Mehrgenerationen-Wohnen statt Salzabbau
Neun Studierende im Master-Studiengang Architektur der Fachhochschule Frankfurt am Main (FH FFM) haben Vorschläge für eine mögliche Umnutzung des Geländes der stillgelegten Bad Nauheimer Saline entworfen.
„Die Schwierigkeit der Aufgabe bestand darin, sich mit einem Bau-Bestand auseinanderzusetzen, der zudem denkmalgeschützt ist. Die Studierenden sollten für die Gebäude eigene Nutzungs-Konzepte entwickeln und deren Realisierbarkeit prüfen“, erklärt Prof. Karen Ehlers vom Fachbereich 1: Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik der Hochschule die Aufgabenstellung. Die angehenden Architektinnen und Architekten präsentierten ihre Entwürfe vor Vertretern des Stadtplanungsamts, Stadtrats und Denkmalpflegeamts von Bad Nauheim, die sich mit der Zukunft der leerstehenden Gebäude auseinandersetzen.
Die ehemalige Bad Nauheimer Saline besteht aus einem großen Salinengebäude mit einem Hof, in welchem sich eine ehemalige Tischlerei und eine Scheunenbebauung in U-Form befinden. Master-Studentin Sandra Kaiser hat für ihren Entwurf verschiedene Nutzungsmöglichkeiten kombiniert: Bei der ehemaligen Scheunenbebauung entschied sie sich für Mehrgenerationen-Wohnen, bei dem Senior(inn)en-, Single- und Familienwohnungen über Innenhöfe miteinander verbunden sind.
„Man muss sich das wie Scheibchen vorstellen: die Single-Wohnung ist eine Einheit, es folgt die Familien-Wohnung und dann kommt die Senioren-Wohnung. Die Gemeinschaftsfläche der jeweiligen Wohneinheiten stellt bei meinem Entwurf der verbindende Innenhof“, erläutert Kaiser ihr Konzept. Bei den Wohnungen und in den Innenhöfen soll die ursprüngliche Holzkonstruktion der Scheune erhalten bleiben. „Die Scheunenbebauung erinnert an die Architektur von Bauernhöfen. Früher war es üblich, dass von den Großeltern bis zu den Enkelkindern alle Familienmitglieder in einem Haus wohnten. Heutzutage ist dies meist wegen beruflich bedingter Wohnungsortswechsel nicht mehr möglich, jedoch könnte das Konzept auch außerhalb der eigenen Familie funktionieren“, erklärt die angehende Architektin.
Im eigentlichen Salinengebäude hat Kaiser eine Ausstellungshalle vorgesehen. An den Veranstaltungsraum schließt auf der einen Seite ein Theater und auf der anderen ein Restaurant mit Catering an. Im vorderen Bereich des Salinengebäudes soll das schon existierende Museum für Salzproduktion bestehen bleiben. Die sich im Hof befindliche ehemalige Tischlerei eignet sich nach Vorstellung der Studentin als Geschmacksschule. Im Erdgeschoss befände sich eine Kochschule mit drei Schulküchen, im Obergeschoss zwei Räume, die beispielsweise für Weinproben genutzt werden könnten.
Die Entwürfe der anderen Studierenden reichten von einem Salinen-Hotel über ein Wellness- und Kongress-Zentrum bis hin zu einem Oldtimer-Museum. „Die Studierenden zeichneten die Grundrisse in großem Maßstab auf und führten ein Detail vertieft aus, beispielsweise das Dämmen der Wand oder des Dachs. An den Plänen, der Bausubstanz, sollten sie keine großen Änderungen vornehmen. Anbauten waren möglich, diese mussten sich gestalterisch jedoch klar von der bestehenden Struktur abheben“, fasst Prof. Ehlers die Ausarbeitungen zusammen.
Die Saline in Bad Nauheim wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut. In den 50er Jahren ging die Produktion aufgrund des billigeren Steinsalzes zurück, sodass sie 1959 geschlossen wurde. In den folgenden Jahren errichtete der städtische Bauhof zu Lagerzwecken die Scheune, die den Hof vom nahegelegenen Neubauviertel abgrenzt.
Der viersemestrige weiterführende Master-Studiengang „Architektur“ an der Fachhochschule Frankfurt am Main verfügt über ein praxisnahes Profil mit dem inhaltlichen Schwerpunkt „Entwurf und Konstruktion – Von der Idee bis zum Detail“. Individuelle Schwerpunkte können aus den Themengebieten „Bau- und Planungsökonomie“, „Theorie, Geschichte, Gebäudekunde, Städtebau“ und „Sondergebiete der Konstruktion, des Materials und des Tragwerks“ gesetzt werden. Es besteht auch die Möglichkeit, aus Wahlpflichtmodulen der anderen bau- und planungsbezogenen Master-Studiengänge der Hochschule wie „Barrierefreie Systeme“, „Umweltmanagement und Stadtplanung in Ballungsräumen“, „Zukunftssicher Bauen“ und „Urban Agglomerations“ zu wählen. Die Absolvent(inn)en erwerben die Qualifikation für selbstverantwortliche, leitende Tätigkeiten in Planungsbüros und -gesellschaften oder entsprechenden Bereichen im öffentlichen Dienst. Bewerbungsende für das Sommersemester ist der 15. Februar 2013, für das Wintersemester der 15. September 2013.
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Näheres zum Bachelor-Studiengang Architektur unter:
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