Holz als Baumaterial für Brücken – eine Frage der Überzeugung, aber auch der Verantwortung
Ein Forscher-Team der Fachrichtung Bauingenieurwesen der Fachhochschule Erfurt um Professorin Dr. Antje Simon beschäftigt sich ab sofort mit der Erarbeitung technischer Richtlinien für den Entwurf und Bau sowie für die Überwachung und Prüfung von Holzbrücken.
Damit Holzbrücken eine lange Lebensdauer erreichen und keine Wettbewerbsnachteile im Vergleich zu Brücken aus Beton und Stahl entstehen, müssen sie konstruktiv gut geschützt und richtig geplant sein. Auch muss ihr Bau sorgfältig ausgeführt werden. Dafür werden Regelwerke benötigt, die den aktuellen Stand der Wissenschaft und Technik abbilden. Solche umfangreichen technischen Richtlinien fehlen bisher für Holzbrücken.
Die Forscher um Antje Simon erarbeiten nun ein Kompendium technischer Richtlinien, welches die für den Entwurf, für die Baudurchführung sowie für den Erhalt geschützter Holzbrücken notwendigen Regelungen berücksichtigt.
Auf der Basis von Holzfeuchtemonitorings an ausgewählten Brücken wollen sie Erkenntnisse über die Holzfeuchteentwicklung und die Dauerhaftigkeit dieser Bauwerke ableiten.
„Alle Projektbeteiligten erwarten eine spürbare Erhöhung des Marktanteils für Holzbrücken.“, so Professor Dr. Simon. „Wir erhoffen uns, dass ästhetische, gut geschützte und dauerhafte Holzbrücken in den kommenden Jahren wieder verstärkt das Landschaftsbild prägen. Holz als Baumaterial für Brücken zu verwenden, ist eine Frage der Überzeugung – aber auch der Verantwortung.“
Das Projekt führen die Forscher der Fachhochschule Erfurt unter fachlicher Begleitung der Experten aus den planenden Ingenieurbüros und den ausführenden Firmen der Qualitätsgemeinschaft Holzbrückenbau durch.
Finanziell gefördert wird das bis Oktober 2018 laufende Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit etwa 315.000 Euro aus der Förderlinie „FHprofUnt“ des Programms „Forschung an Fachhochschulen“. Einen weiteren finanziellen Beitrag leisten Firmen der Qualitätsgemeinschaft Holzbrückenbau sowie das Ingenieurbüro Setzpfandt.
Hintergrund:
Holz zählt zu den ältesten Baustoffen der Menschheitsgeschichte. Jahrhunderte alte Holzbrücken dokumentieren das Potential des natürlichen Baustoffes und zeugen von regionaler Wertschöpfung. Im Zuge der industriellen Revolution verdrängten jedoch Beton und Stahl den Baustoff Holz.
Dabei verfügt Deutschland über die größten Holzvorräte in Europa. Mit nachhaltiger Waldbewirtschaftung steht Holz als einziger nachwachsender Rohstoff auch künftig in ausreichenden Mengen als Baustoff zur Verfügung. Durch die aktuelle Nachhaltigkeitsdebatte erfährt das Bauen mit Holz außerdem eine neue öffentliche Wertschätzung.
Für die Planung und den Bau von Brücken aus Beton und Stahl stehen in Deutschland umfangreiche technische Richtlinien zur Verfügung. Für Holzbrücken fehlen sie. Aktuell werden standardisierbare Lösungen und Details für jedes Projekt neu entwickelt, die Gefahr gravierender Planungs- und Ausführungsfehler ist sehr groß. Ingenieurbüros und Baufirmen können durch den erhöhten Aufwand keine wirtschaftlichen Ergebnisse erzielen.
Die nun zu entwickelnden Richtlinien lehnen sich an die für die anderen Baustoffe anerkannten und eingeführten Regelwerke an, um eine spätere Anwendung in der Praxis zu erleichtern.
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