IÖW-Studie empfiehlt zielstrebigere Sanierungspolitik für Eigenheime
Deutschland braucht eine zielstrebigere Sanierungspolitik, um die Modernisierung von Eigenheimen anzukurbeln, so eine heute veröffentlichte Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW).
Die Wissenschaftler des Forschungsprojektes Enef-Haus fordern von der Politik ambitioniertere Standards und eine gezieltere Förderung von Maßnahmen mit hohem Energieeinsparpotenzial. Darüber hinaus sei es an der Zeit, über ergänzende Finanzierungsmodelle wie einen Energieeffizienzfonds oder die Förderung der Sanierung als Altersvorsorge nachzudenken, um Liquiditätsengpässe im Bereich der Eigenheimsanierung zu verhindern.
„Deutschland steckt im Sanierungsstau“, so Thomas Vogelpohl, Wissenschaftler am IÖW und Koautor der Studie «Politische Instrumente zur Erhöhung der energetischen Sanierungsquote bei Eigenheimen». „Die Anreize und Anforderungen, die die Politik für eine energetische Sanierung vorgibt, reichen nicht aus“, so der Energieexperte weiter. „Um die klimapolitischen Ziele erreichen zu können, ist die energetische Gebäudesanierung von herausragender Bedeutung.“
In der Studie sind die Forscher der Frage nachgegangen, welche politischen Stellschrauben verändert werden müssen, um die energetische Sanierungsquote bei Eigenheimen zu erhöhen. Die Forschungsergebnisse zeigen nun: Weder wird bisher zielgerichtet auf die Hemmnisse von Eigenheimbesitzern eingegangen, noch sind die politischen Instrumente ausreichend auf die zentralen Einsparpotenziale wie Dämmung von Dach und Außenwänden ausgerichtet.
Was die rechtlichen Vorgaben betrifft, sei neben der Höhe der Standards vor allem wichtig, dass die Anforderungen zum richtigen Zeitpunkt greifen. Die Forscher empfehlen, insbesondere Neueigentümer stärker in die Pflicht zu nehmen. So könnte bei einer Eigentumsübertragung ein ganzes Maßnahmenbündel greifen, wie z. B. eine verpflichtende Energieberatung oder die verbindliche Vorgabe zentraler Modernisierungsmaßnahmen entsprechend ihrer technischen und wirtschaftlichen Realisierbarkeit. Vogelpohl: „Zum einen könnte damit verhindert werden, dass dieser Sanierungsanlass ungenutzt bleibt, und zum anderen könnte eine wirkungsvollere Vollzugskontrolle gewährleistet werden.“
In Bezug auf die Förderprogramme von Sanierungsmaßnahmen empfehlen die Wissenschaftler, die Mittel zielgerichteter bereitzustellen. Zwar würden die Fördertöpfe derzeit voll ausgeschöpft, jedoch handele es sich dabei häufig um Basismaßnahmen mit geringem Einsparpotenzial. Zudem sei es wichtig, soziale Kriterien bei der Förderung stärker zu berücksichtigen, damit auch finanziell schwächere Eigenheimbesitzer in die Lage versetzt werden, energetisch anspruchsvolle Sanierungen stemmen zu können.
Um in Zeiten knapper Haushaltskassen die dafür notwendigen zusätzlichen Finanzmittel freizusetzen und die Beständigkeit der Förderprogramme zu gewährleisten, schlagen die Experten verschiedene ergänzende Finanzierungsinstrumente vor. Eine Option stelle hier die Einrichtung eines Energieeffizienzfonds dar, der über einen Aufschlag auf die Energiesteuer finanziert werden könnte. „Dies würde gleichzeitig die Energiekosten erhöhen und Effizienzmaßnahmen somit doppelt attraktiv machen“, so Stefan Zundel, Professor an der Hochschule Lausitz und Projektleiter von Enef-Haus. „Aber auch eine Erweiterung des Eigenheimrentengesetzes um die Möglichkeit der energetischen Sanierung als Altersvorsorge sowie eine Ausweitung des Energie-Contractings stellen vielversprechende Ansatzpunkte dar, um die Liquiditätsbremse im Bereich der Eigenheimsanierung zu lockern.“
Im Projekt Enef-Haus untersucht das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) gemeinsam mit dem Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) und der Hochschule Lausitz im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, wie die energetische Sanierungsquote von Ein- und Zweifamilienhäusern erhöht werden kann. Die vorliegende Studie stellt einen zentralen Baustein eines integrierten Kommunikations- und Politikansatzes dar, der durch eine Analyse der kommunikativen Marketing- und Energieberatungsansätze ergänzt wird.
Fachlicher Kontakt:
Elisa Dunkelberg, Thomas Vogelpohl
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
Telefon: +49 – 30 – 8845940
Email: elisa.dunkelberg@ioew.de, thomas.vogelpohl@ioew.de
Pressekontakt:
Richard Harnisch
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
Potsdamer Str. 105
D-10785 Berlin
Telefon: +49 – 30 – 884 594-16
richard.harnisch@ioew.de
www.ioew.de
Redaktionelle Hinweise:
Die Studie „Politische Instrumente zur Erhöhung der energetischen Sanierungsquote bei Eigenheimen“ steht auf der Seite www.enef-haus.de zum kostenlosen Download bereit.
Dort verfügbar sind außerdem die Studien:
Erschließbare Energieeinsparpotenziale im Ein- und Zweifamilienhausbestand (Hrsg.: IÖW)
Die theoretischen Einsparpotenziale im Ein- und Zweifamilienhausbestand sind immens: Bei einer Komplettsanierung aller Gebäudehüllen würde sich eine Reduktion aller CO2-Emissionen der Privathaushalte um mehr als 20 Prozent ergeben. Durch den Einsatz Erneuerbarer Energien können sogar mehr als 30 Prozent erzielt werden. Drei Maßnahmen werden hierfür als prioritär angesehen: die Dämmung von Außenwänden, die Dämmung von Dächern sowie der Einbau von modernen Heizungen auf Basis regenerativer Energien.
Handlungsmotive, -hemmnisse und Zielgruppen für eine energetische Gebäudesanierung (Hrsg.: ISOE)
Aus einer Befragung von 1000 Eigenheimbesitzern wird deutlich, dass wirtschaftliche Barrieren nicht der einzige Grund für geringe energetische Sanierungsraten sind. Vielmehr seien viele Hausbesitzer angesichts der zahlreichen Fragen, die eine energetische Sanierung aufwirft, abgeschreckt und bleiben daher untätig. Dabei unterscheiden sich die Hausbesitzer sowohl hinsichtlich des Alters als auch in ihren Zielen und Einstellungen in Bezug auf die Sanierung sowie in der Art der durchgeführten Maßnahmen. Im Ergebnis präsentieren die Forscher eine Typologie von Eigenheimsanierern vom «desinteressiert Unwilligen» bis hin zum «überzeugten Energiesparer».
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