Mit Künstlicher Intelligenz das Bodenverhalten prognostizieren
Klimaanpassung ist häufig mit Baumaßnahmen verbunden: Etwa von Deichen, Windenergieanlagen oder Pfählen zur Nutzung der Erdwärme. Die Beschaffenheit von Böden ist für solche Bauprojekte ein ausschlaggebender Faktor. Sie mittels Künstlicher Intelligenz (KI) effizient und präzise zu simulieren, ist Ziel der Nachwuchsgruppe „GINN“. Unter Leitung von Dr. Merita Tafili wird sie an der Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften der Ruhr-Universität Bochum eingerichtet und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung seit 1. September 2024 mit einer Million Euro gefördert.
Körner mit wenig Zusammenhalt
Im Mittelpunkt der Arbeiten der Gruppe stehen sogenannte diskontinuierliche Materialien, also Materialien, die aus einzelnen Partikeln oder Körnern mit keinem oder wenig Zusammenhalt bestehen. „Sie verhalten sich bei mechanischer Beanspruchung äußerst komplex, was ihre genaue Simulation anspruchsvoll und aufwendig macht“, erklärt Merita Tafili. „Wir wollen durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, insbesondere maschinellem Lernen und neuronalen Netzen, das komplexe Verhalten diskontinuierlicher Materialien effizienter und präziser simulieren.“
Im Projekt wird ein neuartiges Simulationsmodell entwickelt, das geophysikalische und thermodynamische Prinzipien mit fortschrittlichen Machine-Learning-Algorithmen kombiniert. So sollen neuronale Netze entstehen, die in der Lage sind, das Verhalten von Böden unter verschiedenen Belastungs- und Umweltbedingungen realitätsnah und zuverlässig zu prognostizieren. Dies wird durch die Nutzung von realen sowie synthetisch generierten Daten ermöglicht, die aus Experimenten und Simulationen gewonnen werden.
Effizient und kostensparend planen
Ein besonderer Fokus liegt auf der Entwicklung eines KI-Systems, das eigenständig wichtige Zustandsvariablen für das Materialverhalten identifiziert und die Ergebnisse in leistungsfähige Simulationen überträgt. So sollen geotechnische Bauwerke der Energiewende, zum Beispiel Gründungen von Offshore-Windenergieanlagen oder geothermisch genutzte Pfähle, optimiert werden. Damit würden auch die Kosten sinken. „Wir wollen die neuartigen Simulationswerkzeuge weiterhin nutzen, um geotechnische Bauwerke sicher und resilient gegen klimabedingt erhöhte Einwirkungen auszulegen, beispielsweise Damm- und Deichbauwerke gegenüber höheren Temperaturen und Einstauhöhen“, so Merita Tafili.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Merita Tafili
Lehrstuhl für Bodenmechanik, Grundbau und Umweltgeotechnik
Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 32 23093
E-Mail: merita.tafili@ruhr-uni-bochum.de
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen
Die zukunftsorientierte Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraumes erhält eine immer größer werdende Bedeutung. Die weltweite Forschung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.
Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Nachhaltiges Bauen, innovative Baumaterialien, Bautenschutz, Geotechnik, Gebäudetechnik, Städtebau, Denkmalschutz, Bausoftware und Künstliche Intelligenz im Bauwesen.
Neueste Beiträge
Sensoren für „Ladezustand“ biologischer Zellen
Ein Team um den Pflanzenbiotechnologen Prof. Dr. Markus Schwarzländer von der Universität Münster und den Biochemiker Prof. Dr. Bruce Morgan von der Universität des Saarlandes hat Biosensoren entwickelt, mit denen…
Organoide, Innovation und Hoffnung
Transformation der Therapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) bleibt eine der schwierigsten Krebsarten, die es zu behandeln gilt, was weltweite Bemühungen zur Erforschung neuer therapeutischer Ansätze anspornt. Eine solche bahnbrechende Initiative…
Leuchtende Zellkerne geben Schlüsselgene preis
Bonner Forscher zeigen, wie Gene, die für Krankheiten relevant sind, leichter identifiziert werden können. Die Identifizierung von Genen, die an der Entstehung von Krankheiten beteiligt sind, ist eine der großen…