„Mehr Licht!“? – FH Dortmund untersucht Licht-Gestaltung im öffentlichen Raum

Zu dieser Schlussfolgerung kommen auch Dennis Köhler, Dr. Stefan Hochstadt und Prof. Dr. Manfred Walz vom Fachbereich Architektur der Fachhochschule Dortmund, die sich wissenschaftlich mit Licht im öffentlichen Raum beschäftigen.

Die Beleuchtung öffentlicher Plätze verursacht immense Kosten für die Kommunen und kann sogar negative Effekte haben, z. B. auf Tiere. Deshalb fordern die Wissenschaftler ein Lichtkonzept, eine individuelle Lichtleitplanung für jede Stadt, bei der Kommunalpartner, Werbetreibende und Bürger an einen Tisch geholt werden. Die einzelnen Partner haben unterschiedliche Ansprüche, die um die Aufmerksamkeit der Menschen wetteifern. Mit einer gemeinsamen Lichtplanung können möglichst viele Aspekte berücksichtigt werden, ohne sich gegenseitig „auszublenden“.

Nach einer Bestandsaufnahme, die Ort und Art der Leuchtstellen kartiert, sollte jede einzeln hinterfragt werden. Dient sie der Straßenbeleuchtung, hat sie Werbewirkung oder gestaltet sie in raumplanerischer Hinsicht? Müssen alle Straßenlaternen die ganze Nacht durch leuchten? Kann deren Licht vielleicht so ausgerichtet werden, dass möglichst viel Licht dort landet, wo es hin soll, nämlich auf der Straße und den Gehwegen, aber möglichst wenig im Schlafzimmer der Anwohner, die dadurch schlechter schlafen?

Entscheidend sind oft wirtschaftliche Faktoren, aber auch da gilt es, genau hinzusehen. Denn nicht der Stromverbrauch, sondern die Wartung und der Austausch der Leuchtmittel verursachen den größten Teil der Kosten. Auch bei der Wahl der Leuchtmittel spielen nicht nur EU-Normen eine Rolle: Natriumdampf-Lampen erzeugen ein gelbliches Licht, das weniger Insekten anlockt, für die Weißlicht-Lampen oft zur tödlichen Falle werden. Menschen hingegen können im gelben Licht Gesichter weniger gut erkennen, wodurch sich wiederum das subjektive Sicherheitsempfinden verringert. In welchen Räumen welche Argumente den Ausschlag geben sollten, können am besten die entscheiden, die sie nutzen, deshalb werden für die Bestandsaufnahme in den Städten die Bürger nach ihren Erwartungen und Wünschen befragt.

„Dabei bekommen wir die besten Hinweise, wo sich Einsparungen anbieten“, berichtet Dennis Köhler aus bisherigen Projekten.

Für die Umsetzung solcher weit reichenden Lichtkonzepte gelte üblicherweise eine Zeitachse von fünf bis zehn Jahren, gibt Prof. Manfred Walz zu bedenken. Schnelle und relativ kostengünstige stadträumliche Effekte erzielen Kommunen oft mit einer so genannten „Effekt-Beleuchtung“. Vor bunten, auffälligen Lichtprojektionen aber warnt Köhler: „Man läuft Gefahr, dem Gebäude einen Lichtpullover überzustülpen, der ihm überhaupt nicht passt!“ Man solle sich vorher die Frage stellen, welche Räume man inszenieren will und mit welchem Charakter. „Sonst werden sie bespielt – im schlechtesten Sinn des Wortes“, fügt Dr. Stefan Hochstadt an, denn auch dazu eigne sich Licht – leider. Bei Gebäuden kann gezieltes Licht beispielsweise architektonische Besonderheiten oder Details hervorheben, statt einfach durch viel Helligkeit denselben Eindruck wie bei Tage zu produzieren. Deswegen gilt für die Lichtgestaltung: nicht unbedingt mehr, heller, länger – sondern einfach anders.

Kasten:
Hintergründe gibt es im Buch „LichtRegion – Positionen und Perspektiven im Ruhrgebiet“, das im Klartext-Verlag erschienen ist und von der RWE-Stiftung unterstützt wurde. Die Herausgeber Dennis Köhler, Prof. Dr. Manfred Walz und Dr. Stefan Hochstadt vom Fachbereich Architektur der Fachhochschule Dortmund zeigen die Besonderheiten der Region und die Vorteile eines gemeinsamen Lichtkonzeptes.

Nicht zuletzt die Luftbilder vom Ruhrgebiet bei Nacht des Fotografen Hans Blossey geben ungewöhnliche Einblicke und regen an, sich selbst auf nächtliche Erkundungstour zu begeben. Orientierungshilfen gibt es, ergänzend zum Buch, unter dem Stichwort Geokartierung auf http://www.fh-dortmund.de/licht-raum.

Kontakt: Dennis Köhler, 0231-755-4418, dennis.koehler@fh-dortmund.de

Media Contact

Cornelia von Soosten idw

Weitere Informationen:

http://www.fh-dortmund.de/licht-raum

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen

Die zukunftsorientierte Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraumes erhält eine immer größer werdende Bedeutung. Die weltweite Forschung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Nachhaltiges Bauen, innovative Baumaterialien, Bautenschutz, Geotechnik, Gebäudetechnik, Städtebau, Denkmalschutz, Bausoftware und Künstliche Intelligenz im Bauwesen.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Lichtmikroskopie: Computermodell ermöglicht bessere Bilder

Neue Deep-Learning-Architektur sorgt für höhere Effizienz. Die Lichtmikroskopie ist ein unverzichtbares Werkzeug zur Untersuchung unterschiedlichster Proben. Details werden dabei erst mit Hilfe der computergestützten Bildverarbeitung sichtbar. Obwohl bereits enorme Fortschritte…

Neue Maßstäbe in der Filtertechnik

Aerosolabscheider „MiniMax“ überzeugt mit herausragender Leistung und Effizienz. Angesichts wachsender gesetzlicher und industrieller Anforderungen ist die Entwicklung effizienter Abgasreinigungstechnologien sehr wichtig. Besonders in technischen Prozessen steigt der Bedarf an innovativen…

SpecPlate: Besserer Standard für die Laboranalytik

Mehr Effizienz, Tempo und Präzision bei Laboranalysen sowie ein drastisch reduzierter Materialverbrauch: Mit der SpecPlate ersetzt das Spin-off PHABIOC aus dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) durch innovatives Design gleich…