Sensor sagt Glasbruch voraus

Sei es das Centre Pompidou, die Eingangspyramide des Louvre, das Münchner Uptown-Hochhaus oder das Berliner Spreedreieck – beim Bau moderner Gebäude setzen Architekten gerne auf Konstruktionen aus Glas und Stahl.

Ganzglasfassaden sind heute keine Seltenheit mehr. Immer wiederkehrende Meldungen von herabstürzenden Fassadenelementen haben inzwischen jedoch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung auf den Plan gerufen, das eine regelmäßige Überprüfung des Gefährdungspotenzials vorschreibt.

Das Problem: Die bislang eingesetzten Überwachungsinstrumente registrieren lediglich das Geräusch von brechendem Glas. Sie können daher nur den kompletten Bruch feststellen und nicht rechtzeitig vor drohenden Gefahren warnen.

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung ISC in Würzburg haben gemeinsam mit Industriepartnern einen Sensor entwickelt, der selbst Mikrorisse von fünf Millimetern Länge erkennt und so frühzeitig auf erforderliche Reparaturen hinweist – lange bevor das Glas tatsächlich bricht. »Wir haben in einer Fensterscheibe mehrere piezoelektrische Sensor-Aktor-Module angebracht. Auf einer Fläche von einem Quadratmeter finden sich – in einem Abstand von jeweils einem Meter – vier Sensoren am Scheibenrand. Ein Sensor-Aktor-Modul erzeugt eine Ultraschallwelle, die von den anderen registriert wird. Bleibt das Schallsignal konstant, so ist die Scheibe nicht defekt.

Ändert es sich, deutet dies auf einen Riss hin, der etwa beim Transport oder durch Einbaufehler entsteht. Meist geht dieser Riss vom Rand der Scheibe aus und ist zunächst nicht sichtbar. Erst im Lauf der Zeit vergrößert er sich, beispielsweise durch Temperaturschwankungen«, erklärt Dr. Bernhard Brunner, Arbeitsgruppenleiter am ISC.

Die Sensoren sind per Kabel mit der Gebäudeleittechnik verbunden. Die dort eingehenden Daten werden automatisch analysiert. Im Fall eines Risses wird ein Alarm ausgelöst. »Es ist uns gelungen, unsere 15 mal 15 mal 0,5 Millimeter großen Sensoren in Verbundglasscheiben einzubauen. Bereits beim Herstellungsprozess lassen sie sich zwischen die beiden Glasplatten integrieren. Somit kann die Sensorik das Glas schon vor dem Einbau auf Transportdefekte prüfen,« ergänzt Brunner.

Auch Glashersteller und Glasveredler haben die Möglichkeit, beim Warenein- oder -ausgang Tests durchzuführen. Doch das neue Sicherheitssystem sagt nicht nur Glasbrüche voraus, es bietet auch Komfortfunktionen: Die Sensor-Aktor-Module sind mit Temperatur- und Lichtsensoren gekoppelt, die – je nach Lichteinfall – einzelne Jalousien gezielt hoch- oder herunterfahren und so das Raumklima steuern.

Derzeit sind die Projektpartner auf der Suche nach Fassadenbauern, die den Sensor testweise einsetzen. Vom 18. bis zum 20. Mai zeigen die Experten einen Prototyp auf der Messe Sensor+Test in Nürnberg (Halle 12, Stand 202).

Media Contact

Dr. Bernhard Brunner Fraunhofer Mediendienst

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen

Die zukunftsorientierte Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraumes erhält eine immer größer werdende Bedeutung. Die weltweite Forschung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Nachhaltiges Bauen, innovative Baumaterialien, Bautenschutz, Geotechnik, Gebäudetechnik, Städtebau, Denkmalschutz, Bausoftware und Künstliche Intelligenz im Bauwesen.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Spezielle Beschichtungen auf der ISS im Test

Montanuniversität Leoben bringt Innovation ins All: Ein bedeutender Schritt für die Weltraumforschung und die Montanuniversität Leoben: Nach langen Vorbereitungsarbeiten sind hochentwickelte Dünnfilmbeschichtungen aus Leoben nun auf der Internationalen Raumstation (ISS)…

Holzfeuerungen mit bis zu 80% weniger NOx-Emissionen

Fraunhofer Forscher haben gemeinsam mit dem Projektpartner Endress Holzfeuerungen eine neuartige Feuerungstechnik entwickelt, die NOx-Emissionen um bis zu 80 Prozent reduzieren kann. Damit können auch zukünftige Grenzwerte zuverlässig eingehalten werden….

Ein neues Puzzlestück für die Stringtheorie-Forschung

Wissenschaftlerin vom Exzellenzcluster Mathematik Münster beweist Vermutung aus der Physik. Dr. Ksenia Fedosova vom Exzellenzcluster Mathematik Münster hat mit einem internationalen Forschungsteam eine Vermutung aus der Stringtheorie bewiesen, die Physikerinnen…