Das Ziel ist es, die Komplexität im Bauwesen und damit auch die Baukosten zu verringern, nachhaltige Konstruktionen zu entwickeln und robuste Haustechnikkonzepte umzusetzen. Theoretisch erforscht seien die Prinzipien des „einfachen Bauens“ in ihren Grundlagen bereits, unterstrich heute Dr. Ursula Wurzer-Faßnacht, Geschäftsführerin des Studentenwerks München.
Darunter verstehe man, die Komplexität im Bauwesen zu verringern, verschiedene einfache Entwurfs- und Konstruktionsweisen zu identifizieren und hinsichtlich ihrer ökologischen, ökonomischen und architektonischen Wirkung zu beurteilen.
Minimieren von Wartung, Instandhaltung und Betriebsenergie
Darauf aufbauend sollten nun aber die neuen Häuser in den drei Konstruktionsvarianten mit dem zusätzlichen Anspruch an einen Null-Energie-Standard umgesetzt und ihre Wirksamkeit ausgewertet werden. Hierzu müssten beispielsweise Themen der industriellen Vorfertigung, der ökologischen und ökonomischen Bilanzierung sowie des Nutzerverhaltens weiterentwickelt werden.
Gleichzeitig solle der Betrieb optimiert werden durch das Minimieren von Wartung, Instandhaltung und Betriebsenergie. Haustechnik und Baukonstruktion sollten getrennt, die Möglichkeiten der industriellen Vorfertigung auch von Badzellen untersucht werden.
„Ökologischen Fußabdruck“ über gesamten Lebenszyklus nachweisen
Die Systeme für das Verteilen von Wärme, Stark- und Schwachstrom sowie Warmwasser würden getrennt, um notwendige Sanierungsmaßnahmen fortlaufend optimieren zu können. Geplant sei auch, den Null-Energie-Standard durch eine Verringerung der technischen Komplexität und eine einfache Gebäudehülle zu erreichen und den Energiebedarf zu simulieren und zu vergleichen.
Über digitale Schnittstellen solle das Nutzerverhalten untersucht und eine wirksame Verringerung des Eigenstromverbrauchs angeregt werden. Der „ökologische Fußabdruck“ der drei Konstruktionsbeispiele solle über den gesamten Lebenszyklus nachgewiesen werden.
Maßnahmen im Gebäudesektor wichtig für Klimaschutz
Bonde unterstrich, dass 40 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland auf das Bereitstellen von Heizwärme entfallen, in privaten Haushalten sogar fast drei Viertel. Bonde: „Will die Weltgemeinschaft die Ende 2015 auf der Klimakonferenz in Paris beschlossene Begrenzung des Temperaturanstiegs auf möglichst nicht mehr als eineinhalb Grad schaffen, kann das nur mithilfe umfassender Maßnahmen im Gebäudesektor geschehen.“
Ansprechpartner bei fachlichen Fragen zum Projekt (AZ 35160): Ingo Wachendorfer (M.A.), Tel. 089|38196-148
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