StadtLandNavi entwickelt anpassungsfähige Tools für ein nachhaltiges Flächenmanagement

Stoermthaler See Markkleeberger See Peter Radke

Vergangene Woche begann mit einem Kick-off Treffen in Leipzig das Forschungsprojekt StadtLandNavi, das von der HafenCity Universität Hamburg (HCU Hamburg) koordiniert wird. Das Projekt entwickelt den Ansatz einer strategischen Navigation für eine ressourcenschonende Landnutzung am Beispiel der Stadtregion Leipzig und erprobt diesen.

Dazu werden zusammen mit den regionalen Akteuren Geodaten sowie Planungs- und Kooperationsprozesse analysiert und weiterentwickelt. Damit soll ein gemeinsames, flexibles Handeln über administrative Grenzen hinweg ermöglicht werden.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert StadtLandNavi bis zum Jahr 2023 mit insgesamt 2,3 Mio. Euro im Rahmen der Fördermaßnahme Stadt-Land-Plus. Beteiligt sind neben der HCU Hamburg der Grüne Ring Leipzig, die Hochschule Anhalt, der Regionale Planungsverband Leipzig-Westsachsen, die Stadt Leipzig und die Technische Universität Dresden.

Die Ungewissheit darüber, was in der Zukunft geschehen wird, ruft beim Menschen Verunsicherung und Ängste hervor. Eine vorausschauende Planung der räumlichen Entwicklung ist eine Strategie, um Unsicherheiten entgegenzuwirken.

In der Regel ist es jedoch schwierig, in formellen Planungsprozessen flexibel auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren. StadtLandNavi entwickelt und erprobt daher einen Planungsansatz, der mit einem Navigationsgerät vergleichbar ist. Er ermöglicht, bei geänderten Rahmenbedingungen und Entwicklungen die Route zur Erreichung des Ziels neu zu berechnen.

Die Herausforderungen der Stadtregion Leipzig und deren Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen 30 Jahren mehrfach grundlegend geändert. Nach drastischen Einwohnerverlusten in den 1990er Jahren stagnierte die Einwohnerentwicklung in der Stadtregion. Seit dem Jahr 2011 wächst sie wieder rasant. Damit gehen Angebotsengpässe im Wohnungsmarkt sowie damit verbunden steigende Mieten einher. Der Druck auf Grün- und Freiflächen steigt.

Kern von StadtLandNavi ist ein regionales Konzept für die Kulturlandschaft, d. h. die natürlich erlebbare, kulturell gewachsene und identitätsstiftend wirkende Landschaft. Es soll Möglichkeiten für die Entwicklung der Kulturlandschaft sowie von Siedlungen und Wohnflächen aufzeigen und damit einen Interessenausgleich zwischen Stadt und Land fördern. Dazu werden u. a. Grundlagen für ein regionales Wohnflächenkonzept entwickelt, das neue Standorte für den Wohnungsbau verortet.

In den kooperativen Prozess, der in enger Zusammenarbeit mit dem ebenfalls vom BMBF-geförderten Projekt Interko² erfolgt, werden die regionalen Akteure einbezogen. Umsetzungsprojekte dienen dazu, Freiräume aufzuwerten und Siedlungsflächen zu aktivieren. Ein Monitoringsystem zeigt auf, wenn sich Entwicklungen oder Rahmenbedingungen ändern, sodass die regionalen Akteure ihre Strategien anpassen können.

Prof. Dr.-Ing. Jörg Knieling, Professor für Stadtplanung und Regionalentwicklung an der HCU Hamburg und Leiter des Forschungsprojekts StadtLandNavi : „In einer engen Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis entwickelt und erprobt StadtLandNavi ein Instrumentarium für das Planungsmanagement, das es der Stadtregion Leipzig ermöglicht, auf die Herausforderungen ungewisser Zukünfte flexibel zu reagieren.“

Dr. Thomas Zimmermann (HCU Hamburg), neben Prof. Dr.-Ing. Jörg Knieling Leiter des Forschungsprojekts StadtLandNavi: „Im Gegensatz zum vorherrschenden Planungsmodus, der mit dem Fahren nach einem Autoatlas vergleichbar ist, erfordert eine nachhaltige Flächennutzung ein Vorgehen, das einem Navigationsgerät ähnelt und ständig die Route neu berechnet. Um ein gewisses Ziel zu erreichen ist es erforderlich, sich an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen.“

Heiko Rosenthal, Bürgermeister der Stadt Leipzig für Umwelt, Ordnung, Sport sowie Sprecher des Grünen Ringes Leipzig: „Die grüne und blaue Infrastruktur sind wesentliche weiche Standortfaktoren, die zur hohen Lebensqualität der Stadtregion Leipzig beitragen und deshalb geschützt und gestärkt werden müssen. Durch das Bevölkerungswachstum beobachten wir einen immer stärkeren Nutzungsdruck auf die Freiflächen, was eine Neuausrichtung von Planungsansätzen notwendig macht.

Mit dem Grünen Ring Leipzig verfügen wir in der Stadtregion Leipzig seit 1996 über ein funktionierendes interkommunales Arbeitsnetzwerk, das sich vor allem über die Umsetzung des bestehenden Strategiepapieres „Regionales Handlungskonzept des Grünen Ringes Leipzig“ in das Forschungsprojekt StadtLandNavi einbringen wird, um daraus Rückschlüsse und neue Impulse für die künftige Entwicklung ableiten sowie Pilotprojekte umsetzen zu können.“

Dr. Thomas Zimmermann
+49 (0)40/428274525
thomas.zimmermann@hcu-hamburg.de

https://www.hcu-hamburg.de/presse/news/news/#343

Media Contact

Marina Brink idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen

Die zukunftsorientierte Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraumes erhält eine immer größer werdende Bedeutung. Die weltweite Forschung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Nachhaltiges Bauen, innovative Baumaterialien, Bautenschutz, Geotechnik, Gebäudetechnik, Städtebau, Denkmalschutz, Bausoftware und Künstliche Intelligenz im Bauwesen.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Selen-Proteine …

Neuer Ansatzpunkt für die Krebsforschung. Eine aktuelle Studie der Uni Würzburg zeigt, wie ein wichtiges Enzym in unserem Körper bei der Produktion von Selen-Proteinen unterstützt – für die Behandlung von…

Pendler-Bike der Zukunft

– h_da präsentiert fahrbereiten Prototyp des „Darmstadt Vehicle“. Das „Darmstadt Vehicle“, kurz DaVe, ist ein neuartiges Allwetter-Fahrzeug für Pendelnde. Es ist als schnelle und komfortable Alternative zum Auto gedacht, soll…

Neuartige Methode zur Tumorbekämpfung

Carl-Zeiss-Stiftung fördert Projekt der Hochschule Aalen mit einer Million Euro. Die bisherige Krebstherapie effizienter gestalten bei deutlicher Reduzierung der Nebenwirkungen auf gesundes Gewebe – dies ist das Ziel eines Projekts…