Kommunales Informationssystem Holzbau
Tool weist Klimaschutz-Beitrag des Bauens und Sanierens mit Holz aus.
Innovative Kombination von Geo- und Ökobilanzdaten für kommunale Entscheider.
Kommunen können über den Bausektor ganz erhebliche Treibhausgas(THG)-Einsparungen erzielen, indem sie Vorgaben für klimafreundliche Baustoffe machen. Das neue Informationssystem Holzbau-KIS, das die Ruhr-Universität Bochum und die Disy Informationssysteme GmbH derzeit entwickeln, unterstützt Kommunen bei entsprechenden Planungen: Es weist das konkrete Klimaschutzpotenzial durch Holzbau für verschiedene Szenarien in den Bereichen Neubau, Sanierung, Nachverdichtung und Aufstockung ausgewählter Kommunen aus.
Das Vorläuferprojekt Holzbau-GIS erhielt am 4. Dezember 2023 den Nachhaltigkeitspreis der Initiative Humboldtⁿ, einer Nachhaltigkeitsinitiative der nordrhein-westfälischen Universitäten (https://humboldt-n.nrw/). Die Weiterentwicklung zum Holzbau-KIS läuft nun bis 2026 und wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert.
Kommunen haben bei der Städteplanung den Hut auf und können in dieser Funktion wichtige Weichen für den Klimaschutz stellen, insbesondere, wenn sie Eigentümer der Baugrundstücke sind. Ein Beispiel dafür ist das Quartier Prinz-Eugen-Park in München. Die Stadt knüpfte die Vergabe einer ökologischen Mustersiedlung innerhalb des Gebietes u. a. an das Kriterium einer hohen Kohlenstoffspeicherung, wie sie insbesondere der Baustoff Holz leistet. Im Ergebnis entstand die größte zusammenhängende Holzbausiedlung Deutschlands mit 566 Wohnungen in Holz- und Holz-Hybrid-Bauweise. Den Klimaschutzbeitrag solcher Quartiere, aber auch einzelner Gebäude konkret quantifizieren zu können, das wird mit dem Kommunalen Informationssystem Holzbau (Holzbau-KIS) möglich sein. Die generierten Daten können als Entscheidungshilfe, zur Integration in kommunale Klimaschutzkonzepte und der Kommunikation dienen.
Die Ausgangsbasis für das Projekt Holzbau-KIS stellt das im Vorläuferprojekt entwickelte Fachinformationssystem Holzbau-GIS dar. Holzbau-GIS wurde als Prototyp auf Basis öffentlich zugänglicher Geodaten aus Nordrhein-Westfalen und lokaler Datensätze der Stadt Menden entwickelt. In dem webbasierten Kommunikationstool werden räumliche Fachdaten mit Gebäudetypologien, baulicher Struktur und THG-Minderungspotenzialen verbunden und ermöglichen damit die Verknüpfung von Baumaßnahmen mit Klimaschutzzielen. Außerdem wendet das Tool normkonforme Berechnungsmethoden auf Gebäudeebene, analog der Grundsystematik im Qualitätssiegel Nachhaltige Gebäude (QNG), an. Die verwendeten Daten stammen aus der ÖkoBauDat, der Datenbasis für die Ökobilanzierung von Bauwerken des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.
Im aktuellen Projekt soll anhand weiterer Städte eine Anpassung an andere landes- und kommunenspezifische Datensätze erfolgen. So soll überprüft werden, welche Daten vorliegen und welche Anpassungen erforderlich sind, um das System auch bundesweit einsetzen zu können.
Auf technischer Seite sollen zudem Performance-steigernde Optimierungen des webbasierten Tools realisiert werden, indem der Übergang zur aktuellsten Version der Software disy Cadenza Plattform für Business & Location Intelligence geschaffen wird. Besonderes Augenmerk liegt auf verständlicher Darstellung und guter Bedienbarkeit trotz umfangreicher Analyse- und Planungsfunktionalitäten.
Während sich das Holzbau-GIS auf die Themen Neubau und Sanierung mit Holz bezog, ergänzen die Forschenden im neuen Holzbau-KIS Szenarien zur Aufstockung, Nachverdichtung und zu ausgewählten Nichtwohngebäuden, hier vor allem kommunale und öffentliche Gebäude, mit Holz. Hinzu kommt das Thema Blau-Grüne Infrastruktur – der Begriff beschreibt den Ansatz, über Entsiegelung, Anlegen von Versickerungs- und Grünflächen oder wasserspeichernde Elemente zunehmende Wetterextreme im Klimawandel abzufedern.
Das Holzbau-KIS geht damit über das Holzbauthema hinaus und wird zum kommunalen Planungswerkzeug für Klimaschutz- und Klimafolgenanpassung. Bereits im ersten Projekt hatte sich gezeigt, dass das System für Kommunen noch interessanter ist, wenn es weitere Informationen für die kommunale Bauleitplanung oder andere ökologisch-relevanten Fachplanungen verarbeiten und bereitstellen kann.
Weitere Informationen:
Verbundvorhaben: Kommunales Informationssystem Holzbau – Modell zur Quantifizierung und Darstellung von Treibhausgas-Einsparpotenzialen durch stoffliche Holzverwendung in Kommunen
Teilvorhaben 1: Methodische Entwicklung – Akronym: Holzbau-KIS;
Ruhr-Universität Bochum – Fakultät Bau- und Umweltwissenschaften – Ressourceneffizientes Bauen
https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=2221HV105A
Teilvorhaben 2: Softwaretechnische Umsetzung; disy Informationssysteme GmbH Karlsruhe
https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=2221HV105B
Ansprechpartner:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Lukas Gieseking
Tel.: +49 3843 6930-360
E-Mail: l.gieseking@fnr.de
Pressekontakt:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Nicole Paul
Tel.: +49 3843 6930-142
Mail: n.paul@fnr.de
Weitere Informationen:
https://www.fnr.de/fnr-struktur-aufgaben-lage/fachagentur-nachwachsende-rohstoff…
https://www.fnr.de/projektfoerderung/projektdatenbank-der-fnr
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen
Die zukunftsorientierte Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraumes erhält eine immer größer werdende Bedeutung. Die weltweite Forschung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.
Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Nachhaltiges Bauen, innovative Baumaterialien, Bautenschutz, Geotechnik, Gebäudetechnik, Städtebau, Denkmalschutz, Bausoftware und Künstliche Intelligenz im Bauwesen.
Neueste Beiträge
Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…
Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean
20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….
Resistente Bakterien in der Ostsee
Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…